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A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden
und Wellenlänge wie in Abb. 39 graphisch oder bei genaueren Messungen
rechnerisch festgestellt werden. Im letzteren Falle geschieht dies mit Hilfe
einer für jedes Prisma bzw. Spektroskop abzuleitenden Dispersionsformel.
Es sind dies Interpolationsausdrücke, von denen eine von J. Hartmann ange
gebene Form, die die in Abb. 39 dargestellte Kurve als Hyperbelzweig auf
faßt, sich besonders eingebürgert hat. Bezeichnet man die Skalendifferenz
d. h. den Abstand zweier Linien in einer willkürlichen Einheit mit a — a 0 ,
mit 2 0 die Wellenlänge der Anschlußlinie, mit c eine Instrumentalkonstante,
so ist genähert
9 cm
Abb. 39. Graphische Auswertung eines
Prismenspektrums.
Die Wellenlängen der Prismenspektra verlaufen also im Gegensatz zu den
Gitterspektren (S. 56) nicht proportional zu den linearen Distanzen, sondern so,
daß die roten Teile wesentlich mehr zusammengedrängt sind als die violetten.
Eine Schwierigkeit, die bei visuell
spektroskopischen Messungen an Gestir
nen häufig auftritt, liegt in der Licht
schwäche des Spektrums. Die Spektra
sind oft so schwach, daß das Faden
kreuz gar nicht zu sehen ist, und man
hat deshalb versucht, andere Meßmar
ken einzuführen. Die besten Erfolge er
zielt man mit zwei gegenüberstehenden
Lichtlinien, die zwischen sich das Spek
trum freilassen. Durch Abschwächen der
Helligkeit dieser Linien und dadurch,
daß man ihnen durch eine besondere
Einrichtung jedesmal die Farbe des zu beobachtenden Spektralteiles gibt,
kann man noch Messungen in Spektren ausführen, die ganz an der Sichtbar
keitsgrenze liegen.
Über die heute allgemein übliche Ausmessung photographischer Spektra,
die viel genauer ausfällt als die direkten Beobachtungen, werden wenige Be
merkungen genügen. Bei der Auswertung sehr heller Spektra, insbesondere
des Sonnenspektrums, bietet die photographische Aufnahme in bezug auf
Genauigkeit der Messungen wohl keinen wesentlichen Vorteil. Ganz anders
aber liegen die Verhältnisse bei schwachen Spektren. Bei der visuellen Be
obachtung kann man über eine bestimmte Dispersion nicht hinausgehen,
weil sonst die Lichtschwäche zu groß wird; für photographische Aufnahmen
kann diese Grenze durch längere Expositionen viel weiter hinausgeschoben
werden. Statt des reellen Bildes im Fokus des Beobachtungsfernrohrs wird
dann das materielle photographische Bild unter dem Meßapparat ausgemessen.
Letzterer ist ein gewöhnliches Mikroskop, das entweder mit einem Okular
mikrometer versehen ist, oder ein solches, bei dem die auf einem Schlitten
gelagerte Platte unter dem Mikroskop durch eine Mikrometerschraube in meß
barer Weise verschoben wird. In diesem Falle enthält das unverändert fest-
stehendeMikroskop nur ein Fadenkreuz im Gesichtsfelde(Abb.40). Daß jede für
Spektralmessungen benutzte Schraube geprüft und auf fortschreitendeund peri
odische Fehler besonders sorgfältig untersucht sein muß, ist selbstverständlich.