Full text: Vorlagen mit erläuterndem Texte (1. Teil)

"V orwort. 
V 
Die Leistungen des Schülers sind nach diesem System 
der Menge nach mindestens verdreifacht, da er weiß, daß 
die Figuren gut ausfallen, er nichts wegzuwischen und 
wegen ungünstiger Lage wiederholt zu zeichnen hat, wenn 
er nur die angegebenen Maße einhält. Es sitzt die Zeich 
nung gleich bei dem ersten Male an der richtigen Stelle. 
Diese Schnelligkeit des Zeichnens ist sehr zu beachten, 
da fast immer die im Stundenpläne angewiesene Zeit für 
das einzelne Lehrfach so beschränkt bemessen ist, daß es 
in anderer Weise gar nicht möglich erscheint, den Lehr 
gang durchzuführen und zum regelrechten Abschluß zu 
bringen. 
Daß auch die Übung nach Maßen zu zeichnen nur 
vorteilhaft für den Schüler sein kann, mag nebenbei be 
merkt werden. 
Beim Abzeichnen der Blätter seitens des Schülers 
sollen aber die Maßangaben, welche durch rote Zahlen 
und rote gestrichelte Linien ausgedrückt sind, wegbleiben. 
Die Methode der Bezeichnung der Figuren mittelst 
Buchstaben und Ziffern ist mit voller Überlegung und so 
einfach als möglich eingerichtet. 
Die richtige Bezeichnung einer Konstruktion durch 
den Schüler ist ein Beweis für das erfolgte Verständnis, 
und es läßt sich behaupten, daß der Schüler so lange die 
Sache nicht vollständig erfaßt hat, als er sie nicht richtig 
zu bezeichnen vermag. Eine Bezeichnung ist aber auch 
mit Rücksicht auf den beigegebenen Text unentbehrlich 
und ist als Wegweiser durch die Figur anzusehen. 
Sehr zweckmäßig erscheint es, die Linien in der Zeich 
nung ihrem Werte nach verschieden zu behandeln, je 
nachdem sie Gegebenes und Gesuchtes oder nur Hülfs- 
linien bedeuten. Auf den Vorlegeblättern sind die Linien 
schwarz und rot unterschieden; die Textfiguren sind nur 
schwarz gehalten, und es sind die Unterschiede durch 
vollständiges Ausziehen, durch Stricheln und Punktieren 
hervorgehoben. Die wichtigen Linien einer Zeichnung 
sollten auch immer etwas breiter gezogen sein, damit sie 
deutlich hervortreten, während die Hülfslinien möglichst 
schmal erscheinen sollen. 
Die Bezeichnungen auf den Vorlegeblättern sind 
meistens vollständig eingeschrieben, auch die Hülfslinien 
sind größtenteils eingezogen. Dem Ermessen des Lehrers 
ist es anheimgegeben, bei den Zeichnungen der Schüler 
Manches davon wegzulassen. Hierdurch kann eine wesent 
liche Vereinfachung erzielt und können zeichnerische 
Schwierigkeiten beseitigt werden, was mit Rücksicht auf 
weniger Geübte oft wünschenswert erscheinen dürfte. Bei 
dem Aufzeichnen in Blei sind indessen alle Hülfslinien 
und Bezeichnungen der Vorlegeblätter aufzunehmen. 
Die verwendeten Farben sind alle ungemischt: Schwarze 
und rote flüssige Tusche, und von Wasserfarben unge 
brannte und gebrannte Terra di Siena, Preußisch Blau und 
Karmin. Hierdurch ist es leichter möglich, alle Blätter 
in ihrem Aussehen gleichmäßig zu gestalten. 
Da die darstellende Geometrie bei ihrem Studium als 
Vorkenntnisse: genügende Fertigkeit im Rechnen und 
geometrischen Zeichnen, Planimetrie und Stereometrie vor 
aussetzt, auf Grund gemachter Erfahrungen aber, zumal 
in Handwerkerschulen, diese Kenntnisse oft nicht aus 
reichend vorhanden sind, so wurden die betreffenden ver 
wendeten Lehrsätze aus diesen Gebieten der Wissenschaft 
in Fußnoten aufgeführt. 
Auch das sonst so beliebte Hinweisen und Bezug 
nehmen, ebenso wie allzu häufige Wortabkürzungen, sind 
möglichst vermieden, um den Gebrauch des Werkes nicht 
zu erschweren. Lieber wurde ein Gegenstand nochmals 
erwähnt, um den Text zu jedem Blatte nach Möglichkeit 
abzurunden. 
Überhaupt wurde angestrebt, ein bestimmtes Thema 
auf jedem Blatte zum Abschluß zu bringen, sodaß ein 
einzelnes Blatt mit seinem zugehörigen Texte im großen 
Rahmen des Werkes als ein selbständiges Ganzes ange 
sehen werden kann. Hierdurch ist es dem Lehrer leicht 
möglich gemacht, das Werk seinen Zwecken anzupassen, 
je nach seinem Ziele, der verfügbaren Zeit, der Art seiner 
Schüler u. s. w. Er kann, ohne den Zusammenhang all 
zusehr zu stören, ein oder das andere Blatt überspringen, 
es vielleicht nur vorzeigen und besprechen, oder es nur 
einzelne Schüler, welche sehr rasch arbeiten und deshalb 
voreilen, zeichnen lassen. 
Das Werk sucht möglichst allen Ansprüchen gerecht 
zu werden und den Gegenstand erschöpfend zu behandeln, 
von dem höheren eingehenden Studium für Mathematiker 
abgesehen, für welches ja vorzügliche Werke bereits vor 
handen sind.* Wo also kein Bedürfnis nach dem ge 
gebenen Umfange vorliegt, ist die Möglichkeit geboten, 
den Lehrgang abzukürzen. 
Der Gebrauch des Werkes ist ein denkbar bequemer, 
da Text und Bild nebeneinander gelegt und verglichen 
werden können. Die Beziehungen zwischen den Textstellen 
und den zugehörigen Figuren des Atlasses und umgekehrt 
sind infolge der getroffenen praktischen Anordnungen leicht 
und rasch nachzuschlagen. 
Um auch dem Lernenden Gelegenheit zu eigener auf 
merksamer geistiger Thätigkeit zu geben und um den 
Text nicht zu umfangreich zu gestalten und Verein 
fachungen zu erzielen, ist eine Konstruktion im Wieder 
holungsfälle nur kurz angedeutet. 
Da die Figuren auf den Blättern sehr genau gezeichnet 
* Es seien hier nur genannt: 
1. ) Lehrbuch der darstellenden Geometrie von Dr. Karl Rohn 
und Dr. Erwin Papperitz, Veit & Co., Leipzig 1893. 
2. ) Lehrbuch der darstellenden Geometrie von Dr. Christian 
Wiener, B. G. Teubner, Leipzig 1887. 
In letzterem Werke ist sehr eingehend die Geschichte der 
darstellenden Geometrie behandelt. Mit Rücksicht auf diese sei 
auch noch das Werk: 
3. ) Obenrauch, Prof. Ferd. Jos., Geschichte der darstellenden 
und projektiven Geometrie mit besonderer Berücksichtigung ihrer 
Begründung in Frankreich und Deutschland und ihrer wissen 
schaftlichen Pflege in Österreich, Brünn bei C. Winiker, 
namhaft gemacht.
	        
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