Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

Doppelsterne. 
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Componenten auf und zeigte ausserdem viele Sterne doppelt, die Her 
sehe 1 als solche nicht hatte erkennen können. 
Wilhelm Herschel, John Herschel, dessen Sohn, und Fr. 
Willi. Struve sind es hauptsächlich, wenn auch nicht ausschliesslich, 
welchen wir unsere gegenwärtige Kenntniss von den Doppelsternen 
verdanken; ausser ihnen haben James South, Bessel, Argeiander, 
Encke, Otto Struve, Mitchel, Mädler, Dembowski u. A. mehr 
oder weniger wichtige Beiträge geliefert. 
Die Anzahl sämmtliclier bis jetzt bekannter Doppelsterne beträgt 
in runder Zahl etwa 6000, von denen weitaus die Mehrzahl, theils durch 
ihre kreisende Bewegung um einander, theils durch ihr gemeinsames Fort 
schreiten im Raume sich als physisch mit einander verbunden erwiesen 
haben. Mehrere der Doppelsterne haben seit ihrer ersten Entdeckung 
schon einen ganzen Umlauf vollbracht, bei andern hat man aus dem 
beobachteten Bahnstücke die Umlaufszeit mit beträchtlicher Genauigkeit 
berechnen können und bei vielen andern wird dies bis zum Schlüsse 
des gegenwärtigen Jahrhunderts der Fall sein. 
Beiläufig bemerkt ist die Anzahl der mehrfachen Sterne weit 
geringer, als diejenige der Doppelsterne. Unter 2610 Sternpaaren, die 
Struve untersuchte, fanden sich 64 dreifache, 3 vierfache und 1 sieben 
facher Stern. 
Die Doppel- (und mehrfachen) Sterne zeichnen sich durch das 
Vorkommen contrastirender Farben merkwürdig aus. Unter 600 Doppel 
sternen fand Struve, dass 375 Sternpaare von der nämlichen und 
gleichintensiven Farbe beider Theile waren, bei 101 Sternpaaren war 
in beiden Componenten ein Intensitätsunterschied der gleichnamigen 
Farbe zu erkennen. Verschiedenartige Farben besassen 120 Sternpaare, 
wobei besonders die Zusammensetzungen von Gelb und Blau, Rothgelb 
und Grün vorherrschten. Diese Farbenverschiedenheit ist keine bloss 
scheinbare oder subjective; man bemerkt die betreffende Farbe nicht 
weniger intensiv, Avenn einer der beiden Sterne künstlich im Gesichts 
felde des Fernrohres verdeckt wird. Im Allgemeinen zeigt sich der 
Hauptstern (der hellste Stern) eines Doppelsternpaares weiss, oder seine 
Farbe nähert sich dem rothen Extrem (dem der weniger brechbaren 
Strahlen), während der Begleiter (der lichtschwächere Stern) sich in 
seiner Farbe dem violetten Extrem (der Grenze der am meisten brech 
baren Strahlen) nähert. Die weisse Farbe findet sich bei den Doppel 
sternen etwa 2 bis 3mal häufiger als die rothe, und diese wieder dop 
pelt so häufig als die blaue. Bei einigen Doppelsternen scheint es, als 
wenn die Farbe sich seit den Beobachtungen des älteren Herschel 
verändert habe; Sicheres hierüber muss die Zukunft lehren. Die Auf 
fassung einer bestimmten Farbennüan^e ist unter Anwendung der grossen 
Fernrohre der Gegenwart, selbst noch bei Sternen 9. Grösse möglich. 
Von besonderer 'Wichtigkeit sind die Doppelsterne, weil ihre Be 
wegung um den gemeinsamen Schwerpunkt der beiden verbundenen 
Massen mit Evidenz beweist, dass das Newton’sche Gesetz der allge 
meinen Anziehung auch in den tiefsten Tiefen des Weltraumes herrscht, 
dass wir es daher als ein für den ganzen Weltraum gültiges Princip
	        
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