Full text: Astrophysik

II. Die Spektralanalyse 
37 
Abb. 37. Spalt 
mit Mikrometer 
regulierung'. 
Da die Reinheit des Spektrums, die für die Trennung der verschiedenen 
Wellenlängen so überaus wichtig ist, von der Breite der Spaltöffnung ab 
hängt, so muß die Ausführung des Spaltes eine so präzise sein, daß er bei 
größter Feinheit, etwa 0.01 mm Öffnung, seiner ganzen Länge nach eine 
gleichföimige Lichtlinie darstellt. Je enger aber der Spalt ist, um so weniger 
Licht tritt in das Spektroskop ein, und es bleibt daher bei der Untersuchung 
schwächerer Lichtquellen oft nichts anderes übrig, als eine verminderte Rein 
heit des Spektrums mit in Kauf zu nehmen und bei einem weiteren Spalte 
zu beobachten. Im allgemeinen muß daher bei jedem Spektroskop die Spalt 
weite innerhalb gewisser Grenzen mikrometrisch zu verändern sein. Es ist 
daher verständlich, daß ein wirklich gut ausgeführter Spektroskopspalt ein 
mechanisches Kunstwerk darstellt (Abb. 
37). Den Spaltkanten gibt man dabei 
eine keilförmige Gestalt und stellt sie 
bei wertvollen Instrumenten aus mög 
lichst hartem und gegen Luft oder Dämpfe 
möglichst widerstandsfähigem Material 
her. Am besten haben sich hierfür Le 
gierungen aus Iridium und Platin be 
währt. 
Sind die Spaltkanten nicht vollkom 
men ausgeführt, sind z. B. kleine Zacken vorhanden, so werden bei enger 
Spaltstellung diese die gegenüberstehende Kante berühren; die Spaltunter 
brechungen stellen sich dann als dunkle Längslinien im Spektrum dar. Die 
gleiche Wirkung üben natürlich auch Verunreinigungen des Spaltes durch 
Staub usw. aus, weshalb auch bei einfacheren Instrumenten der Spalt außer 
Gebrauch stets durch einen Deckel geschützt sein muß. 
Der Spalt befindet sich in der Brennebene der Kollimatorlinse, es ver 
wandelt sich also jeder der Lichtkegel, die von dem betrachteten Punkte des 
Spaltes ausgehen, nach dem Passieren der Kollimatorlinse in ein paralleles 
Strahlenbündel von der Öffnung der Kollimatorlinse. Durch das Prisma werden 
nunmehr die Strahlenbündel zerlegt, und zwar so, daß die Strahlen gleicher 
Wellenlänge unter sich parallel bleiben. Das Prisma wird also von parallelen 
homogenen Strahlenbündeln verlassen. 
Das Beobachtungsfernrohr, mit dem man im zusammengesetzten Spektro 
skop das Spektrum betrachtet oder photographiert, folgt auf das Prisma. 
Dabei muß das Objektiv etwas größeren Durchmesser als das Prisma oder 
gar die Kollimatorlinse besitzen; es sei indessen gleich hier darauf hinge 
wiesen, daß man im allgemeinen die Höhe des Spaltes im Verhältnis zum 
Durchmesser der Objektive so gering nimmt, daß auch bei gleich großer 
Öffnung der beiden Öbjektive der entstehende Lichtverlust nur verschwin 
dend gering ist; jedenfalls aber darf das Objektiv des Beobachtungsfernrohrs 
nicht kleiner sein als das Kollimatorobjektiv. 
Das in der Brennebene des Beobachtungsfernrohrs entstehende reelle 
Spektrum wird nun entweder direkt durch eine Lupe (Okular) betrachtet oder 
auf einer in der Brennebene befindlichen photographischen Platte aufgenom 
men. Im ersteren Falle haben wir es mit einem Spektroskop zu tun, im an 
deren mit einem Spektrographen.
	        
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