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VII. Die Fixsterne, Nebelflecke und Sternhaufen
wie die Nebelflecken. Die Aufnahmeinstrumente müssen also vor allem für
Flächenabbildurig möglichst lichtstark sein, d. h. bei möglichst großer Öff
nung relativ kurze Brennweite besitzen. Werden derartige Objektive (Porträt-,
Kinolinsen usw.) verwendet und die Platten genügend lange exponiert, so
ist es schließlich leicht, auf den Aufnahmen bekannte Gebiete der Milchstraße
zu identifizieren und auch in ihren Umrissen wiederzuerkennen. Bei dem sehr
beträchtlichen Durchmesser der Sternscheibchen, wie sie derartige Objektive
mit großem Öffnungsverhältnis (1: 5 bis 1 :2.5) geben, wird allerdings dabei
durch das Zusammenfließen der Scheibchen in den dichten Stellen gegen
über den leeren eine außerordentlich verstärkte Kontrastwirkung erzeugt,
die aber die Umrisse der Milchstraße viel besser zeigt, als das auf irgend
einem anderen Wege erzielt werden kann. Bei der Betrachtung dieser,
auch ästhetisch hervorragenden Leistungen der Photographie darf man aber
nie vergessen, daß die Photographie in bezug auf Kontraste auch nicht an
nähernd der Wirklichheit entspricht, sondern bei allerdings richtiger Dar
stellung der Formen, was ja das Wichtigste ist, stark übertriebene Hellig
keitsunterschiede liefert.
Wohl die wertvollste, weil unter Innehaltung einer ganz bestimmten
einheitlichen Expositionszeit erhaltene Aufnahme der Milchstraße stellen
die Blätter der FRANKLiN-AüAMskarten dar. Sie umfassen die Arbeit
eines Liebhaberastronomen, der 1903 bis 1909 mit einem 6zölligen vor
trefflichen TAYLOR-CooKEobjektiv 1 : 4.5 auf 206 Platten den ganzen Himmel
im Maßstabe der Bonner Durchmusterung in je zweistündigen Expositionen
aufgenommen hat. Obwohl die Grenze der abgebildeten Sterne auf den
Aufnahmen je nach der Qualität der Luft bis 14.5 m oder gar 15 m reicht, ist
in einzelnen Gegenden, wie Monoceros, Canis maior usw. der Milchstraßen
umriß noch nicht herausgekommen, ein Zeichen, daß die Auflösbarkeits
schwelle hier noch nicht erreicht ist. Anderseits enthalten die Platten Ge
genden wie Carina, die Große Kapwolke u. a., die z. T. bereits überexpo
nierte weiße Flecken zeigen und auf eine merkliche Überschreitung des
Schwellenwertes hindeuten.
Verfolgt man den zwischenliegenden Verlauf der Milchstraße Karte für
Karte systematisch weiter, so findet man bald Blätter, die eine dem visuellen
Eindruck am Himmel sehr nahe entsprechende Wiedergabe der galaktischen
Umrisse zeigen. An dem in unseren Gegenden sichtbaren Himmel sind es
in erster Linie die Gebiete zwischen Cassiopeia und Sagittarius, die dieser
Forderung entsprechen, darunter wieder besonders die scharfen Konturen
einzelner Milchstraßenwolken in Aquila und Scutum. Vergleicht man
einmal das visuelle Bild mit den Aufnahmen (s. Tafel XVI) und dann mit
dem direkten Bild in einem größeren Fernrohr, so erkennt man ohne Schwierig
keit, daß es im wesentlichen Sterne der 14. bis 15. Größe sind, die hier das
visuelle Bild der Milchstraße am Himmel hervorrufen. An dieser Feststellung
wird dadurch nichts geändert, daß an manchen anderen Stellen, wie z. B.
zwischen y und ß Cygni auch merklich hellere Sterne sehr wesentlich an
dem Zustandekommen der an dieser Stelle auftretenden Kondensationen der
Milchstraße mitwirken.
Neben den photographischen Spezialaufnahmen, deren schönste und
reichhaltigste Sammlungen wir M. Wolf und Barnard verdanken, kann oft