Full text: Grundriss der theoretischen Astronomie und der Geschichte der Planetentheorien

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Beobachtungen anstrebte. Nach seiner Rückkehr nach 
Dänemark ließ ihm der König Friedrich II., welcher durch 
den Landgrafen Wilhelm auf Tycho aufmerksam gemacht 
war, auf der Insel Hween ein mit allen Hilfsmitteln ver 
sehenes Observatorium »Uranienburg« errichten. 
Mit Hilfe zahlreicher Schüler wurde in dem Zeiträume 
von 21 Jahren ein großes Fixsternverzeichnis angelegt, fort 
gesetzte Beobachtungen der Sonne, des Mondes, der Pla 
neten und Kometen angestellt. Es wurden die Instrumen 
talfehler mit Hilfe der Beobachtungen bestimmt, und die 
Korrektionen der Beobachtungen ermittelt. 
Nach dem Tode Friedrichs II. wurde Tycho durch die 
Intriguen des Ministers Walkendorf gezwungen, sein Vater 
land zu verlassen. Er folgte nun einem Rufe des Kaisers 
Rudolf II. nach Prag, welches nun der Sitz der Astronomie 
wurde. Hier sollten vor allem aus den Beobachtungen neue 
astronomische Tafeln gerechnet werden, zu welcher Arbeit 
fast alle mathematischen Kräfte der damaligen Zeit aufge- 
boten wurden; auch Kepler, welcher durch sein Geheim 
nis des Weltbaues bereits die Aufmerksamkeit der astro 
nomischen Welt auf sich gelenkt hatte, wurde hierzu von 
Tycho eingeladen. Kepler, ohnedies durch die Religions 
verfolgung bedrängt, kam gegen Ende Januar 1600 nach 
Prag. Hier hatte Tycho mit Hilfe des Longomontanus 
bereits die Theorie der Sonne und des Mondes vollendet, 
und machte sich eben an die Bearbeitung der Planeten, als 
er plötzlich (1601) starb. 
Das System, nach welchem Tycho die Bewegungen der 
Planeten darstellen wollte, war ein Übergang vom ptole- 
mäischen zum kopernikanischen. Tycho setzt die ruhende 
Erde als Weltzentrum voraus, läßt um dieselbe in einem 
exzentrischen Kreise mit einfacher Exzentrizität die Sonne
	        
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