Full text: Neues Lehrbuch der Perspektive

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vor der Bildebene liegt; die durchgelegte Parallele 
zur Fluchtrichtung trifft in jedem Falle die Bild 
ebenenspur nach vor- oder rückwärts zu. 
Diesem Vorgänge folgte auf Abbildung XIII, 
Fig. 49, die Bestimmung der Höhen III im geo 
metrischen Aufrisse und deren Lage zum Horizonte, 
indem die Höhenpunkte 3 vom Horizonte des Auf 
risses aus abgemessen wurden und zwar in den 
senkrechten, also kürzesten Abständen III von diesem. 
Für die allgemeine Anwendung ist das ausgedrückt in 
Regel III: „Die Lage des Punktes im geo 
metrischen Aufrisse, senkrecht über bez. unter dem 
Horizonte.“ D. h. liegt ein Punkt im geometrischen 
Aufrisse über dem Horizonte, so ist sein kürzester 
Abstand von diesem als senkrechte Maßlänge der 
Regel III anzusehen; dasselbe gilt für alle Punkte 
unter dem Horizonte, indem Regel III die senkrechte 
Maßlänge vom Horizonte zum Punkte bedeutet. 
Natürlich müssen diese Maßlängen beim Uebertragen 
in das perspektivische Bild in derselben Weise vom 
perspektivischen Horizonte aus abgetragen werden 
und zwar, findet sich im Aufrisse die Lage über 
dem Horizonte, so ist sie selbstredend im perspek 
tivischen Bilde über diesem und dementsprechend 
umgekehrt. 
Beim Uebertragen dieser Höhenmaße in die 
perspektivische Bildfläche ist streng die folgende 
Anwendung zu beachten, um gar häufige Fehler zu 
vermeiden. Diese ist enthalten in der 
Nebenregel: „Alle Höhenabtragungen aus dem 
Aufrisse, die Regel III betreffend, dürfen nur auf 
den senkrechten Linien der Regel II im perspek 
tivischen Bilde vorgenommen werden.“ 
Nach diesen drei Regeln mit Nebenregel ist 
noch die Uebertragung auf die perspektivische 
Zeichenfläche für die allgemeine Anwendung zu er 
läutern. Aus dem geometrischen Grundrisse werden 
die Abstände der Regel I und II vom A-Punkte der 
Bildebenenspur in genauen Abmessungen und der 
selben Reihenfolge auf dem Horizonte des perspek 
tivischen Bildes übertragen und zwar auch hier 
vom A .-Punkte ab. Sodann werden in diesen Maß 
punkten senkrechte Linien zum Horizonte gerichtet 
und am besten nur bis zu dem Orte gezogen, wo 
die perspektivischen Punkte mutmaßlich liegen 
werden. Auf den senkrechten Linien der Regel II 
sind sodann die entsprechenden Höhenabstände der 
Regel III aus dem geometrischen Aufrisse abzutragen. 
Durch die auf Regel II mit der Regel III erhaltenen 
Punkte wird eine gerade Linie vom /vPunkte, der 
für die betreffende Richtung der Regel II giltig ist, 
gelegt und so weit geführt, bis sie die zugehörige 
Senkrechte der Regel I schneidet. In dem Schnitt 
punkte erhält man den gesuchten perspektivisch 
konstruierten Punkt P. P. siehe Fig. 53. 
Zu den Figuren sei bemerkt, daß die Flucht 
richtung, im Gegensätze zum vorhergehenden Per 
spektivbeispiele, zur Vermeidung einer Einseitigkeit 
nach links gelegt worden ist und sich dement 
sprechend auch der Fluchtpunkt dort befindet. Be 
züglich der Fluchtrichtung wird noch hinzugefügt, 
daß fast jedes perspektivische Bild unter Wahl von 
nur einer Fluchtrichtung mit zugehörigem Flucht 
punkte konstruiert werden kann; doch ist es oft 
praktischer, noch andere Fluchtrichtungen und ent 
sprechende Fluchtpunkte hinzuzuziehen, um genauer, 
sicherer und auch schneller zum Ziele zu gelangen. 
Solche Beispiele sind in der Folge in den zeich 
nerischen Beilagen angegeben, um das gleichzeitige 
Konstruieren vieler Punkte und ein gewandtes Hand 
haben der perspektivischen Konstruktion vor Augen 
zu führen. 
^Bei strenger Befolgung der Ratschläge zu den 
Vorarbeiten, dem Einrichten einer perspektivischen 
Konstruktion und genauem Festhalten an den drei 
Regeln mit Nebenregel, wird es nach einiger Uebung 
ein leichtes sein, jedweden Punkt aus einer geome 
trischen Projektion perspektivisch zu übertragen. 
Mag der betreffende Punkt auch auf einer konzen 
trischen Kurve oder einer Neigungsfläche sich be 
finden, auf einer Gewölberippe oder dem Gasarme 
eines freischwebenden Beleuchtungskörpers liegen, 
sobald der Punkt im Grundrisse markiert und seine 
Höhenlage im Aufrisse bestimmt ist, so wird auch 
seine perspektivische Projektion mit Sicherheit er 
folgen können. Da alle Höhen (Regel III) vom 
Horizonte aus abgetragen werden, bereitet es keine 
Schwierigkeiten, die verschiedenartigsten Höhenlagen 
ohne eine besondere perspektivische Grundrißkon 
struktion und Höhenausmittelung im perspektivischen 
Bilde zu übertragen. Derartige Anforderungen 
kommen bei hügeligem Gelände, gärtnerischen An 
lagen, Uebersichtsbildern vielfach vor, zumal wenn 
einzelne Objekte auf ansteigenden, gewölbten oder 
gar windschiefen Flächen stehen. (Siehe Beispiel 
Fig. 188, Abbildung einer Gebirgsbahn.) 
!©> Während seiner langen Lehrtätigkeit hat der 
Verfasser erprobt, daß diese Methode der Perspektiv 
konstruktion allen Schülern sehr leicht faßlich war, 
daß sogar oft schon nach dem dritten Uebungsbogen 
eine unbedingte Sicherheit und Gewandtheit bemerkt 
wurde, die dann sehr gern Verlangen nach den 
schwierigsten und größten Aufgaben trägt. 
Ein solches sofortiges Uebergreifen zu höheren 
Perspektivlösungen ist nun durchaus nicht zu em 
pfehlen; vielmehr sollten die Uebungen von dem 
Vierecke, dem Würfel und dem Prisma zu den Viel 
eckstudien und dann zu den schrägen, steigenden 
und fallenden Linien und Flächen übergehen. Im 
Anschlüsse daran sind besonders die Rundstudien 
sehr eingehend durchzunehmen; denn trotz vieler 
Vorsicht werden am häufigsten Fehler in den Ver 
kürzungen von Rundungen gemacht; es ist daher 
in diesem Werke deren Konstruktion besondere Be 
achtung geschenkt.
	        
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