II. Die Spektralanalyse 39
jede bestimmte Wellenlänge eine konstante Winkelgröße, die genau definier
bar ist und in jedem größeren Spektroskop ermittelt werden kann.
Die Bestimmung der Wellenlängen unbekannter Linien durch relative
Messungen unter Benutzung des Prinzips des Minimums der Ablenkung er
folgt in Spektroskopen, denen man speziell den Namen Spektrometer gegeben
hat, deren Beschreibung jedoch
eigentlich in das Gebiet der Phy
sik gehört. Hier sei nur ein gro
ßes Spektrometer älterer Kon
struktion mit 6 Prismen (Abb.
38) kurz erwähnt. Bei diesem
Instrument ist von einer sehr
sinnreichen automatischen Vor
richtung Gebrauch gemacht, bei
der durch Drehung des Fernrohrs
gleichzeitig die Einstellung der
sämtlichen Prismen auf das Mi
nimum der Ablenkung erfolgt.
Dreht man das Beobachtungs-
Fernrohr B, so wird hierdurch
das letzte Prisma 6 mitgenom
men; dieses zwingt seinerseits
das vorletzte, an der Bewegung
teilzunehmen und so fort bis
zum ersten Prisma 1. Durch
entsprechende Schlitzführungen
ist dafür gesorgt, daß bei diesen
Bewegungen die Basis der Pris
men stets symmetrisch zum Drehungsmittelpunkt bleibt, das ist aber nichts
anderes als die Bedingung für das Minimum der Ablenkung, bei dem ja
das Licht die Prismen parallel zur Basis passiert. Die Bestimmung der Lage
der Linien aus dem Minimum ihrer Ablenkung erfolgt an einem geteilten
Kreise unter Zuhilfenahme von Nonien.
Prismenspektrometer der geschilderten und ähnlicher Art werden gegen
wärtig bei Laboratoriumsversuchen kaum noch verwendet. Die neueren An
forderungen an die Genauigkeit der Ergebnisse haben dazu geführt, daß man
überhaupt von Prismen fast ganz abgekommen und zu den bequemeren
Reflexionsgittern (S. 55) in Verbindung mit der photographischen Platte
übergegangen ist. Wohl das großartigste spektrographische Laboratorium
der Gegenwart befindet sich in Pasadena (Kalifornien) als besondere Abtei
lung des benachbarten Mt. Wilsonobservatoriums.
In der Himmelskunde benutzt man zur relativen Wellenlängenbestim
mung bei visuellen spektroskopischen Beobachtungen das Okularmikrometer,
das genau dieselbe Einrichtung besitzt wie das astronomische Fadenmikro
meter, mit dem Unterschiede, daß eine Drehung im Positionswinkel nicht
erforderlich ist. Die Ablesungen an der Schraube vertreten hier die Ablen
kungswinkel im Spektrometer. Sobald eine Anzahl von Linien bekannter
Wellenlänge mitgemessen ist, können die Beziehungen zwischen Ablesung
Abb. 38. Älteres Spektrometer nach Browning.