Full text: Astrophysik

II. Die Spektralanalyse 
75 
Abb 
3¡t 2n lp R 
Verlauf der Kirchhoffschen Funktion für 
Temperaturen zwischen 1000 und 4000° abs. 
Da die Energiemaxima für die meisten in Frage kommenden Tempera 
turen im Ultrarot liegen und Glas einen großen Teil dieser Strahlen absor 
biert, so ist bei den Versuchen die Anwendung anderer, für diese Strahlen 
gattung durchlässiger 
Medien, wie Kalkspat, 
Sylvin, Steinsalz uner 
läßlich. Die Abb. 63 
stellt den Verlauf der 
Energiekurven für die 
absoluten Temperatu 
ren 1000°, 2000°, 3000° 
und 4000° unter An 
nahme eines normalen, 
d. h. proportional zum 
Maßstab fortschreiten 
den Spektrums dar. Die 
Lage des visuellen Ge 
bietes ist durch die 
Strecke R V angedeutet. 
Wie die Skizze zeigt, 
werden die Maxima der 
Kurven immer spitzer, je mehr die Wellenlängen abnehmen, dafür rücken 
aber die Gipfelpunkte immer enger aneinander. 
Es muß noch einmal betont werden, daß die KiRCHHOFFsche J-Funktion 
in ihrer Form als PLANCxsche Gleichung, Stefan-Boltzmann sches Gesetz, 
WiENSches Verschiebungsgesetz usw. ihrer Definition nach nur für die Strah 
lung eines absolut schwarzen Körpers gilt. Die Strahlungskurven der meisten 
anderen bis jetzt untersuchten festen Körper, wie Ruß, Kohle, Platin usw. 
haben aber große Ähnlichkeit mit der J-Funktion und kommen ihr desto 
näher, je höher die Temperatur wird. Da es sich gegenüber dem schwarzen 
Körper um nicht vollkommene Strahler handelt, ist die gemessene Energie 
hier stets kleiner, als sie aus der J-Funktion folgt, der Exponent in der Stefan- 
Boltzmann sehen Formel also im allgemeinen größer als 4. 
In der Praxis hat man sich bisher gewöhnlich damit geholfen, daß man 
die Form der Energiegleichung auch für beliebige Körper beibehält, aber für 
die Naturkonstante c einen davon abweichenden Wert einführt, der eine mög 
lichst günstige Darstellung der Beobachtungen gestattet. Von den bekannte 
ren Metallen dürfte blankes Platin die am stärksten abweichende Strahlung 
liefern, so muß z. B. für dieses Metall beim Verschiebungsgesetz A = 2600 
statt 2900 angenommen werden. 
Die für die festen Körper abgeleiteten Gesetze der Temperaturstrahlung 
lassen sich nicht ohne weiteres auf die Gase anwenden, da über die Art ihres 
Leuchtens bzw. die Frage, ob das Leuchten der Gase noch durch andere als 
rein thermische Vorgänge bedingt ist, völlige Unklarheit herrscht. Nur in 
einigen wenigen Fällen und auch dort nur lückenhaft, ist der Zusammenhang 
zwischen der Temperatur und der spektralen Strahlung erforscht, so daß alle 
Schlußfolgerungen, die man aus dem Verhalten von bestimmten Emissions 
linien auf die Temperatur gezogen hat, noch auf sehr unsicherer Basis beruhen.
	        
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