Fernrohr.
151
ersten grösseren Fernrohre construirte. Die Brennweiten seiner Objectiv-
gläser betrugen 12 bis 34 Fuss und die angewandten Vergrösserungen
gingen bis etwa 100 mal. Campani lieferte etwas später Fernrohre
von 17 Fuss Länge, die am Himmel eine 150malige Yergrösserung
betrugen. Ein von Auzout zu Stande gebrachtes Objectiv besass eine
Brennweite von 300 Fuss und vergrösserte 600 mal. Diese riesen-
mässige Länge machte es unmöglich, Objectiv und Okular in eine feste
Röhre einzuschliessen, vielmehr brachte man das Objectiv im Garten
der pariser Sternwarte auf hohen Masten oder einem Holzgerüste an;
der Beobachter nahm das Okularglas in die Hand, hielt dasselbe vor
das Auge und hatte sich nun so zu placiren, dass er gleichzeitig durch
das Objectiv den zu untersuchenden Himmelskörper wahrnehmen konnte.
Welche Schwierigkeiten sich bei solchen Beobachtungen einstellten,
leuchtet ein. Alles dies führte bald darauf, sich nach einem Ersätze
für die Objectivgläser umzusehen. Gregory Avar der Erste der 1663
vorschlug, metallische Hohlspiegel, welche das Licht in einen bestimm
ten Brennpunkt zurückwerfen, bei Fernrohren anzuwenden. Dieser
Vorschlag Avurde 1674 A r on Hooke zuerst praktisch ausgeführt und
die so construirten Spiegeltelescope oder Reflectore fanden schnell
Eingang bei den Astronomen. Der berühmte Astronom B radle y Avies
nach, dass ein NeAvton’sclier Reflector von 5 Fuss Länge dem 123 Fuss
langen Refractor von Huygens Aveit überlegen sei. Die Einrichtung
der Spiegeltelescope ist in dem betreffenden Artikel nachzusehen.
Im Jahre 1758 kam John Dollond nach vielen und mühesamen
Versuchen mit der Construction eines Refractors zu Stande, dessen
Objectiv aus Flint- und CroAvnglaslinsen bestand und durchaus farb
lose Bilder lieferte. Diese Dollond’sehen Achromate von höchstens
3 bis 4 Fuss Länge verschafften sich bald auf den Sternwarten Ein
gang, Aveil sie leichter und bequemer als Spiegeltelescope waren und
auch in praktischer Weise mit Messinstrumenten verbunden werden
konnten. Die optische Kraft der Spiegeltelescope erreichten sie nicht.
Diese Refractore mussten zudem auf kleinere Dimensionen beschränkt
bleiben, AA r eil es unmöglich war, ein vollkommen reines, allenthalben
gleich dichtes Glas für ihre Objective, in grösseren Dimensionen her
zustellen.
Guinand in La Chaux de Fonds bei Genf, war der Erste, dem
es gelang, das erforderliche Flintglas in grösseren Dimensionen brauch
bar herzustellen. Fraunhofer in München vervollkommte das Ver
fahren wesentlich und stellte bald Objective und Refractore in einer
Vollendung und optischen Kraft dar, wie sie die Welt bis dahin nie
gesehen. Im Jahre 1824 vollendete er den grossen Refractor für die
Dorpater Stermvarte. Derselbe besitzt ein Objectiv von 9 Zoll Durch
messer und 13'/ 3 Fuss BrennAveite. Wie viele gleichzeitige Beobach
tungen ergeben, ist der Dorpater Refractor dem berühmten II er sch el’-
schen zwanzigfüssigen Telescope Aveit überlegen, was Schärfe und Deut
lichkeit der Bilder anbelangt. Nach Fraunhofer’s Tode wurde das
von ihm begonnene durch Merz und Mahler, später durch G. und
S. Merz fortgesetzt. Die Bereitungsweise des zu den Objectiven die-