Kepler’s Problem — Kepler’sche Regeln.
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gesandt, erhielt Kepler auch hier seinen Gehalt nicht ausbezahlt und
machte sich daher auf den Weg nach Regensburg, um vom Reichs
tage die Auszahlung seiner Forderungen zu erwirken. Hier starb er
verlassen und einsam, doch sein Name überdauert den Wechsel der
Zeiten und Reiche. Ausser seinen astronomischen Entdeckungen ge
bühren Kepler die grössten Verdienste um die Optik, wie er auch
gleichzeitig der Erfinder des nach ihm benannten astronomischen Fern
rohres ist. Seine sämmtlichen Werke gibt Chr. Frisch in lateinischer
Sprache heraus.
Kepler’s Problem wird die von Kepler in seiner Planetentheorie
zuerst aufgestellte und gelöste Aufgabe genannt: aus der mittlern Ano
malie eines Planeten seine w r ahre, also aus dem mittlern Orte den
wahren zu finden. Das Nähere hierüber sehe man in dem Artikel
Anomalie und Gleichung der Bahn.
Kepler’sche Regeln, Kepler’sche Gesetze, nennt man die drei von
Kepler auf dem Wege der Empirie aus den Beobachtungen Tycho’s
gefundenen Gesetze des Planetenlaufs, welche später Newton als
nothwendige Folgen aus seinem Gesetze der allgemeinen Anziehung
nachwies.
Bis auf Kepler hatte man allgemein angenommen, dass die Pla
netenbahnen Kreise seien, in deren Mittelpunkt die Sonne nicht stehe
und dass innerhalb dieser Kreise sich ein Punkt (Punctum aequans)
befinde, von dem aus gesehen, die Bewegung der Planeten gleich
förmig erscheine, so dass diese also für den Anblick aus dem Punctum
aequans in gleichen Zeiten gleich grosse Kreisbogen zu durchlaufen
scheinen. Bezüglich der Erdbahn nahm man an, dass ihr Ausgleichungs
punkt mit ihrem Mittelpunkte Zusammenfalle, während er bei den
übrigen Planetenbahnen jenseits ihres Mittelpunktes auf der der Sonne
entgegengesetzten Seite liegen sollte. Es stelle PEA (Fig. 35) eine
Planetenbahn, C deren Mittelpunkt
vor, so nahm man den Ort der
Sonne in S und den des Aus
gleichungspunktes in P an und
betrachtete PS als Excentricität.
Tycho hatte aus der Untersuchung
seiner Beobachtungen der Mars
bahn gefunden, dass PC und SC
nicht an Grösse gleich seien. Kep
ler vermuthete das Gegentheil und
begann die Untersuchungen von
Neuem, wobei er sich gleichzeitig
über die Excentricität der Erd
bahn Klarheit verschaffen wollte.
Er benutzte hierzu die Marsbeob
achtungen Tycho’s und verfuhr
dabei in folgender Weise.
Wenn der Planet Mars, dessen siderische Umlaufszeit 687 Tage
beträgt, nach Ablauf dieser Periode beobachtet wird, so zeigt er sich