Full text: Vorlagen mit erläuterndem Texte (1. Teil)

VI 
V orwort. 
sind, so ist es dem Lernenden möglich, durch Vergleichen 
mit dem Zirkel sich jederzeit zu überzeugen, ob er auf 
dem richtigen Wege ist. Das richtige Resultat findet er 
schließlich ebenfalls auf dem Blatte. 
Der Gesamtunterricht in einer Klasse mit größerer 
Schülerzahl wird sich nach Ansicht des Verfassers am 
geeignetsten in der Weise gestalten, daß der Lehrer nach 
dem ihm vorliegenden bezüglichen Blatte des Atlasses 
unter Zahlendiktat an seiner Wandtafel mit Werkzeug und 
verschiedenfarbiger Kreide in sorgfältiger Weise, vielleicht 
auch nach dem Maßstabe (etwa 10 mal größer als auf 
dem Blatte) oder nur nach dem Augenmaß, anfänglich 
Figur um Figur vorkonstruiert, dabei einen Schüler die 
zugehörige Textstelle laut vorlesen läßt, dieselbe unter 
Vorzeigung von Modellen noch ausführlicher bespricht, 
Fragen stellt und einzelne Schüler den Verlauf der Kon 
struktion mit eigenen Worten wiederholen läßt. 
Die Schüler zeichnen die Aufgabe in Blei a tempo 
mit, sehen Punkt für Punkt, Linie für Linie entstehen; 
ein bedeutender Vorteil dem Gebrauche aller fertigen 
Vorlagen und Wandtafeln gegenüber. Die Schüler werden 
mit ihren Blättern in Blei zu gleicher Zeit fertig, ziehen sie 
nach den nun erst verteilten* Musterblättern mit Tusche 
aus, legen sie mit Farben -an, beschreiben sie, schneiden 
sie ab und überliefern sie dem Lehrer. 
Haben sich die Schüler erst an diese Methode ge 
wöhnt, und sind sie mit der Sache vertraut geworden, so 
kann der Lehrer später nach seinem Muster blatte die 
Maßangaben diktieren und lediglich mit freier Hand 
Skizzen an der Wandtafel hersteilen, den Schülern aber 
die weitere Ausarbeitung des Blattes überlassen. 
Verfasser hat nach langjähriger Lehrthätigkeit ge 
funden, daß nach dieser Methode die Schüler am leichtesten 
begreifen, am raschesten arbeiten und möglichst gleich 
mäßig ausgebildet werden. 
Im Gruppen- und Einzelunterricht ist selbst ein Ko 
pieren der Blätter, wenn es unter genügender Aufsicht 
* Für je zwei Schüler immer ein Blatt. 
des Lehrers und mit Verständnis vorgenommen wird, von 
großem Nutzen. 
Es wird angenommen, daß jedem Schüler ein Exemplar 
des Textes übergeben werde. Dasselbe kann er sich später 
zu den von ihm selbstgefertigten Zeichnungen binden lassen, 
wodurch er ein vollständiges Werk über die darstellende 
Geometrie erhält, das ihm auf seinem ferneren Lebenswege 
als treuer Ratgeber zur Seite stehen wird. 
Bei Selbstunterricht wird dem Lernenden empfohlen, 
aus dem Musterblatte die Maßangaben zu entnehmen und 
hierauf dasselbe zur Seite zu legen. Nach der Erklärung 
im Texte bemüht er sich nun, die Aufgabe zu lösen. Bei 
eintretenden Schwierigkeiten kann er sich aus der Vorlage 
Rat erholen und erkennen, ob er die richtige Lösung ge 
funden hat oder nicht. 
Jede Figur des ganzen Lehrganges stellt eine be 
stimmte vollständig gelöste Aufgabe dar, in welcher durch 
die eingeschriebenen Maße das Gegebene und Gesuchte 
so genau bezeichnet und unterschieden ist, daß bei Interesse 
für die Sache und Aufmerksamkeit ein Verwechseln beider 
und damit ein geistloses Kopieren ausgeschlossen bleibt. 
In der beschriebenen Weise sucht das Werk allen 
Anforderungen zu entsprechen und sei hiermit dem Wohl 
wollen der Herren Kollegen bestens empfohlen. Etwaige 
Wünsche bezüglich Verbesserungen werden dankend ent 
gegengenommen und bei einer neuen Auflage thunlichst 
berücksichtigt. Trotz der aufgewendeten großen Sorgfalt 
haben sich leider sowohl im Atlas wie im Text einige 
Unrichtigkeiten eingeschlichen. Es wird höflichst gebeten, 
dieselben nach dem Verzeichnis vor Gebrauch des Werkes 
zu beseitigen. 
Verfasser beabsichtigt nicht, mit seiner Arbeit neue 
Thatsachen aus dem Gebiete der darstellenden Geometrie 
zu bringen; er will lediglich schon lange Bekanntes in 
einer neuen für den Unterricht und das Selbststudium 
möglichst geeigneten Form bieten. 
Der Verlagsbuchhandlung gebührt für ihr bereitwilliges 
Entgegenkommen hinsichtlich der großartigen Ausstat 
tung des Werkes der aufrichtigste Dank, der ihr auch an 
dieser Stelle ausgesprochen werden soll. 
Darmstadt, im Sommer 1898. 
Der Verfasser.
	        
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