Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

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Gleichung, persönliche. 
andere Person zu Beobachtungen an seinem Apparate veranlasste. Im 
Allgemeinen dürfte also wohl die Behauptung als richtig gelten, dass 
der Zeitraum zwischen dem Wahrnehmen einer Erscheinung und dem 
Ausfuhren einer Druckbewegung mit der Hand kürzer ausfällt, wenn 
die betreffende Erscheinung mittels des Ohres, als wenn sie mittels 
des Auges aufgefasst wird. Hirsch in Neufchatel ist bereits früher 
zu einem gleichen Resultate gelangt, er fand, dass er einen plötzlichen 
Schall ,49 / 1000 Secunde, einen plötzlichen Funken aber ungefähr '/ 5 Se- 
cunde zu spät markirte. Das Zeitintervall zwischen der Wahrnehmung 
einer Erscheinung und der Markirung derselben nennt Hirsch sehr 
passend die physiologische Zeit des betreffenden Beobachters. Don- 
ders und de Jaager haben Bestimmungen dieser physiologischen Zeit 
für verschieden gefärbtes Licht geliefert. Aus ihren Versuchen ergibt 
sich, dass weisses Licht etwas früher als farbiges Licht markirt wrnrde 
und ferner, dass, Avenn die Farbe des Lichtes bekannt war, die physio 
logische Zeit im Mittel 20I / I000 Secunde betrug, war jene nicht bekannt, 
so stieg diese auf 35, V 1000 Secunde. Vielleicht darf der Unterschied 
beider von ,54 /i 0 oo Secunde als Zeitdauer für die Ueberlegung angesehen 
werden. 
Hankel hat auch die Zeit bestimmt, Avelche verfliesst zwischen 
einem auf dem rechten Vorderarm ausgeübten Drucke und der nach 
Wahrnehmung desselben mit der Hand dieses Armes ausgeführten 
Druckbewegung. Es ergab sich hierfür im Mittel aus drei Versuchs 
reihen 1546 /ioooo Secunde. Aehnliche Versuche hat zuerst Helmholtz 
angestellt, nach ihm Hirsch, Schelske und de Jaager. Diese letz 
teren Forscher fanden als Fortpflanzungs-Gesclrwindigkeit der Erregung 
in den Empfindungsnerven im Mittel 30,3 Meter in der Secunde, jedoch 
mit beträchtlichen Abweichungen, die vielleicht auf eine Verschieden 
heit bei verschiedenen Personen hindeuten. 
Die zu den obigen Untersuchungen benutzten Apparate besitzen 
eine solche Einrichtung, dass unter Zuhülfenalnne einer nach bekann 
ten Gesetzen vor sich gehenden Bewegung, eine Verwandlung des Zeit 
unterschiedes in einen Raumunterschied erfolgt. Bei dem von Hankel 
construirten Apparate besteht der bewegte Körper aus einem Paraffin 
ringe, der in die kreisförmige Rinne einer 285 Millimeter im Durch 
messer haltenden Messingscheibe eingegossen ist. Vor der rechten Seite 
des Paraffinringes befinden sich die Spitzen zweier Hebel, die durch 
zAvei Electromagnete in Bewegung gesetzt werden können und beim 
Vorwärtsschlagen einen schwachen Eindruck in der Paraffinmasse er 
zeugen. Der messingene Rand, welcher die Paraffinscheibe umgibt, ist 
in ganze und halbe Grade eingetheilt und ein über dem höchsten Punkte 
des Randes befindlicher Nonius gestattet noch Zehntel eines halben 
Grades zu messen. Durch ein grosses, aus sorgfältig gearbeiteten 
messingenen Zahnrädern und Getrieben gebildetes Räderwerk kann die 
Scheibe in gleichförmige Umdrehung versetzt wei'den. Durch eine sehr 
sinnreiche Einrichtung wird die Geschwindigkeit, mit welcher die Scheibe 
umläuft, durch den Apparat selbst verzeichnet. Bei der Umdrehung 
der Scheibe wird nämlich ein Hebel gehoben, der nach genau 30 Um
	        
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