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Euler — Evection.
neten umlaufend dachte; auch soll er die ersten Himmelsgloben verfer
tigt haben. Yon seinen Werken ist Nichts auf uns gekommen.
Euler, Leonhard, geb. 15. April 1707 zu Basel, gest. 7. September
(a. St.) 1783 zu Petersburg, einer der grössten und fruchtbarsten Ma
thematiker aller Zeiten und Völker, studirte anfangs Theologie und
1725, um einem Rufe nach Petersburg zu folgen, auch Medic-in. Zwei
Jahre später ging er in der That nach Petersburg, aber als akademischer
Adjunct der höhern Mathematik. Im Jahre 1730 ward er dort Pro
fessor der Physik und 1733 der höhern Mathematik. Schon begannen
seine Arbeiten die Aufmerksamkeit der gelehrten Welt auf ihn zu
lenken. Im Jahre 1741 erhielt er einen Ruf als Professor der Mathe
matik nach Berlin, dem er folgte, und wo er drei Jahre später zum
Director der mathematischen Klasse der Akademie der Wissenschaften
ernannt wurde. Im Jahre 176(5 kehrte er jedoch als Mitglied der Aka
demie nach Petersburg zurück. In diesem Jahre erblindete er gänzlich,
nachdem er schon seit 1735 die Sehkraft eines Auges eingebüsst hatte;
aber trotzdem ewige Nacht sein leibliches Auge umhüllte, blieb sein
geistiges unverhüllt, ja es schien sogar noch an Schärfe zu gewinnen,
denn fast 450 wissenschaftliche Abhandlungen, die schwierigsten Ge
genstände der Physik und höhern Mathemathik behandelnd, erschienen seit
seiner gänzlichen Erblindung. Euler’s Arbeiten können hier nicht
zum Gegenstände einer speciellen Analyse gemacht werden, es muss
hier die Bemerkung genügen, dass dieser seltene Geist bis in die höch
sten Regionen der Wissenschaft vordrang, die Theorie des Lichtes, der
Achromasie, der Planetenstörungen und vieles andere wurde von ihm
wesentlich gefördert. Bei seinem Tode hinterliess er noch an 200 un
gedruckte Abhandlungen.
Seine Söhne Johann Albrecht (1734—1800), Carl (1740—1790)
und Christoph (1743—1812) machten sich ebenfalls durch verschie
dene wichtige astronomische und mathematische Abhandlungen sehr vor-
theilhal’t bekannt.
Evection heisst die grosse Ungleichheit oder Ungleichförmigkeit
in der Mondbewegung, welche aus der Veränderung der Excentri-
cität (s. d.) der Mondbahn in Folge der Bewegung der Absidenlinie
oder grossen Axe derselben entsteht. Die Ungleichheit oder Störung
kann die Länge des Mondes um 1° 15' vergrössern und vermindern.
Es ist nämlich in Folge derselben die Länge des Mondes in den Sy-
zygien (beim Neu- und Vollmonde) fast um 1° 15' grösser als sie
nach der rein elliptischen Bewegung sein sollte und in den Qua
draturen (erstes und letztes Viertel) um den nämlichen Betrag ge
ringer. Gewisse einfache Betrachtungen, welche man in dem Ar
tikel Störungen nachschlagen muss, zeigen, dass in Folge der
Anziehung der Sonne auf den Mond die Excentricität der Mond
bahn am grössten ist, wenn die Absidenlinie (s. d.) dieser Bahn
verlängert durch die Sonne geht, dass sie dagegen am kleinsten ist,
wenn die Absidenlinie rechtwdnkelig zur Linie der Syzygien steht,
d. h. beim Eintritte von Neu- und Vollmond in den Endpunkten der
kleinen Axe der Mondbahn. Die Wirkung dieser Excentricitätsverände-