Full text: Astrophysik

38 
A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden 
Von großer Bedeutung ist die Helligkeit des Spektrums. Diese darf bei 
visuellen Beobachtungen nicht unter gewisse Grenzen heruntergehen, weil 
sonst die Einzelheiten nicht mehr erkennbar sind. Nun reflektiert eine gut 
polierte Glasoberfläche mindestens 5% bis 6% des senkrecht auffallen 
den Lichtes, je nachdem Krön- oder Flintglas in Frage tritt. Je schräger das 
Licht auf die Fläche fällt, um so stärker wird die Reflexion. Man wird daher 
nicht zu hoch greifen, wenn man annimmt, daß jede Glasfläche im Spektro 
skop 6% Lichtverlust durch Reflexion gibt. Nun haben wir aber in einem 
Spektroskop mit beispielsweise zwei Prismen: zwei Flächen von der verkit 
teten achromatischen Kollimatorlinse, vier Prismenflächen, zwei Objektiv 
flächen, zwei Okularflächen, zusammen zehn Flächen, die durch Reflexion 
einen Lichtverlust von 46% ergeben, d. h. ungefähr die Hälfte des ganzen 
Lichtes geht durch Reflexion in diesem Spektroskop verloren! 
Viel schwieriger ist es, den Lichtverlust durch Absorption festzustellen, 
da derselbe nicht nur für die einzelnen Farben, sondern auch für die ver 
schiedenen Glassorten sehr verschieden ist und von der Dicke der Glasschicht 
abhängt. Bei der Benutzung weißer Flintglassorten ist der Absorptionsver 
lust im sichtbaren Teile des Spektrums nicht sehr bedeutend. Im schweren, 
gelblich gefärbten Flintglase ist dagegen bei Verwendung mehrerer Pris 
men Blau und Violett zuweilen völlig ausgelöscht. Im Ultraviolett und 
Ultrarot absorbieren alle Glassorten schon recht stark; für die Beobach 
tung oder Aufnahme dieser Spektralteile müssen die Prismen und Linsen 
aus- Quarz, Kalkspat, Flußspat, bzw. Steinsalz, Sylvin usw. hergestellt wer 
den, oder die Spektroskope müssen so konstruiert sein, daß nur Reflexionen 
an Metallflächen stattfinden, das Licht also keine optischen Medien zu pas 
sieren hat. 
Ausmessung der Spektra. Die Endaufgabe jeder spektroskopischen 
Messung ist die Ermittelung der Wellenlänge besonders markierter Stellen 
der Spektra, speziell also von hellen oder dunklen Spektrallinien. Diese 
Aufgabe zerfällt in zwei Teile, deren erster der Ableitung absoluter 
Wellenlängen von Spektrallinien gilt, den wir aber aus praktischen Grün 
den erst in zweiter Linie besprechen werden. Der zweite, einfachere und 
leichtere Teil der Aufgabe beschäftigt sich mit der Ableitung der Wellen 
länge unbekannter Linien im Anschlüsse an Linien, deren Wellenlänge 
bereits bekannt ist. Es handelt sich hierbei also um relative Messungen, die 
einzige Art, welche mit Prismenspektroskopen ausgeführt werden kann. 
Die verschiedenen Linien eines Spektrums unterscheiden sich, abge 
sehen von ihrer Farbe, durch die verschiedene Ablenkung, welche die be 
treffenden Strahlen von ihrer ursprünglichen Richtung, der Kollimationslinie, 
nach dem Durchgänge durch das Prisma erfahren. Je näch der Stellung des 
Prismas zur Kollimationslinie sind diese Ablenkungen innerhalb gewisser 
Grenzen willkürlich; wir haben aber schon erfahren, daß eine dieser Ablen 
kungen sich vor den anderen auszeichnet, nämlich das Minimum der Ablen 
kung (S. 19). Dreht man in einem Spektroskop das Prisma um seine Achse, 
so verschiebt sich das Spektrum im Gesichtsfelde nach der Richtung der 
kleineren Ablenkung hin bis zu einem gewissen Punkte; bei weiterer Drehung 
bewegt sich das Spektrum nicht über diesen Punkt hinüber, sondern kehrt 
wieder um. Dieses Minimum der Ablenkung ist für jedes Prisma und für
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.