Feuerkugel,
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merkt, so genügt die Angabe des scheinbaren Weges, welchen dasselbe
unter den Sternen verfolgte.
2) Angabe der Zeit, welche das Meteor gebrauchte, um seine Bahn
zu durchlaufen, sowie Zeitangabe der ersten Sichtbarkeit.
3) Schätzung der scheinbaren Grösse, wobei am besten der Mond
zum Yergleich genommen wird. Die scheinbare Grösse in Fussmaass
oder dergleichen anzugeben ist widersinnig.
4) Angabe über die äussere Erscheinung im Allgemeinen: Farbe,
Schweif, Helligkeit etc.
5) Wenn das Meteor plötzlich zerplatzte oder über dem freien
Horizonte verschwand, beachte man, ob hierauf keine Detonationen
folgen, sowie wie viele Minuten und Secunden zwischen diesen und
dem Verschwinden des Meteors verflossen.
Die vielfältigsten Beobachtungen haben nun ergeben, dass die
Höhen, in welchen die Feuerkugeln gewöhnlich sichtbar werden und
zerplatzen, äusserst verschieden, immer aber nach Meilen zu berechnen
sind. Es ist mir nicht bekannt, dass jemals ein Meteor in einer Höhe
zerplatzte, die geringer wie eine geographische Meile gewesen. In
solchen Höhen ist die Atmosphäre äusserst verdünnt, aber die planeta
rische Geschwindigkeit, mit welcher sich die Aerolithen bewegen, ver
mag durch Zusammendrückung der in der Verlängerung der Fluglinie
liegenden Luftsäule dennoch eine intensive Licht- und Wärmeentwick
lung hervorzurufen. Nach Reichenbach’s mathematischer Entwick
lung vermag ein Meteor, welches mit einer Geschwindigkeit von
10 Meilen in der Secunde die oberen Lufträume durch schneidet, selbst
wenn dort eine Temperatur von 30° C. Kälte angenommen wird, eine
Wärmeentwicklung von 5178° C. zu verursachen. Der Widerstand der
Luft ist es auch, welcher das Zerplatzen der Meteore nothwendig zur
Folge hat. In einer Höhe von etwa 2 '/ 2 geographischen Meilen würde
ein Meteorit, dessen Geschwindigkeit 10 Meilen beträgt, auf jeden
Quadratzoll seines Querschnittes einen Druck von 77 Centnern auszu
halten haben, in dreifach grösserer Höhe würde der Druck nur noch
etwas mehr als 3 Centner betragen. Diesen Druck vermag ein Meteor
stein zwar leicht auszuhalten, dennoch aber giebt es Beispiele, dass
Meteore bei bedeutend geringerer Schnelligkeit in grösseren Höhen
über dem Erdboden platzten. Dieser Punkt ist bis jetzt noch nicht
aufgeklärt; andererseits aber ist die Frage ebenfalls noch unbeant
wortet, auf welche Weise in Höhen, wo die Atmosphäre eine ver
schwindend geringe Dichtigkeit besitzt, Schallphänomene entstehen
können, von solcher Intensität, wie sie beim Platzen vieler Feuer
kugeln wahrgenommen werden. Der Schall kann nur entstehen und
sich fortpflanzen, wo hinreichend dichte Luftschichten vorhanden sind;
dieses aber ist in Höhen von 7—10 Meilen nicht mehr der Fall. Um
so auffallender sind daher die gewaltigen Detonationen mancher Me
teorite, von denen die Berechnung zeigt, dass sie in solchen Höhen
platzten. Gegenüber dem, was wir bis jetzt über die Constitution
unserer Atmosphäre wissen und über die äussersten Schichten derselben
mit einiger Wahrscheinlichkeit vermuthen dürfen, bliebe zur Erklärung
Klein, Astronomie. 11