Fernrohr.
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durchsichtigen Papiers. Man erblickt dann auf diesem eine sehr kleine
helle Scheibe, ein Bild der Objectivöffnung. Durch Nähern oder Ent
fernen des Papierblättchens lässt sich der Punkt des Abstands bestim
men, in welchem der kleine Kreis am deutlichsten und schärfsten be
grenzt erscheint. Misst man dann seinen Durchmesser, so vergrössert
das Fernrohr so viel mal, als der Durchmesser des kleinen hellen
Kreises in dem Durchmesser des Objectivs enthalten ist. Diese Methode
gibt selbst bei Vergrösserungen bis zu 200 mal recht zuverlässige Re
sultate.
Die Helligkeit oder Lichtstärke eines Fernrohres richtet sich nach
der Grösse seines Objectivs und verhält sich wie das Quadrat der
freien Oeffnung desselben. Nimmt man den Durchmesser der Oeffnung
der Pupille im menschlichen Auge zu % 0 pariser Zoll an und nennt
sie s, und wird der Objectiv-Durchmesser d ebenfalls in pariser Zollen
d 2
ausgedrückt, so gibt der Ausdruck h = — das Yerhältniss der Licht
menge, welche in das Fernrohr kommt, zu derjenigen, die ins Auge
dringt, an. Die wirkliche Lichtstärke, mit welcher ein Gegenstand
dem Auge im Fernrohr erscheint, hängt aber auch von der Vergrösse-
rung ab unter der er sich darstellt und zwar vermindert sie sich im
Yerhältniss des Quadrats der Vergrösserung. Es ist nämlich ohne
Weiteres klar, dass, wenn ein Gegenstand 2 mal, 3mal etc. vergrössert
erscheint, die Lichtstrahlen sich über einen 4mal, 9mal etc. grossem
Raum vertheilen und daher die Helligkeit jedes einzelnen Punktes in
demselben Maasse geringer ist. Nennt man daher m die Vergrösserung,
so ist die Lichtstärke h des Fernrohrs
i d 2
i 2 ^ 2
wobei von der (geringen) Lichtabsorption beim Durchgänge durch die
Gläser des Fernrohrs ganz abgesehen wird. Hiernach ist z. B. die ab
solute Lichtstärke des grossen Refractors zu Pulkowa von 14 par. Zoll
ObjectivÖffnung = 140 2 , bei einer Vergrösserung von 1500 mal ist die
Helligkeit jedes Punktes = ( 1 i0 /, 500 ) 2 = ’/ns- Han ersieht hieraus
deutlich, weshalb man selbst bei den grössten Fernrohren die Ver
grösserung nicht über ein bestimmtes Maass ausdehnen kann, wenn
man noch vortheilliaft beobachten will.
Neben der Vergrösserung und Helligkeit kommt es bei einem
Fernrohr hauptsächlich auch auf die Deutlichkeit des Bildes an. Die
bis jetzt beschriebenen Fernrohre haben die Unvollkommenheit, dass
die optische Abweichung (s. d.) bei ihnen, sobald man nur zu
einer irgend etwas beträchtlichen Vergrösserung übergeht, sehr bedeu
tend hervortritt und der Deutlichkeit des Bildes ganz ungemein scha
det. Besonders ist es hierbei die chromatische Abweichung,
welche die durch das Fernrohr gesehenen Gegenstände mit einer Reihe
von farbigen Rändern umsäumt. In dem Artikel über optische Ab
weichung ist nachgeAviesen, dass die chromatische Abweichung durch
eine sehr grosse Brennweite des Objectivs im Verhältniss zu seinem
Klein, Astronomie. 10