Komet.
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erfolgte. Solche Veränderungen lassen sich nicht aus der Stellung des
Kometen gegen die Sonne und die Erde erklären, sie deuten vielmehr
auf eigene, geheimnissvolle Lichtprocesse, welche in dem Kometenkopfe
vor sich gehen. Bei dem 3. Kometen des Jahres 1862 musste der
Berechnung nach, die grösste Helligkeit gegen den 30. oder 31. August
sich entwickeln, aber sie trat ein, kurze Zeit, nachdem der Komet
seinen Sonnennähe-Punkt erreicht hatte, am 21. August. Seitdem hat
die spectralanalytische Untersuchung verschiedener Kometen, besonders
der Kometen I. 1861, I. 1866, II. 1868 ergeben, dass diese Gestirne
eignes Licht aussenden und zwar Licht, welches sich von jenem der
Sonne merklich unterscheidet.
Die gewaltigen Revolutionen, welche in dem Kometenkerne statt
haben, können sich bisweilen sogar so weit ausdehnen, dass der Kern
oder die Nebelhülle getrennt wird und aus einem Kometen zwei wer
den. Die älteste Erscheinung dieser Art, von der wir Nachrichten be
sitzen, fand im Jahre 371 v. Chr. statt. Der griechische Geschichts
schreiber Ephorus erwähnt, dass in jenem Jahre ein Komet erschien
und sich in zwei getheilt habe. Man schrieb demselben damals all
gemein den Untergang der beiden Städte Ilelice und Bura zu. Die
Annalen der Chinesen führen für das Jahr 896 sogar drei Kometen
an, welche in den Stationen Hui und Grei standen. Nach drei Tagen
sollen die beiden kleineren und bald darauf auch der grössere ver
schwunden sein. Diese Nachrichten schienen indess den neueren Astro
nomen wenig zuverlässig. In der That war es auch kaum glaubhaft
und durch kein anderweitiges Ereigniss in etwa bestätigt, dass ein
Weltkörper unter den Augen der Erdbewohner sich getheilt habe; aber
die Astronomen des 19. Jahrhunderts sollten bald eines Bessern be
lehrt werden.
Am 28. Februar 1826 entdeckte Herr von Biela zu Josephsstadt
in Böhmen einen kleinen schwachen Kometen, der sich bald als ein
periodischer, von etwa 6% Jahren Umlaufszeit erwies. Der Vorausberech
nung gemäss, kehrte er gegen Ende des Jahres 1832 zurück, ebenso
1839, obgleich er, ebenfalls der Rechnung nach, zu dieser Zeit nicht
von der Erde aus gesehen werden konnte. Im Jahre 1816 hingegen
war seine Lage so, dass er weit besser den Erdbewohnern zu Gesichte
kam. Da verkündeten plötzlich die amerikanischen Zeitungen, dass
Lieutenant Maury am 12. Januar den Kometen doppelt gesehen habe.
Diese Beobachtung bestätigte sich, indem Wichman in Königsberg
und Challis in Cambridge am 15. Januar ebenfalls die Trennung be
merkten; die Astronomen Valz, d’Arrest und Enke sahen sie am
27. Januar. Letzterer bemerkte, dass von den beiden Kernen der eine
schwächer als der andere war. Jeder derselben zog einen kleinen
Schweif hinter sich, dessen Richtung senkrecht zur Verbindungslinie
der beiden Kerne stand. Beide Kometen zeigten dieselbe Geschwin
digkeit und bewegten sich nach der nämlichen Richtung. Am 6. Fe
bruar sah man beide Kerne deutlich auf der Pariser Sternwarte, ihr
Abstand betrug damals ungefähr 14,000 geographische Meilen. Der
Himmelsraum zwischen beiden Kometen war vollkommen rein und