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der Mittelpunkt des perspektivischen Kreisschnittes
gesucht. Ist er in m gefunden, so werden Linien
von diesem zu den Körperpunkten z. B. a und b
und c gelegt, dann ebenfalls perspektivisch wagerechte
Linien von den letzteren auf den Schnittkreis und
da, wo diese Linien dann den Walzenschnitt treffen,
gerade Linien zum Brennpunkte B gezogen. Wo sie
dann die von den Körperpunkten zum Mittelpunkte
gehenden Linien schneiden, sind die Endpunkte des
Spiegelbildes, von a und b und c in a\ b' und c' ge
funden. Verfährt man in derselben Weise mit allen
Punkten des Stabes, so wird das gebogene Spiegel
bild des senkrechten geraden Stabes auf der Walzen
mantelfläche durch die Konstruktion bestimmt.
Man ersieht hieraus, daß sie auf einer solchen
Fläche durchaus nicht ganz einfach und leicht
durchzuführen ist und wird daher bei schwierigeren
Objektspiegelungen vorkommenden Falles, wenn
nicht besonderer Wert auf eine ganz richtige Spiegel
konstruktion bei der Zeichnung gelegt wird,zumNatur-
studium und der Beobachtung eines ähnlichen Falles
bei einem Naturmodelle greifen, um das Spiegelbild
möglichst naturgetreu in der Zeichnung darzustellen.
Bei einer spiegelnden Kugel, wie sie z. B. gern
in Ziergärten aufgestellt wird, ist die Konstruktion
eines Spiegelbildes noch weit schwieriger, weil sie
als allseitiger Konvexspiegel das Spiegelbild nicht
nur stark rundet, krümmt, sondern auch durch den
Brennpunkt nach allen Seiten hin sehr verjüngt.
Wird beispielsweise ein Finger vor eine Spiegel
kugel gehalten, so erscheint dieser ganz vorn an der
Kugeloberfläche nur mäßig, nach rückwärts aber bald
sehr stark verjüngt. So wird z. B. der Kopf des Be
trachtenden derart verkleinert, daß er im Spiegelbilde
noch kleiner als der Nagel des Fingers erscheint.
Auf allen nicht geraden und ebenen Spiegel
flächen treten der Konstruktion eines Spiegelbildes
so viele Schwierigkeiten entgegen, daß man von
einem konstruktiven Zeichnen um so mehr absehen
wird, als einmal die Spiegelobjekte meist nur als
kleines, nebensächliches Beiwerk einer größeren
perspektivischen Darstellung auftreten, und zweitens
entsprechende Vorbilder für dies Zeichnen leicht zu
beschaffen sind, um die effektvolle Wirkung des
Spiegelns genügend sicher und naturgetreu dar
stellen zu können.
Zudem ist es einem Beschauer, der eine solche
nach dem Gedächtnisse oder nach einem Vorbilde
frei in das Bild gesetzte Spiegelung betrachtet, ganz
unmöglich, ihre Richtigkeit sofort genau nachzu
prüfen, wenn nur dabei die Hauptglanzstellen einer
augenscheinlich möglichen Lichtquelle zugewendet
sind. Meist genügt es schon, ein oder zwei kleine
Glanzlichter aufzusetzen, um einen Gegenstand
glänzend spiegelnd darzustellen.
So wird es bei kugelartigen Glaskuppeln der
Beleuchtungskörper, bei Flaschen oder Gläsern nur
einiger Glanzpunkte oder Striche bedürfen, die hell in
sanft verlaufender dunklerer Schattierung den Spiegel
effekt hervorbringen, ganz abgesehen von anderen
weniger spiegelnden Gegenständen; wie beispielsweise
Teller, Tassen oder Schalen auch Glanzlichter auf
weisen, die aber weniger scharf gezeichnet er
scheinen.
Bei geraden Spiegelungen ist eine Konstruktion
verhältnismäßig einfach und leicht zu bewältigen;
daher ist eine solche bei größeren Spiegelungs
darstellungen einer freien, nach einem Naturmodelle
oder nach dem Gefühle gezeichneten stets vorzu
ziehen.
Abschnitt 20.
Die Perspektive in der Photographie,
ie Erzeugung eines Bildes auf photo
graphischem Wege geschieht in erster
Linie durch die Brechung der Licht
strahlen durch geschliffene Gläser im
photographischen Objektive. Bei der
geschickten Verwendung solcher Glas
linsen wird auf die lichtempfindliche
Platte das Abbild eines Objektes ge
worfen und auf chemischem Wege festgehalten.
Man unterscheidet Konvexlinsen, die die Licht
strahlen in einem größeren Brechungswinkel sam
meln, als der Einfallswinkel bildet, daher auch
„Sammellinsen“ genannt werden. Dann Konkav
linsen, die umgekehrt die Lichtstrahlen unter größerem
Brechungswinkel zerstreuen, daher auch „Streulinsen“
genannt. Diese Glaslinsen werden zu den ver
schiedensten optischen Zwecken verwendet, von der
Lupe bis zum komplizierten Mikroskope, vom Theater
glase bis zum Riesenfernrohre, von der Wunderlaterne,
Laterna magika bis zu dem photographischen Appa
rate und dem modernen kinematographischen
Projektions-Apparate.
Bei allen hierbei verwendeten Zwischenstufen
der Glaslinsen, siehe Fig. 236, wie bikonkav, plan
konkav, konkavkonvex, konvex u. s. w., siehe die
Linsenformen in der Figur, spielt der Brennpunkt B
das Meßbild und die Stereoskopbilder.
der Linse eine Hauptrolle. Dieser liegt in dem
Durchschnittspunkte der gebrochenen Lichtstrahlen
hinter der Linse der um so näher rückt, je mehr
die Linse gekrümmt ist. Der Brennpunkt liegt bei
der normalen kleinen Konvexlinse etwa 25 cm weit
von ihr entfernt: Diese Entfernung nennt man die
Brennweite m-B. Diese kleinste Brennweite entspricht
ungefähr in der konstruktiven Perspektive dem
Augenabstande von der Bildebene für kleine per
spektivische Abbilder; es verhält sich demnach beim