Fixsternverzeichniss.
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Ueber die Eintheilung der Sterne des scheinbaren Himmelsgewöl
bes in Gruppen und Bilder s. Sternbilder.
Fixstern Verzeichnisse , Sternkataloge, nennt man diejenigen Ver
zeichnisse, worin die Fixsterne nach ihrer Stellung am Himmel ein
getragen sind. Die Fixsternverzeichnisse der neuern Zeit sind aus
schliesslich nach der Reihenfolge der Rectascensionen (s. d.) der Sterne
geordnet ohne alle Rücksicht auf die Sternbilder. In manchen Ver
zeichnissen sind nicht einmal die Namen der Sterne beigefügt, sondern
bloss eine fortlaufende Nummer, die Rectascensionen und Declinationen,
so wie die Helligkeiten. Diese Angaben genügen auch in der That
für alle Zwecke der Astronomie, während die besonderen Namen eine
Last sind, deren Fortschleppung keinerlei Nutzen gewährt.
Das erste Fixsternverzeichniss hat um die Mitte des zweiten Jahr
hunderts vor Christus Hipparch angefertigt, wobei er sich zum Theil
auf die frühem Beobachtungen von Timocharis und Aristillus
stützte. Hipparch soll zu dieser Arbeit, nach dem Zeugnisse des
Plinius durch einen plötzlich auflodernden Stern veranlasst worden
sein. Das Verzeichniss des Hipparch ist nur in der Ueberarbeitung
des Ptolemäus auf die Gegeuwart gekommen und enthält in dieser
1025 Sterne. Der Tartarenfürst Ulugh-Beigh stellte um 1430 nach
eignen Beobachtungen einen neuen Fixsternkatalog zusammen, der zwar
nur 1017 Sterne enthält, dessen Angaben aber zuverlässiger sind, als
diejenigen des Ptolemäus. Noch genauer, aber auch wieder weniger
umfangreich ist das Fixsternverzeichniss von Tycho de Brahe, es
enthält 777 Sterne, sämmtlich auf das Jahr 1600 reducirt. Fast gleich
zeitig mit Tycho beobachteten Wilhelm IV., Landgraf von Hessen-
Cassel und Roth mann und brachten einen Katalog von 400 wohl
bestimmten Sternen zusammen. Sechszig Jahre später, 1677, beschäf
tigte sich Halley mit Beobachtungen südlicher Sterne und stellte einen
Katalog von 350 bei uns unsichtbaren Sternen des südlichen Himmels
zusammen. Hevel’s Sternverzeichniss enthält 1888 Sterne auf 1660
reducirt. Lacaille beobachtete 1751—1752 in kaum 10 Monaten fast
10,000 südliche Sterne; sein von Henderson auf 1750 reducirtes
Sternverzeichniss enthält 9766 südliche Sterne bis zur 7. Grösse.
Bradley’s Beobachtungen umfassen 3222 Sterne, sie sind von Bes sei
auf das Jahr 1755 reducirt worden; Piazzi’s Katalog enthält 7646 Sterne
für das Jahr 1800; das Verzeichniss von Rümker umfasst 12,000,
jenes von Taylor 11,015 Sterne. Lalande’s Katalog umfasst in
Baily’s Bearbeitung 47,390 Sterne; Bessel hat in den Jahren 1825
bis 1833 etwa 75,000 Beobachtungen als Grundlage eines genauen
Sternkatalogs angestellt; Argei an der’s Durchmusterung des nördlichen
Himmels von 45° bis 80° Declination, enthält über 22,000 Fixstern
positionen; für die neuen Himmelskarten Argelander’s, welche
324,198 Sterne enthalten und die von einem Fixsternkataloge begleitet
sind, wurden eine Million und fünfundsechszig Tausend einzelne Beob
achtungen angestellt.
Die Genauigkeit der Sternverzeichnisse der Neuzeit steht in weiter
gar keinem Vergleiche selbst zu dem Verzeichnisse Tycho’s. Nichts-