Betrachtet man die Zahlen in dieser kleinen Tabelle genauer, so
lassen sich aus denselben die Fallgesetze ohne besondere Schwierig
keiten ableiten.
Aus der dritten Colonne ist ersichtlich, dass die Endgeschwindig
keiten sich wie die Zeiten verhalten, d. h. hn Verhältnisse der Zahl
der Fallsecunden zunehmen.
Die fünfte Colonne zeigt, dass die in den einzelnen Secundeu
zurückgelegten Räume, wie die ungeraden Zahlen wachsen, also in der
zweiten Secunde 3mal, in der dritten Secunde 5mal, in der vierten
Secunde 7 mal, in der fünften Secunde 9 mal grösser sind als in der
ersten Secunde.
Die letzte Spalte der Tafel zeigt schliesslich, dass die Gesammt-
wege, welche die Körper in gewissen Zeiträumen durchfallen, sich wie
die Quadrate der Secunden ihres Falles verhalten. So ist z. B. der in
2 Secunden durchfallene Raum 4 mal, der in 3 Secunden durchfallene
Raum 9mal, der in 4 Secunden durchfallene Raum 16mal, der in
n Secunden durchfallene Raum n x n mal grösser, als der in der ersten
Secunde durchfallene.
Aus den so jetzt entwickelten Fallgesetzen ergiebt sich auf der
Stelle, dass man einem, in leerem Raume emporgeworfenen Körper eine
ebenso grosse Anfangsgeschwindigkeit mittheilt, als er beim Fallen an
Endgeschwindigkeit wieder erlangt.
Galilei, der sich zuerst eingehend mit den Fallgesetzen beschäf
tigte, hat diese durch mathematische Untersuchung gefunden; er blieb
jedoch hierbei nicht stehen, sondern bemühte sich, dieselben auch durch
das Experiment nachzuweisen. Da es schwierig, ja immöglich war, den
directen Fall zu untersuchen, so wählte Galilei den Fall auf einer
schiefen Ebene, indem er eine Kugel in einer ausgehöhlten Rinne herab
laufen liess. Die absolute Fallgeschwindigkeit besass diese Kugel aller
dings nicht, allein Galilei sagte sich mit Recht, dass hierdurch die
Verhältnisse der Geschwindigkeit sowohl, als der durchlaufenen Räume
für die einzelnen Zeitsecunden, sich nicht ändern würden. Später hat
der Engländer Atwood eine Fallmaschine construirt, die im 'Wesent
lichen aus einer mit Gegengewichten versehenen, über eine Rolle lau
fenden Schnur besteht; ein kleines Uebergewicht erzeugt dabei eine
langsame Bewegung, bei der man an einer Scale die Geschwindigkeit
ablesen kann, während ein Pendel die Zeiträume misst. Die ganze
Einrichtung ist recht hübsch, verdient aber keineswegs das umständ
liche Verweilen bei derselben, dem man in manchen physikalischen
Lehrbüchern begegnet.
Bei der Bewegung auf der schiefen Ebene kommt, wie bereits be
merkt, nicht die ganze 'Wirkung der Schwere zur Geltung, vielmehr
verhält sich die beschleunigende Kraft zur Schwere, wie die Höhe der
schiefen Ebene über der Horizontalen zu ihrer Länge. Wenn man
daher eine ebene Fläche von 15 Fuss Länge mit dem einen Ende an
den Boden lehnt und das andere Ende 1 Fuss über den Boden erhebt,
so wird, abgesehen von der Reibung, ein diese Ebene herabrollender