oder Fluss auf und vereinigt sich nach mehr oder weniger langem Laufe
mit dem Oceane, seltener mit einem Land- oder Binnensee.
Meer und Fluss stehen in ununterbrochener Wechselwirkung. Die
Flutheu, welche sich als Strom in den Ocean ergiessen, kehren in an
derer Gestalt, im dunstbeladenen Gewölk wieder zum Festlande zurück
und senken sich hier in Form von Regen, Schnee oder Hagel herab,
um denselben Kreislauf auf’s Neue durchzumachen.
Wo das Meer tief in ein Festland einschneidet, bildet es eine Bucht,
Bai oder Golf, während die Durchbrüche, mittels deren zwei Meeres-
theile mit einander in Verbindung stehen, als Strassen, Canäle oder
Meerengen bezeichnet werden.
Die continentalen und oceanisclien Gewässer unterscheiden sich
hauptsächlich durch den letzteren zukommenden Salzgehalt und das
hierdurch vergrösserte specifische Gewicht. Doch ist der Salzgehalt
keineswegs in allen Theilen des Meeres gleich. Am geringsten ist er
dort, wo bedeutende Ströme ihre Fluthen in ein Binnenmeer ergiessen,
das nur durch schmale Canäle mit den Oceanen communicirt; am
grössten fand ihn Lenz im stillen Oceane unter 25° nördl. und 17°
siidl. Breite, eine Thatsache, die der genannte Physiker aus der Ein
wirkung der Passatwinde erklärt. Doch scheint der indische Ocean
noch salzreicher zu sein.
Obwohl die Meerestemperatur mit wachsender Breite abnimmt,
so ist diese Abnahme doch viel langsamer und gleichförmiger als die
entsprechende des Festlandes, und in der Nähe des Aequators erhält
sich die Wasserwärme des Oceans Jahr aus Jahr ein so constant, dass
mit Recht (von Arago) darauf hingewiesen worden ist, es könnten
uns Temperaturbeobachtungen der aequatorealen Meere im Verlaufe
der Jahrhunderte Auskunft darüber geben, ob die Sonne allzeit der
Erde die gleiche Wärmemenge zuschickt. Im Durchschnitt erscheinen
die Meere der nördlichen Halbkugel etwas wärmer als unter gleichen
Breiten diejenigen der australen Hemisphäre.
Die Tiefe der Meere ist ungemein verschieden. Während die
See an einzelnen Stellen in weitester Erstreckung ungemein seicht ist,
zeigt das Loth an andern Punkten bisweilen Tiefen an, welche die
Erhebungen der höchsten Berge weitaus übertreffen. Doch bedürfen die
bedeutendsten Tiefeu-Angaben noch dringend der Bestätigung, da man
neuerdings, und nicht mit Unrecht, einiges Misstrauen in die Genauig
keit der Messungen (wegen der dabei angewandten unvollkommenen
Apparate) zu setzen begonnen hat. So viel scheint indess festzustehen,
dass die älteren Annahmen zahlreicher und plötzlicher Uebergänge von
Seichtigkeit und unergründlicher Meerestiefe innerhalb kleiner Flächen
räume unbegründet sind.
Das Niveau der Oceane ist im allgemeinen allenthalben gleich,
doch können örtliche Ursachen, Winde, Strömungen, eigenthümliche
Küstenbildungen etc. eine zeitweise Verschiedenheit der Niveauhöhe
zweier benachbarter Meere hervorrufen. Die Störung des Gleichgewichts
an der Oberfläche in Folge der Winde ist Ursache der Wellenbewegung,
welche entweder brandend an steilen, felsigen Küsten zurückprallt,
Klein, Astronomie. 9