Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

4 
Absorption des Lichtes. 
Absorption des Lichtes heisst die Verschluckung oder Aufnahme 
desselben durch feste, flüssige oder gasförmige, durchsichtige oder un 
durchsichtige Körper. Die Astronomie und die ihr nahe verwandten 
Theile der Wissenschaft interessirt zunächst nur die Absorption des 
Lichtes bei der Zurück wer fung von den Spiegeln der Reflectoren 
und beim Durchgänge durch die Glaslinsen der Refractoren, ferner 
beim Durchgänge durch die Erdatmosphäre und auf dem Wege durch 
den Weltraum. In der erstgenannten Beziehung wird hier auf den 
Artikel Fernrohr verwiesen. 
Was die Absorption des Lichtes in der Atmosphäre an 
belangt, so lässt sich dieselbe durch einen einfachen Versuch nach- 
weisen, den Saussure angegeben hat. Zwei weisse Scheiben, von 
denen die eine 6 Fuss, die andere 6 Zoll im Durchmesser hat, werden 
neben einander gestellt und zwar so, dass sie gleich stark beleuchtet 
erscheinen. In der Mitte der grossen Scheibe befindet sich ein schwarzer 
Kreis von 24 Zoll Durchmesser, in der Mitte der kleinen ein solcher 
von 2 Zoll Durchmesser. Entfernt man sich nun mehr und mehr von 
diesen Scheiben, so verschwindet zuerst der kleine Kreis und später 
der grosse. Fände nun keine Lichtabsorption, welche den Contrast 
zwischen dem schwarzen Kreise und dem weissen Grunde verringert, 
statt, so müssen offenbar die Entfernungen, in welchen beide Kreise 
unsichtbar werden, in dem nämlichen Verhältnisse zu einander stehen, 
wie ihre Durchmesser, d. h. der grosse Kreis müsste erst in zwölfmal 
grösserer Entfernung verschwinden wie der kleine. Es findet dies aber 
nicht statt, sondern der grosse Kreis entschwindet früher. Aus Ver 
suchen mit der beschriebenen Vorrichtung, welche Diaphanometer 
genannt wird, hat sich ergeben, dass ein Lichtstrahl bei seinem senk 
rechten Durchgänge durch die Atmosphäre vom Scheitelpunkte bis 
zum Boden 0,31 seiner Helligkeit verliert. Man kann übrigens dem 
beschriebenen Experimente den Einwurf machen, dass bei demselben 
das frühere Verschwinden des grossen Kreises nicht sowohl in Folge 
der Absorption, als vielmehr deshalb erfolge, weil sich bei wachsen 
der Entfernung eine immer dickere, erhellte Luftschicht zwischen der 
Scheibe und dem Beobachter befinde, dadurch aber der schwarze Kreis 
heller erscheine und sich immer weniger von seiner weissen Umgebung 
unterscheide. 
Einen andern Versuch über die Absorption des Lichtes in der 
Atmosphäre hat Bouguer angestellt. Er verglich die Helligkeit des 
Mondlichtes mit derjenigen einer Kerze, als der Mond 66° 11' und 
als er 19° 16' über dem Horizonte stand. In dem letztem Falle fand 
sich die Helligkeit des Mondlichtes ungefähr um ’/ 3 geringer als zuvor. 
Dieser Versuch beweist, dass die Absorption in der Nähe des Horizonts 
geringer als in grösserer Höhe über demselben ist. Man begreift dies 
auch leicht, wenn man bedenkt, dass in der Nähe des Horizonts der 
Lichtstrahl einen weit längern Weg und zum Tlieil durch dichtere 
Luftmassen zurückzulegen hat. Eine Folge der starken Lichtabsorption 
in den tief am Horizont liegenden Luftschichten ist die Thatsache, 
dass man die auf- oder untergehende Sonne mit blossen Augen be
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.