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Cylinder als zwölfseitige Prismen auffassen können. Es
wäre dies aber sehr umständlich und kann auch entbehrt
werden, da bei einigem Vorstellungsvermögen es dem Auge
nicht schwer fällt, durch die sich ergebende besondere An
ordnung der Punkte die stetig gekrümmte Kurve, welche sie
verbindet, ohne weiteres zu erkennen und diese aus freier
Hand zu zeichnen. Auch die Entscheidung wegen Sichtbar
keit und Unsichtbarkeit der einzelnen Kurvenstücke kann
durch den bloßen Augenschein erfolgen, wobei zu beachten
ist, daß dieser Wechsel immer an einer Bildkontur des
einen Körpers eintritt.
Man sieht also, daß die richtige Verbindung der Durch
dringungspunkte bei den krummflächigen Körpern bedeutend
einfacher ist, als es jene bei den ebenflächigen Körpern ohne
Hülfe einer Tabelle wäre.
Aus der Thatsache, daß die Parallelen durch die äußersten
Punkte c und i des Kreises um n (Bodenfläche des gelben
Oylinders) die Ellipse um 14 (Bodenfläche des blauen Cylinders)
noch schneiden, schließen wir, daß der gelbe Cylinder den
blauen vollständig durchdringt, und daß wir deshalb zwei
getrennte Linienzüge der Durchdringung, nämlich die Ein
trittskurve : I— III— V— VII— IX — XI— XIII— XV—
XVII-XIX—XXI-XXIII—I und die Austrittskurve:
II—IV- VI— VIII— X- XII- XIV— XVI- X VIII —
XX — XXII— XXIV— II erhalten.
Die 2. P. P. dieser Kurven werden gefunden, indem man
die 1. P. P. der Durchdringungspunkte auf die 2. P. P. der
Mantellinien des gelben Cylinders, auf welchen sie liegen,
hinauflotet und die sich ergebenden Punkte entsprechend
verbindet.
Wie nicht anders zu erwarten, liegen die P. P. der
Durchdringungskurven nur auf jenen Stücken der T. T.,
welche zugleich von den Bildkonturen beider Körper ein
geschlossen werden. Es ist aber zu beachten, daß die Kurven
projektionen die Bildkonturen berühren, und daß ein Wechsel
von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit eines Kurvenstückes
nur in einem solchen Berührungspunkte stattfindet.
Die Fig. Fig. 2 und 3 stellen die beiden Körper
einzeln aus der Verbindung gezogen dar. Man erkennt
deutlich, wie der blaue Cylinder bei der Durchdringung durch
locht und der gelbe in zwei getrennte Teile zerschnitten wird.
Fig. 4 ist die Abwickelung des Mantels des elliptischen
Cylinders. Die auf ihm angenommenen Mantellinien wurden
bei der Durchdringung nicht verwendet, sind aber jetzt für
die Abwickelung erforderlich.
Als Ausgang, für die Abwickelung muß ein Normal-
scbnitt verwendet werden, der in 3. P. Fig. 1 umgeklappt
schon besteht, und welcher ein Kreis mit dem Radius 30 mm
ist. Sein Umfang beträgt daher: 2*30*3,14 = 188,4 mm.
Die Mantellinien gehen durch gleich große Abschnitte
des abgewickelten Normalschnittumfangs (dessen Zwölftel),
und die Abstände ihrer Endpunkte vom Normalschnitte
können aus der 3. P. in wahrer Länge entnommen und hier
aufgetragen werden.
Um die Durchdringungspunkte auf dem abgewickelten
Mantel zu erhalten, zieht man durch jeden Punkt eine
Mantellinie und erkennt deren Einschneiden entweder im
Normalschnittumfang in der Umklappung (in 3. P.) oder
in dem Einschneiden auf dem Umfang der Bodenfläche.
Durch Aufträgen kleiner Teile mittelst des Zirkels wird
die Entfernung vom nächsten nummerierten Punkt gemessen
und diese Entfernung entweder auf dem geradlinig ab
gewickelten Normalschnittumfang oder auf dem krummlinig
sich abwickelnden Umfang der Bodenfläche aufgetragen.
Ziehen wir durch diese Fußpunkte die zugehörigen
Mantellinien in der Abwickelung und tragen die Entfernungen,
welche sich in 3. P. in wahrer Größe zeigen, je nachdem
vom Normalschnitte oder von dem abgewickelten Bodenflächen
umfang auf, so erhalten wir durch die Verbindung der so
bestimmten Punkte zwei in sich geschlossene Kurven.
Um den Mantel des gelben Cylinders abzuwickeln, muß
eine 4. P. dieses Cylinders auf einer 4. T., welche _L zur
1. T. und ¡1 zur Cylinderachse aufzustellen ist, konstruiert
werden.
Der hierher gehörige Normalschnitt ist in Wirklichkeit
eine Ellipse, welche zuerst in 3. und 1. P. gezeichnet, und
dann in die 1. T. umgeklappt wird, wobei eine Ellipse mit
den Punkten a° — cl° — g° — Je 0 — a° erscheint.
Die Länge des Umfanges derselben ergiebt sich hin-
70 -f 43
reichend genau aus
2
3,14 = 177,41 mm. Diese
Länge in vier gleiche Teile geteilt liefert die Punkte a°, d °,
g°, k°, a° in der Abwickelung des Normalschnittes.
Die Zwischenpunkte sind mit kleinen Teilen in ihren Ent
fernungen von den vorgenannten Punkten zu ermitteln, da
durch die gleichmäßige Einteilung der Bodenfläche (d. i. der
Kreis um n x ) und die zugehörigen Mantellinien der Umfang
der Normalschnitt-Ellipse nicht in gleiche Teile zerschnitten
wird.
Für jeden solchen in der Abwickelung bestimmten Punkt
sind nun die Mantellinien zu ziehen, und es sind die Ab
stände der auf jeder derselben liegenden vier Punkte, vom
| Normalschnitt aus gemessen, aus der 4. P. in wirklicher
! Größe zu entnehmen. Durch Verbindung der so gefundenen
Punkte ergeben sich zwei getrennte, aber nicht in sich ge
schlossene Linienzüge.
Einen Nachweis für gewissenhafte Konstruktion finden
wir darin, daß die Längen der Kurven, mittelst kleiner Teile
gemessen, auf beiden abgewickelten Mänteln genau überein
stimmen müssen, da ja die Durchdringungskurven beiden
Körperoberflächen gemeinsam sind.
Die in der darstellenden Geometrie zu behandelnden
krummen Linien erscheinen häufig* als Schnittlinien von
krummen Flächen, und es.bi e t et sich deshalb an dieser
Stelle die Gelegenheit, Einiges über ihr Wesen auszusprechen.
In der Geometrie, speciell in der analytischen Geometrie,
werden die Flächen nach dem Grade der Gleichungen, wo
durch ihr Bildungsgesetz analytisch ausgedrückt wird, in
Flächen des 1., 2., 3. u. s. w. Grades, oder auch der 1., 2.,
3. u. s. w. Ordnung eingeteilt.
Eine Fläche 1. Ordnung ist nur die Ebene. Sie hat
die Eigenschaft, daß man in sie nach jeder Richtung hin
eine gerade Linie legen kann.
Zu den Flächen 2. Ordnung gehören unter anderen die
schon besprochenen Cylinder-, Kegel- und Kugelflächen, weil
ihre Gleichungen vom 2. Grade sind. * 1
* Sie können auch durch bestimmt vorgeschriebene Bewegung
1 von Punkten entstehen.