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Feuerkugel.
man den ganzen Weg, welchen dasselbe in der Lnft beschreibt, durch
einen feurigen Streifen bezeichnet; dieser Feuerstreifen ist demnach
nicht objectiv, reell, sondern seine Existenz ist nur eine scheinbare.
Indessen zeigt schon der Umstand, dass die Dauer des Lichteindrucks
der Meteorschweife nicht von der Farbe und Intensität der eigentlichen
Feuerkugel abhängig scheint, dass die Meteorschweife nicht durch Täu
schung im Auge des Beobachters hervorgerufen werden, sondern dass
sie reell sind. Eine weitere Bestätigung erhält diese Ansicht durch
Art und Weise des Verschwindens derselben. Der Schweif der Oder
berger Feuerkugel vom 29. März 1848 erlosch nur äusserst langsam
und zwar von den beiden Enden gegen die Mitte hin, welche letztere
nahezu eine halbe Stunde sichtbar blieb. Den Schweif der Feuerkugel
vom 8. Dezember 1847 sah Heis während 50 Secunden abwechselnd
an Lichtstärke verlieren und zunehmen. Solches schon beweist, dass
die Erscheinung der Schweife keinem subjectiven Lichteindrucke im
Auge des Beobachters ihr Dasein verdanken kann und dieser Be
weis wird weiter unterstützt durch die wunderbaren Formen und Ge
staltungen, welche der, dem blossen Auge schon entschwundene Schweif
im Fernrohre zeigt, ebenso wie die lange Zeitdauer, während welcher
er auf diese Weise noch verfolgt werden kann. Schweife, die für das
blosse Auge schon nach wenigen Secunden verschwanden, sind bis
weilen im Fernrohre bis zu '/ 2 Stunde sichtbar geblieben. Die gerad-
linigte Gestalt derselben geht dann meist in eine gekrümmte, wellen
förmige oder auch mehr oder minder elliptische Form über, bis schliess
lich das Ganze zu einer Art feinem Gewölk wird, welches nach und
nach verschwindet.
Es wurde bereits oben bemerkt, dass durchaus nicht alle wahr
genommenen Feuerkugeln explodiren und ihre Bestandtheile auf die
Erde herniederstürzen, dass aber dieser letztem Fälle dennoch durch
die Jahrhunderte hindurch eine grosse Anzahl festgestellt worden, wäh
rend ein kurzsichtiger Skepticismus solche Thatsachen, deren ursäch
licher Zusammenhang mit andern Naturerscheinungen er nicht zu ent
hüllen vermochte, lange Zeit hindurch unbeachtet liess. Der hernieder
gefallene Meteorstein bietet uns die einzige Gelegenheit Körper zu
betasten, chemisch zu untersuchen, die aus unbekannter Ferne auf die
Erde herabsteigen. Er bietet uns zugleich einen schönen Beweis für
die Einheit und Gleichmässigkeit, welche in der ganzen Natur herrscht.
Denn noch nie hat bis jetzt die chemische Untersuchung von Aero-
lithen ergeben, dass diese Körper enthielten, welche unserer Erde fremd
wären. Eine grosse Anzahl derselben chemischen Elemente, welche
man auf Erden kennt, sind auch als Bestandtheile der Meteoriten er
kannt worden: Sauerstoff, Kohlenstoff, Phosphor, Schwefel, Kiesel,
Aluminium, Magnesium, Calcium, Kalium, Natrium, Eisen, Kupfer,
Blei, Zinn, Arsen, Nickel, Kobalt, Chrom, Mangan und ausser
diesen wahrscheinlich noch Molybdän und Titan. Aber die Verbin
dungen dieser Elemente in verschiedenen Meteormassen sind sehr von
einander abweichend. Das Vorherrschen oder theilweise Fehlen von
gediegenem Eisen hat Veranlassung gegeben, die Aerolithen in Eisen