Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

Fernrohr. 
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einigung der mittlern Strahlen gegeben ist. Fraunhofer hat bei seinen 
Instrumenten hauptsächlich darauf Rücksicht genommen, dass die 
leuchtendsten Strahlen des Spectrums genau vereinigt wurden, wäh 
rend allerdings etwas Violett übrig blieb. Da gewisse Flüssigkeiten 
eine sehr beträchtliche Farbenzerstreuung zeigen, so schlugen Blair 
und Bar low vor, statt des Flintglases, eine hohle mit Schwefelkohlen 
stoff gefüllte Linse anzuwenden, Brewster empfahl Oel von Cassia 
und Sassafras, Girard Terpentinöl. Schon früher war Euler auf die 
Idee gerathen achromatische Fernrohre dadurch herzustellen, dass ge 
wisse Flüssigkeiten zwischen die innern Flächen zweier Glaslinsen ge 
bracht wurden, und er gab zu diesem Zwecke eine Berechnung behufs 
Construction eines solchen Fernrohrs. Die Versuche von Barlow haben 
sehr gute Resultate ergeben, wenigstens gelang es ihm, Fernrohre von 
6 bis 8 Zoll Objectiv-Durchmesser herzustellen, welche Ausgezeichnetes 
leisteten. In denselben steht die Flüssigkeitslinse in bedeutendem Ab 
stande, bis zu 2 Fuss, von dem Crownglasobjektiv ab. Diese Instru 
mente werden aplanatisehe Fernrohre genannt. Fraunhofer 
macht mit Recht dagegen geltend, dass durch Temperaturveränderung 
sehr leicht die Homogenität der Flüssigkeit gestört werde und hier 
durch undeutliche Bilder entstehen. 
Eine grössere Zukunft haben die dialytischen Fernrohre, d. h. 
Achromate, bei denen die Flintglaslinse in einem grossem Abstande, 
etwa in der halben Brennweite, von der Crownglaslinse sich befindet 
und die deshalb weit kleiner zu sein braucht, als diese. Littrow hat 
auf diese Umstände 1827 zuerst aufmerksam gemacht und die nach 
seinen Ideen von dem Wiener Optiker Plössl construirten dialytischen 
Fernrohre zeichnen sich dadurch aus, dass sie beträchtlich kürzer sind 
als gewöhnliche Achromate und dennoch in Bezug auf Deutlichkeit 
und Lichtstärke dieselben weit übertreffen. 
Da grosse Fernrohre bei starker Vergrösserung nur ein sehr klei 
nes Gesichtsfeld besitzen, so hält es sehr schwer mittels derselben einen 
Gegenstand am Himmel aufzusuchen. Um dieses Aufsuchen zu er 
leichtern, befestigt man an dem Hauptfernrohre ein kleines, dessen 
Axe parallel der Axe des grossen Instruments ist. Es %ird Sucher 
genannt und muss bei geringer Vergrösserung ein möglichst grosses 
Gesichtsfeld besitzen. Im gemeinschaftlichen Brennpunkte des Objectivs 
und Okulars sind zwei senkrecht zu einander stehende dünne Fäden 
ausgespannt, der Art, dass sie sich im Mittelpunkte des Gesichtsfeldes 
durchkreuzen. Ein Stern, der also im Sucher hinter dem Durch 
schnittspunkte dieser beiden Fäden steht, ist in dem grossen Fernrohre 
im Mittelpunkte des Gesichtsfeldes sichtbar. Wenn die Axe des Suchers 
nicht mehr ganz parallel mit derjenigen des Haupttelescops ist, so 
dienen einige Sclrrauben dazu, die Abweichung zu corrigiren. 
Um einen himmlischen Körper andauernd zu beobachten, muss 
man ihm, wegen der täglichen Umdrehung des Himmelsgewölbes, mit 
dem Fernrohr folgen. Dass dies unbequem ist, bei starker Vergrösse 
rung nur sehr schwierig mit der Hand bewerkstelligt werden kann und 
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