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A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden
vorherrschen, abnimmt. Bestimmte anatomische Merkmale lassen es er
forderlich erscheinen, daß unter normalen Verhältnissen jedes einzelne
Zäpfchen alle Farbenempfindungen vermittelt, daß dies also nicht etwa
über rot-, grün- oder violettempfindliche Zellen geschieht, wie man das früher
glaubte.
In einem lichtstarken Spektrum erscheint das Maximum der Helligkeit im
Gelb; bei abnehmender Helligkeit verschiebt sich dieses Maximum für das
menschliche Auge immer mehr nach dem brechbareren Teile des Spektrums
hin, bis es schließlich beim Verschwinden scheinbar im grünblauen Teile
liegt (S. 126). Dieser sog. PuRKiNjEeffekt ist von der größten Wichtigkeit. Da
es sich in der beobachtenden Astronomie sehr häufig, wenn nicht in den
meisten Fällen um die Wahrnehmung sehr schwacher Lichteindrücke handelt,
so liegt es auf der Hand, wie vorsichtig z. B. alle Farbenbeobachtungen von
Nebelflecken, schwachen Sternen usw. beurteilt werden müssen.
In den exakten Wissenschaften reicht das Sehen allein in den meisten
Fällen nicht aus, sondern es muß gemessen werden. Wie nun aber auch
die Art der Messung beschaffen sein und welche Konstruktion der betreffende
Meßapparat haben möge, letzten Endes muß das Auge an der Messung
teilnehmen durch einen Vorgang, den man Schätzung nennt. Durch diese
Schätzung wird aber ein subjektives Element in die Messung gebracht und
damit, bei der Unvollkommenkeit einer jeden menschlichen Sinnestätigkeit,
eine Fehlerquelle, die häufig nur mit den größten Schwierigkeiten unschäd
lich zu machen ist. Für jedes wissenschaftliche Messen ist die Frage der
subjektiven Fehler von größter Wichtigkeit, da sie aber in jedem einzelnen
Falle eine spezielle Behandlung und Untersuchung erfordert, ist es zweck
mäßig, ihrer bei den einzelnen Instrumenten und Beobachtungsmethoden
zu gedenken.
II. Die Spektralanalyse.
Der Spektralanalyse fällt die Aufgabe zu, das Licht, das von einem ir
dischen oder himmlischen Körper ausgeht, nach den verschiedenen Längen
der Lichtwellen zu zerlegen, so daß die einzelnen Lichtarten, welche ur
sprünglich miteinander vermischt waren, getrennt erkannt und untersucht
werden können. Die Apparate, welche hierzu dienen, werden Spektroskope,
Spektrometer oder Spektrographen genannt. Die durch diese Zerlegung
gewonnene Kenntnis der speziellen Lichtzusammensetzung oder des Spek
trums gestattet in Verbindung mit den spektralanalytischen Theorien un
mittelbare Schlußfolgerungen in betreff der chemischen und physikalischen
Konstitution sowie der Temperatur der untersuchten Körper. Ja, es ist so
gar gelungen, auf diesem Wege Aufschluß über mechanische Bewegungen
und Entfernungen der Himmelskörper zu erhalten.
Es sollen nun zuerst verschiedene Spektroskopkonstruktionen besprochen
werden, von den einfachsten bis zu den komplizierteren modernen Apparaten,
ihre Verwendung am Fernrohr, sowie die direkte und photographische
Abbildung der Spektra und ihre nachherige Verwertung. Alsdann möge
eine Darstellung der wichtigsten spektralanalytischen Theorien gegeben
werden.