306
Länge, geographische.
Stimmungen zu erhalten, denn der Erdschatten auf dem Monde erscheint
an den Grenzen verwaschen und die Abweichungen verschiedener Beob
achter in ihren Angaben für einen und denselben Orte können über
V 2 Minute erreichen. Dazu finden auch Monfinsternisse viel zu selten
statt. Zahlreichere und genauere Resultate liefernd, sind die Verfinste
rungen der Jupitersmonde, doch auch hier sind, wie Zach gezeigt hat,
Fehler von 30 Secunden nicht zu vermeiden.
Zur Ermittelung geringerer Meridiandifferenzen bedient man sich
daher schon seit 1671 der künstlichen Signale, Anfangs mittels Blick
feuern und Raketen, zuletzt ausschliesslich mittels Anzünden von
kleinen Pulvermengen. Man brennt nämlich zwischen den Orten A
und B, deren Meridiandifferenz bestimmt werden soll, eine kleine Quan
tität Pulver ab. Der Lichtblitz, der unter Umständen bis auf 30 Meilen
Entfernung gesehen werden kann, ist ein momentaner, und da die
Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichtes 40,000 Meilen pro Secunde
beträgt, so wird der plötzliche Blitz an beiden Stationen A und B
so gut wie völlig gleichzeitig wahrgenommen. Unter diesen Umständen
giebt der Unterschied der Beobachtungszeiten an beiden Orten die
Meridiandifferenz.
Um die Genauigkeit dieser Methode beurtheilen zu können, möge
hier eine Beobachtungsweise folgen, die am 24. Juli 1803 zur Er
mittelung der Meridiandifferenz des Ettersberges bei Weimar und der
Sternwarte Seeberg angestellt wurde.
Mittlere Zeit auf dem
Ettersberge.
26"
30
35
11
16
21
2,2 s
59,3
59,6
8.5
2.6
2,0
Mittlere Zeit auf der
Sternwarte Seeberg.
5 h 23 m 57, l 9
Längenunterscliied Ettersberg
östlich von Seeberg.
0 h 2 m 5,1'
28
33
9
13
18
54,8
55,0
3,8
58.2
57.3
4.5
4.6
4.7
4,4
4,7
Mittel
Der Längenunterschied beträgt also 2 m 4,67
0 h
2 m 4,67”
mit einem mittleren
Fehler von 0,221 9 oder in Bogenmaass 31' 10,05" =±= 3,32 8 .
Für grössere Entfernungen sind aber solche Pulversignale nicht
gut anwendbar, man bedient sich daher hier der Sternbedeckungen
durch den Mond oder der Sonnenfinsternisse, sowie der Durchgänge
der unteren Planeten vor der Sonnenscheibe. Diese Erscheinungen sind
zwar für Beobachter an verschiedenen Orten der Erdoberfläche keines
wegs gleichzeitig, allein man kann sie durch Rechnung auf diejenige
Zeit reduciren, zu welcher sie von dem Beobachter im Erdmittelpunkte
wahrgenommen worden wären. Indem man diese Reduction für beide
Beobachtungsorte ausführt, hat man gleichsam für den Erdmittel
punkt eine tautochrone Erscheinung, und die Differenz der reducirten
Beobachtungen giebt die Meridiandifferenz der beiden Orte.
Ein anderes Mittel zur Längenbestimmung bieten die Mondcul-
minationen. Wenn man an zwei unter verschiedenen Meridianen
liegenden Orten die Differenz der Culmination des Mondes und eines