Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

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Länge, geographische. 
Stimmungen zu erhalten, denn der Erdschatten auf dem Monde erscheint 
an den Grenzen verwaschen und die Abweichungen verschiedener Beob 
achter in ihren Angaben für einen und denselben Orte können über 
V 2 Minute erreichen. Dazu finden auch Monfinsternisse viel zu selten 
statt. Zahlreichere und genauere Resultate liefernd, sind die Verfinste 
rungen der Jupitersmonde, doch auch hier sind, wie Zach gezeigt hat, 
Fehler von 30 Secunden nicht zu vermeiden. 
Zur Ermittelung geringerer Meridiandifferenzen bedient man sich 
daher schon seit 1671 der künstlichen Signale, Anfangs mittels Blick 
feuern und Raketen, zuletzt ausschliesslich mittels Anzünden von 
kleinen Pulvermengen. Man brennt nämlich zwischen den Orten A 
und B, deren Meridiandifferenz bestimmt werden soll, eine kleine Quan 
tität Pulver ab. Der Lichtblitz, der unter Umständen bis auf 30 Meilen 
Entfernung gesehen werden kann, ist ein momentaner, und da die 
Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichtes 40,000 Meilen pro Secunde 
beträgt, so wird der plötzliche Blitz an beiden Stationen A und B 
so gut wie völlig gleichzeitig wahrgenommen. Unter diesen Umständen 
giebt der Unterschied der Beobachtungszeiten an beiden Orten die 
Meridiandifferenz. 
Um die Genauigkeit dieser Methode beurtheilen zu können, möge 
hier eine Beobachtungsweise folgen, die am 24. Juli 1803 zur Er 
mittelung der Meridiandifferenz des Ettersberges bei Weimar und der 
Sternwarte Seeberg angestellt wurde. 
Mittlere Zeit auf dem 
Ettersberge. 
26" 
30 
35 
11 
16 
21 
2,2 s 
59,3 
59,6 
8.5 
2.6 
2,0 
Mittlere Zeit auf der 
Sternwarte Seeberg. 
5 h 23 m 57, l 9 
Längenunterscliied Ettersberg 
östlich von Seeberg. 
0 h 2 m 5,1' 
28 
33 
9 
13 
18 
54,8 
55,0 
3,8 
58.2 
57.3 
4.5 
4.6 
4.7 
4,4 
4,7 
Mittel 
Der Längenunterschied beträgt also 2 m 4,67 
0 h 
2 m 4,67” 
mit einem mittleren 
Fehler von 0,221 9 oder in Bogenmaass 31' 10,05" =±= 3,32 8 . 
Für grössere Entfernungen sind aber solche Pulversignale nicht 
gut anwendbar, man bedient sich daher hier der Sternbedeckungen 
durch den Mond oder der Sonnenfinsternisse, sowie der Durchgänge 
der unteren Planeten vor der Sonnenscheibe. Diese Erscheinungen sind 
zwar für Beobachter an verschiedenen Orten der Erdoberfläche keines 
wegs gleichzeitig, allein man kann sie durch Rechnung auf diejenige 
Zeit reduciren, zu welcher sie von dem Beobachter im Erdmittelpunkte 
wahrgenommen worden wären. Indem man diese Reduction für beide 
Beobachtungsorte ausführt, hat man gleichsam für den Erdmittel 
punkt eine tautochrone Erscheinung, und die Differenz der reducirten 
Beobachtungen giebt die Meridiandifferenz der beiden Orte. 
Ein anderes Mittel zur Längenbestimmung bieten die Mondcul- 
minationen. Wenn man an zwei unter verschiedenen Meridianen 
liegenden Orten die Differenz der Culmination des Mondes und eines
	        
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