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Korona — Kosmoglobus.
Korona wird der strahlende Lichtkranz genannt, der bei totalen
Sonnenfinsternissen die schwarze Mondscheibe mngiebt. Man kann das
Anssehen der Korona am besten mit der Glorie oder dem sogenann
ten Heiligenscheine vergleichen, der auf Gemälden das Haupt von Hei
ligen umgiebt. Doch zeigen sich insofern Abweichungen hiervon, als
die Korona nicht allenthalben gleiche Breite besitzt und die Strahlen
auch nicht immer senkrecht auf dem Mondrande stehen. So bemerkte
man z. B. bei der totalen Sonnenfinsterniss im Jahre 1842 in Perpignan
verschiedene Strahlen der Korona, welche genugsam verlängert den
Mondrand tangirt haben würden. Die Strahlen lassen sich übrigens
nicht unmittelbar bis zum Mondrande verfolgen, sondern verlieren sich
vielmehr in einem blendend weissen Lichtringe, der in einer Breite
von etwa 3 Minuten oder ’/, 0 des Monddurchmessers zunächst den
dunklen Mondrand umgiebt. Die Korona wird bisweilen schon einige
Secunden vor der totalen Verdeckung der Sonne sichtbar, ebenso bleibt
sie noch einige Secunden bestehen, nachdem die Totalität schon vor
über ist.
Die Korona gehört nicht, wie man früher glaubte, dem Monde
an, sondern bildet unzweifelhaft einen Theil der äussersten Sonnen
umhüllung, indem ihr Mittelpunkt mit dem Sonnencentrum zusammen
fällt. Doch sind die langen Strahlen, welche sie aussendet, gewiss
nur subjective Erscheinungen, ähnlich den schrägen Strahlen, welche
die Sonne erzeugt, wenn sie durch eine Wolke hindurchscheint. Wollte
man die Strahlen der Korona als wirkliche gelten lassen, so würde
ihre Länge bis zu 1,000,000 Meilen betragen, was doch wohl nicht
anzunehmen ist.
Die Untersuchung des Lichtes der Korona hat bis jetzt keine
übereinstimmenden Resultate ergeben. Arago fand mittels seines Po-
lariscops (s. d.), dass das Licht der Korona reflectirtes sei, andere
Beobachter gelangten zu entgegengesetzten Resultaten und diese letz
teren werden auch durch die neuesten Ergebnisse der Spectralanalyse
bestätigt. Professor Harkness erhielt bei der totalen Sonnenfinsterniss
vom August 1869 zu Des Moines in Nordamerika von einer hellen
Stelle der Korona ein continuirliches Spectrum (also ohne dunkle
Linien) mit einer einzigen hellen Linie, welche der Linie 1474 von Kirch -
hoff’s Skala entspricht und die Lockyer und Young auch in der
Chromosphäre der Sonne gefunden haben.
Kosmisch nennt man alles, was sich auf die Welt als solche be
zieht. Kosmischer Aufgang s. Aufgang der Gestirne.
Kosmoglobus, eine 1827 von Dr. Garthe erfundene Weltmaschine,
welche alle Erscheinungen des Himmels und der Erde in astronomi
scher Beziehung darstellt.
Der leitende Gedanke des Erfinders war: Himmels- und Erdglobus
mit dem Planetarium zu verbinden und so ein der Wirklichkeit ent
sprechendes Ganzes zu bilden. Der Himmel wurde durch zwei leicht
zu öffnende Glashalbkugeln, an deren einer Seite sich der mit Farben-
und Grössen-Verschiedenheit angebrachten Fixsternhimmel in den ver
schiedenen Sternbildern deutlich markirten und einen sehr gefälligen