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A. Die astrophysikalischen Forschungsmethoden
Abb.
70. Anomale Dispersion bei den
Natriumlinien D, und £> 2 .
fort kenntlich. Denken wir uns aber einen Beobachter, der nur das Gebiet
aai überblicken kann, sei es, daß der obere und untere Teil der Abb. 70
abgedeckt oder überstrahlt ist. Er wird in diesem Falle ein kontinuierliches
Spektrum beobachten, in dem die beiden D -Linien als breite Bänder ausge
bildet sind. Er wird demnach wahrscheinlich annehmen, daß diese dunklen
! , Bänder verbreiterte Absorptionslinien
sind, daß also der Natriumdampf in
großer Dichte vorhanden sei. Es ist
aber in Wirklichkeit das Licht gar nicht
absorbiert, sondern nur nach oben
und unten abgelenkt worden. Gelangt
dagegen nur der Teil bc oder ins
Gesichtsfeld, so wird er fälschlich ver
muten, ein Emissionsspektrum des Na
triums vor sich zu haben, während die
beiden hellen Linien nichts anderes
als anomal abgelenkte Teile eines
benachbarten kontinuierlichen Spek
trums sind. Die Erscheinung kann
demnach zu sehr bedenklichen Irr-
tümern Anlaß geben. Glücklicherweise erfordert ihr Zustandekommen Aus
nahmebedingungen, wie sie in der Natur nicht häufig Vorkommen dürften.
Die anomale Dispersion ist sowohl für die verschiedenen Elemente als
auch für die Linien desselben Elements sehr verschieden. Theoretisch muß
sie bei allen Linien vorhanden
sein; experimentell leichter nach
weisbar ist sie außer bei Natrium
noch bei Kalium, Tellur, Lithium,
Kalzium, Titan und einigen an
deren Elementen. Sie ist hier
erwähnt worden, weil es nicht
an Versuchen gefehlt hat, ver
schiedene Phänomene, die an der Sonne beobachtet worden sind, auf diesem
Wege zu erklären. Wir werden an geeigneter Stelle hierauf noch ausführlich
zurückkommen müssen.
Das periodische System der Elemente. Wir haben gelernt, daß die
Spektra der Elemente und ihrer Verbindungen so charakteristisch sind, daß
aus den Spektren auf die Anwesenheit von Grundstoffen bzw. deren Ver
bindungen in der untersuchten Lichtquelle geschlossen werden kann, womit
die ursprüngliche Hauptaufgabe der Spektralanalyse gelöst ist.
Die besonders in den letzten Jahrzehnten angestellten sorgfältigen Unter
suchungen über die Spektra der Elemente haben nun ergeben, daß die Ver
hältnisse aber durchaus nicht so einfach liegen, wie man früher geglaubt
hat. Die Art des Spektrums ist zwar stets charakteristisch für ein bestimmtes
Element; aber die meisten Elemente, oder vielleicht alle, besitzen nicht ein
charakteristisches Spektrum, sondern verschiedene, je nach der vorliegenden
Leuchterregung. Die Verschiedenheiten können so weit gehen, daß ein Ele
ment zwei oder noch mehr Spektra besitzt, die untereinander gar keine Ähn-
Abb. 71. Anomale Dispersion des Mangans
bei X 4033.