III
Vorwort.
Das vorliegende neue Werk über die darstellende
Geometrie verdankt seine Entstehung der Thatsache, daß
die bis jetzt erschienenen, dieses Lehrfach behandelnden
Werke, so gut sie auch sonst sind, nicht genügend auf
die Bedürfnisse des Unterrichts Rücksicht nehmen.
Denn welch’ gewaltige Arbeit verursacht es bis heute
noch dem einzelnen Lehrer, sollte er auch alle diesbezüg
lichen Werke besitzen, den vorzutragenden Stoff in einem
systematischen Lehrgänge auf einer Reihe von Blättern zu
ordnen, dieselben passend einzuteilen, den zugehörigen
Text zu verfassen und zu diktieren!
Das vorliegende Werk ist im Hinblick hierauf in erster
Linie für die Lehrer bestimmt. Es will ihnen diese zeit
raubende, mühevolle Vorarbeit abnehmen und ihnen die
Möglichkeit verschaffen, gleich mit Fertigem vor ihre
Schüler treten zu können.
Verfasser glaubt deshalb, indem er diese Arbeit unter
nahm, sich den Dank und die Unterstützung der Fach
genossen zu erwerben.
Für die Schule selbst ist es von höchster Wichtigkeit,
auf vorhandener Grundlage dem Lehrer einen bestimmten
Lehrgang vorschreiben zu können. Ohne diese Grundlage
muß es demselben überlassen werden, das durchzunehmen,
was er für gut befindet. Auch ist hierdurch die einzige
Möglichkeit geboten, falls Parallelkurse eingerichtet sind,
eine gleichmäßige Ausbildung der Schüler zu erzielen.
Außer zur Nachhülfe für die Schüler sei auch auf
geweckten jungen Leuten, welche keine Gelegenheit zum
Besuche einer guten Schule haben, das Werk zum Selbst
unterricht bestens empfohlen; es bietet ihnen Alles, was
sie in diesem Fache brauchen.
Die darstellende Geometrie wird wohl nur von Wenigen
ihrer selbst wegen studiert; sie erscheint vielmehr als
Hülfswissenseliaft zur Ausbildung des VorstellungsVer
mögens, das unentbehrlich ist, um sich mit Erfolg dem
Fachzeichnen widmen zu können. Jeder Techniker muß
die darstellende Geometrie mit vollem Verständnis und
mit Gewandtheit benutzen können. Sie ist auch nicht so
leicht zu erlernen; manchem fällt sie sogar recht schwer,
weil sie eben eine große Vorstellungsgabe erfordert, die
nicht eines Jeden Sache ist. Mit Rücksicht auf die außer
ordentliche Wichtigkeit und die Schwierigkeit der Er
lernung muß deshalb jede Bestrebung, durch Verbesserung
der Lehrmittel das Verständnis dieser Wissenschaft zu er
leichtern, gutgeheißen werden.
Nach dem Satze: «Die Zeichnung ist die Sprache des
Technikers» sollte man meinen, daß in jedem konstruktiven
technischen Werke die Zeichnung die Hauptsache sein,
der Text aber zurücktreten müsse. Wir sehen indessen,
daß in den meisten Werken, wohl mit Rücksicht auf die
großen Ausstattungskosten, sogar komplizierte Konstruk
tionen oft in kleinem Maßstabe, undeutlich und mangelhaft
gezeichnet sind, und mehr Sorgfalt auf den Text verwendet
wurde.
Es sollte dies aber nicht so sein.
Im vorliegenden Falle ist auf die Ausstattung des
Werkes sehr viel verwendet. Um dem Lernenden Alles
recht deutlich zu zeigen, ist ein möglichst großer Maß
stab gewählt, der auch mit die Veranlassung zu dem
großen Format der Blätter gegeben hat. Dieses Bogen
format ist übrigens gefällig im Aussehen und leicht im
Papierhandel zu beschaffen, da die Breite von 45 cm nebst
erforderlichem Spielraum zum Aufspannen des Bogens
gerade dreimal ohne Rest in der üblichen Rollenbreite der
Papierfabriken enthalten ist.
Dem alles Wichtige eingehend besprechenden Texte
sind zahlreiche Abbildungen, welche sich auf die Figuren
der Blätter beziehen und erläuternd für diese wirken sollen,
beigegeben. Wenn auch dem Schüler über die Entstehung
dieser parallelperspektivischen Bilder und deren Zusammen
hang mit den Figuren der darstellenden Geometrie jetzt
noch keine Erklärung gegeben werden kann, da die Pa
rallelperspektive die darstellende Geometrie als bekannt
voraussetzt, so fällt es dennoch erfahrungsgemäß dem
Lernenden nicht schwer, sich vorzustellen, was dieselben
zeigen wollen, und er wird sie gleichsam als Abbildungen
von Modellen betrachten.
Eine solche parallelperspektivische Zeichnung ist für
den Anfänger aus dem Grunde verständlicher als eine
geometrische, weil in derselben außer den Projektionen