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Erde.
nungen, welche für die wissenschaftliche Geographie von höchster Be
deutung sind, indem hauptsächlich sie den physiognomischen Charakter
eines Landes mitgestalten helfen und mächtig, wenn auch indirect, auf
die Entwicklung des dasselbe bewohnenden Volkes einwirkt.
Störungen im Gleichgewichte der Luft rufen die Winde hervor,
die man nach ihrer Schnelligkeit und Stärke in gewöhnliche Winde,
Stürme und Orcane unterscheidet und dabei die Himmelsgegend be
zeichnet, aus der sie wehen. Von grösster Wichtigkeit sind die Pas
sat winde, deren Entstehungsursache und Richtung, wie zuerst Ilalley
und Hadley nachgewiesen, in der erwärmenden Kraft der Sonne und
der Rotation der Erde zu suchen sind. Nördlich vom Aequator weht
(in den unteren Regionen) auf freiem Meere der Nordostpassat, ihm
entgegen auf der südlichen Hemisphäre der Südwestpassat. Beide strö
mende Luftmassen treffen sich in der Gegend des Erdgleichers, stauen
sich und bilden die Region der Calmen, die, der Sonne folgend, alljähr
lich nach Norden und Süden hin oscillirt. Im Winter ist die Breite
dieser Region 3,3°, im Sommer 8°. Die Grenzen derselben liegen im
Atlantischen Oceane im Winter unter 5° 45' und 2° 25' n. Br., im
Frühling unter 5° 47' und 1° 45' n. Br., im Sommer unter 11° 20'
und 3° 15' n. Br., im Herbst endlich unter 9° 55' und 3° 15' n. Br.
Im grossen Oceane dagegen liegt die Calmenregion durchschnittlich weit
südlicher, zu beiden Seiten des Aequators.
Die Monsuns, welche hauptsächlich im indischen Meere wehen,
stellen sich in den Monaten October bis April als constante Nordoste
ein und gehen dann unter furchtbaren Stürmen (Taifoons) in die ent
gegengesetzte Richtung über, welche sie während der übrigen Monate
des Jahres eiuhalten.
Die Temperatur der Atmosphäre in ihren untersten Schichten
spielt eine wichtige Rolle bei den klimatischen Verhältnissen der ein
zelnen Länder. Die Lufttemperatur wird gemessen durch ein in ge
ringer Höhe über dem Boden (meist gegen Nord) angebrachtes Ther
mometer.
Verbindet man nach Humboldt’s Vorgänge diejenigen Punkte der
Erdoberfläche mit einander, welche gleiche mittlere Jahrestemperatur be
sitzen, so erhält man dasjenige System von Linien, das in der geographi
schen Meteorologie mit dem Namen der Isothermen benannt wird. Diese
Linien stellen unregelmässige, keineswegs den Breitenkreisen parallele
Curven dar, deren Verlauf durch die Configuration der Küsten, der
horizontalen und verticalen Verhältnisse der Continente bedingt ist.
Werden in gleicher Weise alle Orte von gleicher mittlerer Winter
temperatur durch Linien mit einander verbunden, so erhält man das
System der Isochimenen, während die Isotheren alle Punkte von
gleicher mittlerer Sommertemperatur mit einander verbinden.
Kein einziges unter diesen Liniensystemen ist dem andern in
Bezug auf die Krümmungen seiner Curven ähnlich.
Wegen der Abnahme der Lufttemperatur mit wachsender Höhe
dürfen bei Entwerfung der vorstehend bezeichneteu Wärmelinien keines
wegs die unmittelbaren Beobachtungen zum Grunde gelegt werden, son-