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Komet.
nebelfrei, aber einige Zeit später bemerkte Lieutenant Maury feine
Nebelstrahlen, welche den grösseren mit dem kleineren Kometen ver
banden. Letzterer nahm so schnell an Helligkeit ab, dass er in der
letzten Hälfte des März nicht mehr aufgefunden werden konnte. Nichts
destoweniger hat er sich nicht, was man wohl anfangs meinte, auf
gelöst, sondern als der Hauptkomet 18C2 wieder erschien, zeigte sich
auch der zweite, jedoch war sein Abstand von dem ersten bereits auf
mehr als 150,000 Meilen gestiegen. Im Jahre 1859 konnten beide
Gestirne ihrer Lage nach nicht gesehen werden, aber im Winter 1865
bis 1866, wo sie zurückkehren mussten, blieben sie aus, so dass man
nach den fleissigen Nachforschungen von d’Arrest und Secchi nicht
anders als annehmen muss, dass die beiden Gestirne sich bis zur gänz
lichen Unsichtbarkeit aufgelöst haben. Die neueste Zeit hat noch ein
zweites Beispiel eines Doppelkometen geboten, Liais entdeckte am
26. Februar 1860 zu Olinda in Brasilien einen schwachen Kometen,
der sich bald als Doppelkomet erwies. Der vorangehende war der
hellere und von länglicher Gestalt, während der schwächere von mehr
rundlicher Form erschien.
Der Biela’sche Komet gehört zu den Kometen von kurzer Um
laufszeit oder den sogenannten innern Kometen, die bereits oben auf
gezählt wurden. Unter diesen nimmt nächst dem Biela’schen, der
nach seinem ersten Berechner sogenannte Encke’sche Komet ein vor
wiegendes Interesse in Anspruch. Zum ersten Male beobachtet ward
dieses Gestirn am 17. Januar 1786 von Mechain, aber es gelang dem
Entdecker im Vereine mit Messier nur noch einmal, am 19. Januar,
den Kometen wiederzusehen. Da, wie wir wissen, aber mindestens
drei Beobachtungen vorliegen müssen, ehe die Astronomen die Bahn
eines Kometen berechnen können, so war das Gestirn damals für die
Berechnung als verloren zu betrachten. Am 7. November 1795 sah
Miss Herschel den Kometen wieder, aber auch die damaligen Beob
achtungen genügten nicht zu einer genauen Untersuchung seiner Bahn.
Als der Komet indess im Jahre 1819 zurückkehrte, fand Encke, dass
jenes Gestirn sich in elliptischer Bahn bewegt und etwa 3'/ 3 Jahr zu
jedem Umlaufe um die Sonne gebraucht. Eine kurze Umlaufszeit war
schon an und für sich merkwürdig, aber ein weiterer Umstand verlieh
dem Encke’schen Kometen bald ein noch grösseres Interesse. Encke
fand nämlich, dass die Umlaufszeit desselben und die hiermit zusam
menhängende mittlere Entfernung sich fortwährend verkleinert.
Die gesammte Verminderung der Umlaufszeit in der Periode von
1786 bis zum Jahre 1838 beträgt 1 Tag. Was das Endresultat
dieser fortdauernden Annäherung an die Sonne sein wird, liegt auf
der Hand. Der Komet wird sich mit der Zeit in die Sonne stürzen
müssen. Diese Folgerung ist streng richtig, jedoch gilt sie nur unter
der Voraussetzung, dass die Kraft, welche den Kometen bei jedem
Umlaufe näher zur Sonne hintreibt, immer wirkt und ihre Wirkung
nicht mit der Zeit durch andere entgegengesetzte Kräfte compensirt
wird. Ob dieses der Fall ist oder nicht, wissen die Astronomen zur
Zeit noch nicht mit Bestimmtheit anzugeben, wenngleich sie die Ursache