II. Die Spektralanalyse
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Abb. 33. Linienkrümmung in
einem Prismenspektrum.
len Ebene eintreten, in anderer Entfernung statt, als für diejenigen Strahlen,
die in der dazu senkrechten Ebene eintreten. Man erhält also nirgends von
einem Punkte wieder einen Punkt, und alle Bilder von ausgedehnten Ob
jekten werden unscharf.
Glücklicherweise gibt es aber Spezialfälle, in denen auch nach dem Durch
gänge durch Prismen ein homozentrisches Bündel homozentrisch bleibt.
Das ist einmal der Fall, wenn die Strahlen, die auf das Prisma fallen, unter
sich parallel sind, oder wenn der Winkel, den die Strahlen miteinander
bilden, sehr klein ist. Aber auch für ein Bündel von etwas größerem Öffnungs
winkel bleibt Homozentrizität einigermaßen
bestehen, wenn das Prisma die Eigenschaft
hat, den Strahl nicht merklich abzulenken; die
sen Vorteil bieten näherungsweise die ge-
radsichtigen Prismensysteme. Man muß also
die Spektralapparate so konstruieren, daß man
entweder paralleles oder nahe paralleles Licht verwendet, oder man muß
sich geradsichtiger Prismen bedienen.
Wir wollen nun annehmen, daß der Spalt Licht aussendet, in dem eine
rote, grüne und violette Wellenlänge fehlt. Nach erfolgter Dispersion
müßte man dann ein Spektrum erhalten, mit je einer geradlinigen Unter
brechung in Rot, Grün und Violett. Nun fällt aber nur der Lichtstrahl, der
die Mitte des Spaltes verläßt, senkrecht zur brechenden Kante des Prismas
ein, nicht aber z. B. ein solcher, der von dem einen Ende des Spaltes aus
geht; derselbe tritt schräg ein, hat im Prisma einen längeren Weg zurück
zulegen und erfährt deshalb eine stärkere Ablenkung, d. h. an den Kanten
des Spektralbandes ist das Licht stärker abgelenkt als in der Mitte; die
Spektrallinien sind also nicht mehr gerade, sondern gekrümmt und zwar
nach Violett hin konkav; da die Ablenkungsvermehrung für die violetten
Strahlen stärker ist als für die roten, so sind die Linien im violetten Teile des
Spektrums stärker gekrümmt als im roten. Ein prismatisches Spektrum zeigt
daher die Linienkrümmung, wie sie Abb. 33 übertrieben andeutet. Bei der
photographischen Abbildung von Spektren kann man die Breite derselben
meist so gering wählen, daß auch bei starken Ablenkungen die Wirkung
der Krümmung gering wird.
Einfache Spektralapparate. Die Konstruktion der einfachsten Spektral
apparate bietet nach den vorhergegangenen Bemerkungen nunmehr dem Ver
ständnis keine besonderen Schwierigkeiten. Die einfachste Form besteht nur
aus Prisma und Spalt, wobei letzterer eventuell auch noch fehlen kann, sofern
nämlich die zu untersuchende Lichtquelle selbst Linienform hat. Man
stelle den Spalt oder die ihn ersetzende Lichtlinie — Geissler sehe Röhre,
Reflex des Lichtes an einem Glasrohr usw. — in die deutliche Sehweite
und betrachte diese durch ein Prisma, so erscheint der Spalt in das Spek
trum ausgezogen. Man kann nach diesem Prinzip schon mit den allerein
fachsten Mitteln Spektra beobachten, z. B. das Sonnenspektrum, indem man
durch ein Prisma hindurch den Widerschein des Sonnenlichtes auf einem
Glasstabe betrachtet.
Die Vorteile, welche die Beobachtung eines Gegenstandes durch eine Lupe
gewährt, sind auch ohne weiteres beim Spektroskop zu erzielen. Man be
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