Bewegung eines Körpers demselben auch wirklich zukomme,
während Kopernikus die Stillstände und rückläufigen Be
wegungen für Schein erklärte, entstanden durch die Be
wegung der Erde. Man warf dem neuen Systeme vor, daß
es die Begriffe von Buhe und Bewegung verwirre. Von
diesem Vorwurfe wurde es erst durch Galilei durch die
Einführung des Begriffes der relativen Bewegung gereinigt.
Außerdem lieferte Galilei durch die vermittelst seines Fern
rohres erhaltenen Entdeckungen: der Mondberge, Sonnen
flecken, Jupitertrabanten (ein Abbild der Planeten), Venus
phasen und die Auflösung der Milchstraße in Sterne, Be
lege für das kopernikanische Weltsystem.
Das größte Verdienst für das kopernikanische System
gebührt jedoch Keplern.
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Johannes Kepler, geb. 1571 zu Weil im Württem-
bergischen, war berufen, der eigentliche Reformator der
theoretischen Astronomie zu werden. Von Tübingen, wo
ihn sein Lehrer Mästlin in das kopernikanische System
einführte, wurde er nach vollendeten Studien den steirischen
Ständen als Lehrer der Mathematik und Moral für das
protestantische Gymnasium in Graz empfohlen. Unterstützt
von einer fast divinatorischen Erfindungsgabe vereint mit
einem eisernen Fleiße und einer unbegrenzten Vorliebe für
alles Geheimnisvolle und Wunderbare, gelang es Keplern,
die wahren Gesetze der Planetenbewegung zu entdecken.
Dabei ist es höchst beachtenswert, daß Kepler dieselben
hauptsächlich zum Zwecke der Begründung seiner kosmi
schen Ideen, welche in einer Vereinigung der pythagoräi-
schen Vorstellungen mit den christlichen Ideen seiner Zeit
bestanden, entdeckte. Dieser mystische Zug seines Geistes