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Gestirne — Gioja Flavio.
Grösse nahe am Horizont vermehrt erscheint. Wenn man durch zwei
hinreichend lange und schmale, beiderseits offene Röhren, deren jede
vor ein Auge gehalten wird, nach dem in der Nähe des Horizonts
stehenden Monde- schaut, so erblickt man nach einer kleinen Weile
seinen Umfang beträchtlich verkleinert und seine Grösse sehr nahe
derjenigen gleich, welche er hoch am Himmel stehend zeigt. Dieser
Versuch gelingt, wie ich mich überzeugt habe, zum Theile auch mit
einer Röhre, wenn man das andere Auge schliesst. Nürnberger
bemerkt, dass man auch bei einem Panorama den aufgehenden Mond
grösser schätze, als den hoch am Himmel stehenden, obgleich natür
lich die wahre Grösse in beiden die nämliche ist.
Eine andere Augentäuschung ist das sogenannte Kleben der Sterne
an der Mondscheibe. Sobald der Mond bei seiner Fortbewegung einem
Sterne nahe kommt, erkennt man im Fernrohre deutlich, wie der Ab
stand desselben vom Mondrande von Secunde zu Secunde kleiner
wird, bis die Berührung stattfindet. Allein in diesem Momente ver
schwindet der Stern nicht hinter der Mondscheibe, sondern es kommt
bisweilen vor, dass derselbe deutlich auf die Scheibe tritt, hier ein
paar Secunden verbleibt und dann erst verschwindet. Diese Erschei
nung ist so häufig und von den verschiedensten Astronomen wahrge
nommen worden, dass an ihrer Richtigkeit nicht gezweifelt werden
kann. Dass das Ganze nur Täuschung ist, ist klar, aber die spezielle
Ursache, welche diese Täuschung veranlasst, ist zur Zeit noch keines
wegs erkannt.
Gestirne nennt man alle diejenigen glänzenden Körper, welche
sich unsern Blicken am Himmelsgewölbe zeigen und scheinbar einen
Gegensatz zu unserer Erde bilden, obgleich in Wirklichkeit letztere
ebenfalls ein Gestirn unter den Millionen von Gestirnen ist. Man be
zeichnet auch bisweilen die Verbindung mehrerer Sterne zu einem
Gesammtbilde als Gestirn, worüber der Artikel Sternbilder nachzu
schlagen ist.
Gewicht nennt man die Grösse des Druckes, welchen ein Körper
in Folge seiner Schwere auf seine Unterlage ausübt. Die Grösse des
Gewichtes hängt von der Menge der Massentheilehen oder Elemente
der Körper ab und ist diesen direct proportional.
Gillis, J. M., geb. am 6. September 1811 zu Georgestown, im
District Columbia, trat 1827 als Seecadet in die Marine der Vereinigten
Staaten, ward 1833 Lieutenant, machte sich um die Errichtung des
Naval Observatory 1842 in Washington sehr verdient und befehligte
1849 eine astronomische Expedition nach Chile, um durch Mikro-
metermessungen der Positionsdifferenzen der Venus in der Nähe des
östlichen und westlichen Stillstandes die Sonnenparallaxe zu ermitteln
Die Expedition erreichte zwar ihren Zweek nicht, doch veranlasste
Gillis den Bau der Sternwarte zu St. Jago in Chile.
Gioja Flavio lebte im Anfänge des 14. Jahrhunderts und ist wahr
scheinlich in Amalfi oder der Umgebung dieser Stadt geboren. Man
hat ihm die Erfindung des Compasses lange, aber mit Unrecht, zuge
schrieben. Er hat denselben nur verbessert.