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V orwort.
sind, so ist es dem Lernenden möglich, durch Vergleichen
mit dem Zirkel sich jederzeit zu überzeugen, ob er auf
dem richtigen Wege ist. Das richtige Resultat findet er
schließlich ebenfalls auf dem Blatte.
Der Gesamtunterricht in einer Klasse mit größerer
Schülerzahl wird sich nach Ansicht des Verfassers am
geeignetsten in der Weise gestalten, daß der Lehrer nach
dem ihm vorliegenden bezüglichen Blatte des Atlasses
unter Zahlendiktat an seiner Wandtafel mit Werkzeug und
verschiedenfarbiger Kreide in sorgfältiger Weise, vielleicht
auch nach dem Maßstabe (etwa 10 mal größer als auf
dem Blatte) oder nur nach dem Augenmaß, anfänglich
Figur um Figur vorkonstruiert, dabei einen Schüler die
zugehörige Textstelle laut vorlesen läßt, dieselbe unter
Vorzeigung von Modellen noch ausführlicher bespricht,
Fragen stellt und einzelne Schüler den Verlauf der Kon
struktion mit eigenen Worten wiederholen läßt.
Die Schüler zeichnen die Aufgabe in Blei a tempo
mit, sehen Punkt für Punkt, Linie für Linie entstehen;
ein bedeutender Vorteil dem Gebrauche aller fertigen
Vorlagen und Wandtafeln gegenüber. Die Schüler werden
mit ihren Blättern in Blei zu gleicher Zeit fertig, ziehen sie
nach den nun erst verteilten* Musterblättern mit Tusche
aus, legen sie mit Farben -an, beschreiben sie, schneiden
sie ab und überliefern sie dem Lehrer.
Haben sich die Schüler erst an diese Methode ge
wöhnt, und sind sie mit der Sache vertraut geworden, so
kann der Lehrer später nach seinem Muster blatte die
Maßangaben diktieren und lediglich mit freier Hand
Skizzen an der Wandtafel hersteilen, den Schülern aber
die weitere Ausarbeitung des Blattes überlassen.
Verfasser hat nach langjähriger Lehrthätigkeit ge
funden, daß nach dieser Methode die Schüler am leichtesten
begreifen, am raschesten arbeiten und möglichst gleich
mäßig ausgebildet werden.
Im Gruppen- und Einzelunterricht ist selbst ein Ko
pieren der Blätter, wenn es unter genügender Aufsicht
* Für je zwei Schüler immer ein Blatt.
des Lehrers und mit Verständnis vorgenommen wird, von
großem Nutzen.
Es wird angenommen, daß jedem Schüler ein Exemplar
des Textes übergeben werde. Dasselbe kann er sich später
zu den von ihm selbstgefertigten Zeichnungen binden lassen,
wodurch er ein vollständiges Werk über die darstellende
Geometrie erhält, das ihm auf seinem ferneren Lebenswege
als treuer Ratgeber zur Seite stehen wird.
Bei Selbstunterricht wird dem Lernenden empfohlen,
aus dem Musterblatte die Maßangaben zu entnehmen und
hierauf dasselbe zur Seite zu legen. Nach der Erklärung
im Texte bemüht er sich nun, die Aufgabe zu lösen. Bei
eintretenden Schwierigkeiten kann er sich aus der Vorlage
Rat erholen und erkennen, ob er die richtige Lösung ge
funden hat oder nicht.
Jede Figur des ganzen Lehrganges stellt eine be
stimmte vollständig gelöste Aufgabe dar, in welcher durch
die eingeschriebenen Maße das Gegebene und Gesuchte
so genau bezeichnet und unterschieden ist, daß bei Interesse
für die Sache und Aufmerksamkeit ein Verwechseln beider
und damit ein geistloses Kopieren ausgeschlossen bleibt.
In der beschriebenen Weise sucht das Werk allen
Anforderungen zu entsprechen und sei hiermit dem Wohl
wollen der Herren Kollegen bestens empfohlen. Etwaige
Wünsche bezüglich Verbesserungen werden dankend ent
gegengenommen und bei einer neuen Auflage thunlichst
berücksichtigt. Trotz der aufgewendeten großen Sorgfalt
haben sich leider sowohl im Atlas wie im Text einige
Unrichtigkeiten eingeschlichen. Es wird höflichst gebeten,
dieselben nach dem Verzeichnis vor Gebrauch des Werkes
zu beseitigen.
Verfasser beabsichtigt nicht, mit seiner Arbeit neue
Thatsachen aus dem Gebiete der darstellenden Geometrie
zu bringen; er will lediglich schon lange Bekanntes in
einer neuen für den Unterricht und das Selbststudium
möglichst geeigneten Form bieten.
Der Verlagsbuchhandlung gebührt für ihr bereitwilliges
Entgegenkommen hinsichtlich der großartigen Ausstat
tung des Werkes der aufrichtigste Dank, der ihr auch an
dieser Stelle ausgesprochen werden soll.
Darmstadt, im Sommer 1898.
Der Verfasser.