Gleichung der Zeit — Gnomon.
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laufen des Paraffinringes wieder herabfällt. An der Spitze dieses Hebels
befindet sich ein Hammer, der beim Herabfallen einen scharfen kurzen
Schlag gibt. An diesem Hebel ist ferner ein durch Elfenbein isolirtes
Messingstück angebracht, durch welches zwei an den unteren Enden
mit Platinspitzen versehene Schrauben hindurchgehen. Diese Platin
spitzen tauchen beim Herabfallen in zwei mit Quecksilber gefüllte Ver
tiefungen, die mit den Polen einer galvanischen Kette in Verbindung
stehen. Beim Herabfallen wird also diese Kette geschlossen. Der
Strom derselben geht nun durch den einen Electromagneten eines Re-
gistrirapparates und erzeugt mittels der Spitze eines durch den Electro
magneten in Bewegung gesetzten Hebels, auf einem durch ein Uhr
werk vorbeigeführten Papierstreifen, einen Eindruck. Durch den zwei
ten, gleich neben dem ersten stehenden Electromagneten dieses Re-
gistrirapparates fliesst ein anderer Strom, der durch eine besondere
Vorrichtung (einen sogenannten Krille’schen Unterbrecher), welche
mit einer Secundenuhr verbunden ist, jede Secunde geschlossen und
geöffnet wird. Die Spitze des zu ihm gehörigen Hebels erzeugt also
auf dem zuvor erwähnten Papierstreifen jede Secunde einen Eindruck.
Aus den in nebeneinander liegenden Reiben befindlichen Eindrücken
lässt sich die während 30 Umläufen des Paraffinringes verflossene Zeit
bis auf wenige Hundertstel einer Secunde bestimmen.
Gleichung der Zeit, Zeitgleiehung, bezeichnet den Unterschied
zwischen der wahren und mittleren Sonnenzeit, worüber das Nähere
in dem Artikel Zeitgleichung.
Gnomon, heisst ein einfaches, gegenwärtig längst ausser Gebrauch
gekommenes Instrument, um damit die Höhe der Sonne und die Zeit
des Mittags zu bestimmen. In seiner einfachsten Gestalt bestand der
Gnomon der Alten aus einer senkrechten Säule, die auf einer ebenen
Fläche errichtet wurde. Diese Säule warf, von der Sonne beschienen,
natürlich einen Schatten hinter sich und die Länge der Säule, dividirt
durch die Länge des Schattens, ergibt die Tangente des Höhenwinkels
der Sonne. Beobachtungen dieser Art müssen nothwendig ungenau
sein, weil der Endpunkt des Schattens niemals scharf begränzt, son
dern vielmehr von einem Halbschatten umgeben und verwaschen ist.
Man kam daher schon früh darauf, auf der höchsten Spitze des Gno
mons eine Platte mit einer kleinen Oeffnung anzubringen und die Ent
fernung des Bildes dieser Oeffnung, das sich im Schatten zeigte, vom
Fusspunkte des Gnomons zu messen. Aber auch in diesem Falle bringt
der Halbschatten eine nicht geringe Unsicherheit hervor.
Wenn die genaue Lage der Mittagslinie bekannt ist, so dient der
Gnomon, wie bereits bemerkt, auch dazu, den Augenblick des wahren
Mittags zu beobachten. Dieser Augenblick ist nämlich da, sobald die
Spitze des Schattens, oder der Mittelpunkt des Bildes der Oeffnung
an der Spitze in der Mittagslinie liegt. Aber auch diese Beobachtun
gen können keine grosse Genauigkeit gewähren, weil bei kleinen Gno
monen das Fortrücken des Schattens nur sehr langsam geschieht und
bei grossen der Halbschatten die Gränzen undeutlich macht. Gleich
wohl hat man noch lange, besonders in Italien den Gnomon zur Mit