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standen oder perspektivische Fehler beim Er
gänzen oder Zeichnen begangen worden sind.
3. der Augenpunkt genau in der Mittelachse des
Bildes liegt.
Sehr praktisch, daher auch bei neueren Maß
bildern gern angewandt, ist es, am Rande des Bildes
die Markierungslinien des Horizontes und der Augen
linie photographisch anzugeben. Diese Linien er
leichtern natürlich die Rekonstruktion wesentlich
und lassen weniger Verstöße gegen die Richtigkeit
aufkommen. Man macht auch häufig mehrere Auf
nahmen von ein und demselben Objekte von ver
schiedenen Seiten aus und inißt dann jedesmal die
dabei eingenommene Entfernung des Objektives vom
aufzunehmenden Gegenstände. Auch werden sogar
ganze Lagepläne der Oertlichkeit der Meßbildauf
nahme dazu angefertigt und in bestimmtem Maß
stabe gezeichnet, wobei die Standpunkte und Augen
richtungslinien, die bei den photographischen Auf
nahmen eingehalten wurden, eingetragen sind. So
ist natürlich eine Rekonstruktion sehr leicht und
sicher zu erreichen.
Bei der Aufnahme von Meßbildern ist es von
Vorteil, ein Objektiv zu wählen, das einen größeren
Bildwinkel besitzt (nicht Weitwinkel), um alle auf
dem Bilde verlangten einzelnen Objektbilder fassen
zu können. Dadurch wird vermieden, anstatt eines
zusammenhängenden Bildes zwei Aufnahmen machen
zu müssen, die aneinandergesetzt freilich auch ein
ganzes Bild ergeben, aber in der Linienführung nie
ganz zueinander passen.
Für das Zurückkonstruieren einer beliebigen
Photographie ist im nachfolgenden die Anleitung
gegeben.
Als Beispiel ist das Bild, Fig. 244, gewählt, das
die lineare Zeichnung einer photographischen Bild
aufnahme darstellt. Angenommen ist dabei, daß
keine Markierungslinien des Horizontes und der
Augenlinie vorhanden sind und auch der Objektiv
abstand nicht bekannt ist. Bei genügend horizon
talen Linien ist das auch nicht notwendig, dagegen
beim Fehlen solcher Horizontalen beinahe Bedingung,
um überhaupt die Lösung mittels Zurückkonstru-
ierens vornehmen zu können.
Bei dem Bilde Seite 161 ist als bekannter
Größenanhalt nur eine menschliche Figur und die
Höhe des Geländers im Vordergründe vorhanden.
Zur Bewältigung der Aufgabe wird zunächst
die Augenlinie in der Mitte des Bildes an
genommen. Sodann werden die sämtlichen
Fluchtlinien verlängert, in deren Schnitt
punkten dann die Fluchtpunkte zu finden
sind, die sämtlich, weil sie Fluchtpunkte
horizontaler Richtungen sind, auf dem Hori
zonte liegen müssen. So ist der Horizont
bestimmt und durch den Schnittpunkt mit
der Augenlinie auch der Augenpunkt; es
kann nun zur Ermittelung der geometrischen
Konstruktion geschritten werden; siehe
Fig. 244 a.
Die Bildebenenspur ist unter dem Bilde
als wagerechte gerade Linie gezeichnet. Alle
Fluchtpunkte werden hinuntergelotet. Um
den Standpunkt zu bestimmen, wird die
Strecke von F 1 -Punkt bis F 2 -Punkt in zwei
gleiche Teile geteilt und von diesem gefun
denen Mittelpunkte rri aus unter der Bild
ebenenspur ein Halbkreis mit dem Radius
F'-m! geschlagen. Dieser wird von der Augen
linie geschnitten, damit ist im Schnittpunkte
der Standpunkt gefunden. Es ist nun leicht,
durch Hinunterloten der senkrechten Kanten
vom perspektivischen Bilde auf die Bildebenenspur
und durch Ziehen der Sehstrahlprojektionen von
dieser zum Standpunkte mit Hilfe der Fluchtrich
tungen den Grundriß festzustellen, nachdem z. B. a
an beliebiger Stelle der Sehstrahlrichtung an
genommen worden ist.
Der rechtsseitige Fluchtpunkt F 3 der dritten
Fluchtrichtung ist durch die perspektivisch-horizon
talen Fluchtlinien des hinteren Turmbaues auf dem
Horizonte ermittelt; nunmehr kann auch der ent
sprechende Fluchtpunkt der zu dieser senkrechten
horizontalen Richtung, der F 4 ohne weiteres ermittelt
werden. Es ist nicht notwendig, ihn wie die anderen
F.- Punkte durch Zusammenschnitt der Fluchtlinien
des Turmes aufzusuchen, sondern man bestimmt ihn
nunmehr im herauskonstruierten Grundrisse. Indem
F 3 auf die Bildebenenspur heruntergelotet und die
Linie /^-S/.-Puükt gezogen wird, kann man nun
von St. eine Senkrechte zu F 3 -St. ziehen und findet
den F 4 - Punkt dann im Zusammenschnitte mit der
Bildebenenspur in seiner Entfernung vom A-Punkte.
Hier ist jedoch die im Abschnitte 15 dargelegte
Auffindung unerreichbarer /vPunkte in Anwendung
gebracht, indem der Augenabstand halbiert und von
^IzA.-St. aus die Richtungslinie senkrecht St.-F 3 ge
zogenworden ist. So findet man F 4 / 2 auf der Bild
ebenenspur; die doppelte Entfernung F 4 {-> bis A
gibt den Abstand von F 4 zum A-Punkte an.
Um auch im Grundrisse einen Maßstab für die
in ihn projizierten Grundrißlinien des Gebäudes
u. s. w. zu erhalten, wird vorerst im perspektivischen
Bilde die Höhe des Geländers und der menschlichen
Figur mit Hilfe der Fluchtlinien herausprojiziert.
Beispielsweise nach e und / durch die rechtsseitigen
Fluchten von den Fuß- und Höhenpunkten dieser