Doppelsterne.
91
Componenten auf und zeigte ausserdem viele Sterne doppelt, die Her
sehe 1 als solche nicht hatte erkennen können.
Wilhelm Herschel, John Herschel, dessen Sohn, und Fr.
Willi. Struve sind es hauptsächlich, wenn auch nicht ausschliesslich,
welchen wir unsere gegenwärtige Kenntniss von den Doppelsternen
verdanken; ausser ihnen haben James South, Bessel, Argeiander,
Encke, Otto Struve, Mitchel, Mädler, Dembowski u. A. mehr
oder weniger wichtige Beiträge geliefert.
Die Anzahl sämmtliclier bis jetzt bekannter Doppelsterne beträgt
in runder Zahl etwa 6000, von denen weitaus die Mehrzahl, theils durch
ihre kreisende Bewegung um einander, theils durch ihr gemeinsames Fort
schreiten im Raume sich als physisch mit einander verbunden erwiesen
haben. Mehrere der Doppelsterne haben seit ihrer ersten Entdeckung
schon einen ganzen Umlauf vollbracht, bei andern hat man aus dem
beobachteten Bahnstücke die Umlaufszeit mit beträchtlicher Genauigkeit
berechnen können und bei vielen andern wird dies bis zum Schlüsse
des gegenwärtigen Jahrhunderts der Fall sein.
Beiläufig bemerkt ist die Anzahl der mehrfachen Sterne weit
geringer, als diejenige der Doppelsterne. Unter 2610 Sternpaaren, die
Struve untersuchte, fanden sich 64 dreifache, 3 vierfache und 1 sieben
facher Stern.
Die Doppel- (und mehrfachen) Sterne zeichnen sich durch das
Vorkommen contrastirender Farben merkwürdig aus. Unter 600 Doppel
sternen fand Struve, dass 375 Sternpaare von der nämlichen und
gleichintensiven Farbe beider Theile waren, bei 101 Sternpaaren war
in beiden Componenten ein Intensitätsunterschied der gleichnamigen
Farbe zu erkennen. Verschiedenartige Farben besassen 120 Sternpaare,
wobei besonders die Zusammensetzungen von Gelb und Blau, Rothgelb
und Grün vorherrschten. Diese Farbenverschiedenheit ist keine bloss
scheinbare oder subjective; man bemerkt die betreffende Farbe nicht
weniger intensiv, Avenn einer der beiden Sterne künstlich im Gesichts
felde des Fernrohres verdeckt wird. Im Allgemeinen zeigt sich der
Hauptstern (der hellste Stern) eines Doppelsternpaares weiss, oder seine
Farbe nähert sich dem rothen Extrem (dem der weniger brechbaren
Strahlen), während der Begleiter (der lichtschwächere Stern) sich in
seiner Farbe dem violetten Extrem (der Grenze der am meisten brech
baren Strahlen) nähert. Die weisse Farbe findet sich bei den Doppel
sternen etwa 2 bis 3mal häufiger als die rothe, und diese wieder dop
pelt so häufig als die blaue. Bei einigen Doppelsternen scheint es, als
wenn die Farbe sich seit den Beobachtungen des älteren Herschel
verändert habe; Sicheres hierüber muss die Zukunft lehren. Die Auf
fassung einer bestimmten Farbennüan^e ist unter Anwendung der grossen
Fernrohre der Gegenwart, selbst noch bei Sternen 9. Grösse möglich.
Von besonderer 'Wichtigkeit sind die Doppelsterne, weil ihre Be
wegung um den gemeinsamen Schwerpunkt der beiden verbundenen
Massen mit Evidenz beweist, dass das Newton’sche Gesetz der allge
meinen Anziehung auch in den tiefsten Tiefen des Weltraumes herrscht,
dass wir es daher als ein für den ganzen Weltraum gültiges Princip