Full text: Neues Lehrbuch der Perspektive

Leitfaden zum Konstruieren perspektivischer Darstellungen. 
as gewandte Arbeiten beim perspektiv 
ischen Konstruieren bedingt auch eine 
gewisse Ordnung, damit nicht das, was 
nicht direkt zusammengehört, unter 
einander gerät. Es ist deshalb ratsam, 
den Aufriß, den Grundriß und das zu 
zeichnende perspektivische Bild so von 
einander zu trennen, daß jedes seinen 
bestimmten, bequem zugänglichen Platz 
erhält. Die vorbeschriebene Konstruktion ganz be 
sonders ermöglicht nicht nur diese Trennung, son 
dern macht sie sogar notwendig, weil dadurch bei 
praktischer E inrichtung nach den weiter beschriebenen 
Anordnungen ein leichtes, schnelles und stets zu 
kontrollierendes Arbeiten eingeführt wird. 
Der geometrische Grundriß dient beim Kon 
struieren lediglich zum Bestimmen der perspektivi 
schen Punkte nach Regel I, sowie der Einschnitte 
zum Uebertragen der Höhen nach Regel II. Er ist 
demnach handlich zur Seite, entweder an der Wand 
oder besser auf einem Nebentische für sich, auf 
ebener Unterlage so anzubringen, daß der Stand 
punkt als fester Punkt das Hantieren mit einer 
Schiene zuläßt und nicht durch seine Lage dabei 
hinderlich wird. Keinesfalls aber darf die Lage 
des Grundrisses beim Zeichnen auf der perspekti 
vischen Zeichenfläche hinderlich sein. Viele Schüler 
hängen an der Gewohnheit, den geometrischen Grund 
riß direkt oberhalb des zu zeichnenden perspekti 
vischen Bildes anzubringen und zwar so, daß die 
Augenrichtung im Grundrisse sich mit der Augen 
linie auf der perspektivischen Zeichenfläche deckt. 
Häufig auch so, daß der Standpunkt des Grundrisses 
mit dem Augenpunkte im Bilde zusammenfällt und 
somit die Augenrichtung senkrecht zur Bildebenen 
spur und dem perspektivischen Horizonte nach oben 
geht. Fig. 54 zeigt diese Anordnung, die den Vor 
teil bietet, daß die Punkte der Regel I und II direkt 
herunter gelotet werden können. 
Jedoch sind bei dieser Zeichenweise bedenkliche 
Nachteile unvermeidlich, zumal bei solchen Per 
spektiven, die eine große Anzahl von Uebertrags- 
punkten erfordern, die durch die vielen Einschnitts 
linien und Lotlinien nur zu leicht verwechselt werden. 
Auch wird die Linie der Bildebenenspur durch die 
Einschnittslinien der Regeln I und II in kurzer 
Zeit sehr unklar, die Einschnitte sind nicht mehr 
deutlich zu erkennen und somit können auch die 
Lotlinien nicht genau genug hinuntergezogen werden; 
es erleidet also die mathematische Genauigkeit und 
damit die unfehlbare Richtigkeit in der perspekti 
vischen Zeichnung schwere Einbuße. Ferner die 
meist übliche dünne Metallnadel, die im Standpunkte 
zum Hantieren mit der Schiene angebracht wird, 
ist gar sehr im Wege. Um gleichzeitig im perspek 
tivischen Bilde zu arbeiten, wird es notwendig, die 
Nadel öfters herauszunehmen, um sie dann immer 
wieder einzusetzen, wodurch ein größeres Loch in 
der Bildfläche entsteht. 
Zuletzt leidet auch die Sauberkeit der Zeichen 
fläche, indem das Arbeiten am geometrischen Grund 
risse und zugleich an der perspektivischen Zeichnung 
wie auch das Hin- und Herführen des Lineales und 
der Schiene die Bleilinien verwischt und die an ihnen 
haftenden Staubteile an das Korn des Papieres reibt. 
Jedes auf diese Weise unsauber gewordene Blatt 
ist meist für eine weitere Behandlung, zumal für 
eine farbige, nicht mehr zu gebrauchen und für 
letztere am wenigsten, weil das Bild für eine Aus 
malung nicht erst in Tusche nachgezogen wird, 
sondern am besten in Bleistrichen stehen bleibt. 
Beim ausschließlichen Bleizeichnen wird nicht nur 
Zeit und Arbeit gespart, es wird auch das Absetzen 
von Fläche gegen Fläche im Bilde der natürlichen 
Erscheinung des Darzustellenden entsprechend, er 
leichtert, denn wie schon gesagt, in der Natur 
kommen keine Linien vor, sondern nur Ton gegen 
Ton bestimmt die Zeichnung. Das Nachziehen mit 
schwarzen oder braunen Linien hat nur dann Zweck,
	        
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