Feuerkugel.
159
meteorite und Steinmeteorite einzutheilen, ob diese Eintheilung gleich
wohl in völliger Strenge sich nicht durchführen lässt, vielmehr ein
allmäliges Uebergehen aus der einen in die andere Klasse statthat. Das
Niederfallen von Meteoriten der ersten Klasse ist bis jetzt nur sehr selten
beobachtet worden. Einer der am genauesten beobachteten Fälle dieser
Art, ist der Meteoreisenfall von Braunau. Am 14. Juli 1847 sah
man an diesem Orte, an dem im übrigen reinen Himmel, eine kleine
dunkele Wolke, einige Minuten später wurde sie feurig roth und sandte
blitzartige Feuerstreifen nach allen Richtungen hin aus, dann nahm
sie ihre dunkele Farbe wieder an und verschwand allmälig. In dem
Orte Hauptmansdorf sah man aus dieser Wolke eine dunkele Masse
herniederfallen. Sie wühlte sich 3 Fuss tief in die Erde. Ihr Ge
wicht betrug 42 Pfund und sie besass die Gestalt eines mit sechseck
förmigen Vertiefungen überdeckten, unregelmässig vierseitigen Prisma’s
von eisengrauer Farbe. Wie die meisten Aerolithen, zeigte sie eine
dünne, graulich schwarze Rinde. Eine andere kleinere Masse war
nicht weit davon durch das Dach eines Hauses gefallen, ihr Gewicht
betrug 30'/ 2 Pfund. So viel mir bekannt, sind bis jetzt nur S bis
10 Fälle von Meteoreisen mit mehr oder minder grosser Wahrschein
lichkeit wirklich beobachtet worden. Dahingegen gibt es eine bedeu
tende Anzahl von Eisenmassen, w r elche unzweifelhaft meteorischen Ur
sprungs sind, deren Niederfallen auf den Erdboden indess nicht direct
beobachtet worden. Hier drängt sich sofort die Frage auf: Gibt es
untrügliche Kennzeichen für die meteorische Natur solcher Massen
oder kann dieselbe nur mit grösserer oder geringerer Sicherheit als
solche vermuthet w r erden? Streng genommen, muss eigentlich der letzte
Theil dieser Frage bejaht werden. Obgleich tellurisches gediegenes
Eisen sich nur als grosse Seltenheit an einzelnen Orten findet (Minas
Geraes, Clermont-Ferrand, Guilford), so können doch manche der auf
gefundenen Massen Kunstproducte sein, wie z. B. die Masse von
Wolfsmühle bei Thorn, welche nach Karsten meteorischen, nach
Rose indess tellurischen Ursprungs und in der That Kunstproduct
ist. Ein sichereres Criterium bildet der Nickelgehalt der Massen, in
dessen zeigen doch auch einzelne wenige Meteormassen keine nach
weisbare Legirung von Eisen und Nickel.
Im Jahre 1808 entdeckte v. Widmannstätten, dass abge
schliffene Stellen von Meteoreisen, sobald sie mit Salpetersäure geätzt
werden, eigenthümliche, unter verschiedenen Winkeln sich schneidende
Linien zum Vorschein treten lassen, und die Entdeckung dieser Wid-
mannstättschen Figuren schien für den ersten Augenblick ein un
trügliches Kennzeichen meteorischer Massen abgeben zu können. Die
Beweiskraft ist aber, wie sich später gezeigt, nur eine positive, keine
negative, indem in allen Fällen, wo die bezeichneten Figuren sichtbar
werden, die behandelte Masse zwar unzweifelhaft meteorischen Ur
sprungs ist, ‘während indess ein Nichtliervortreten derselben noch keinen
Schluss auf tellurischen Ursprung gestattet, indem auch selbst bei
nachweislichen Meteoriten in gewissen Fällen keine Figuren hervor
treten.