Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

Länge, geographische. 
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und nach einer gewissen Zeit wünscht er die geographische Länge zu 
kennen, unter der er sich momentan befindet. Er misst demzufolge 
mit seinem Sextanten zur Zeit, als das Chronometer 5 h 18 m 13 s zeigte, 
die Höhe der Sonne und findet daraus durch Rechnung (s. d. Artikel 
Zeitbestimmung), dass diese Beobachtung nur 3 h 18 m 3 S mittlerer 
Ortszeit seines Schiffes geschah. Das Schiff befindet sich demnach 
5 h 18 m 13 s — 3 h 18 m 3 s = 2 h 0 m 10 5 oder 30 11 2' 30" vom Meridian von 
Greenwich entfernt und zwar westlich davon, da die Ortszeit des 
Schiffes kleiner als die gleichzeitige Ortszeit in Greenwich ist. 
Man erkennt unmittelbar, dass die Genauigkeit dieser Art von 
Längenbestimmung hauptsächlich auf dem genauen Gange des Chrono 
meters beruht. Nun findet man freilich keine Uhr dieser Art, die ab 
solut genau ginge; dies ist aber auch nicht erforderlich, sondern es ge 
nügt, wenn der tägliche Fehler des Chronometers stets die gleiche 
Grösse behält. Ein Chronometer, das täglich 15 s voreilt und diesen 
Gang behält, ist ein ein gutes zu nennen, während ein anderes, das 
heute I s voreilt, dann eine Zeit lang richtig geht, hierauf wieder ein 
paar Tage um 2 B vorläuft, dann um I s zurückbleibt etc., nur als mittel- 
mässig bezeichnet werden kann. Geht nämlich ein Chronometer täglich 
constant um t Secunden vor, so eilt es nach n Tagen um t • n Secunden 
vor, und man braucht bloss diese Grösse von seinen Zeitangaben zu 
subtrahiren (oder, wenn das Chronometer nachgeht, dieselbe zu seinen 
Angaben zu addiren), um die ganz richtige Zeitangabe zu erhalten. 
Diese Correction ist aber nicht möglich, wenn das Chronometer bald 
vorläuft, bald zurückbleibt. Man nennt das constante Yoreilen oder 
Zurückbleiben t pro Tag den täglichen Gang der Uhr. Diesen täg 
lichen Gang bestimmt man am einfachsten durch Yergleichung der 
Zeitangaben des Chronometers mit den Angaben der astronomischen 
Uhr einer Sternwarte während eines gewissen Zeitraumes. Um sich 
später zu überzeugen, ob die Uhr ihren täglichen Gang noch unver 
ändert beibehält, kann man an einem Orte, dessen geographische Länge 
bekannt ist, durch Sonnenhöhen oder correspondirende Höhen die Zeit 
direct 1 bestimmen und diese Resultate mit den Angaben der Uhr ver 
gleichen. Beispiel: Ein Schilfer findet bei Yergleichung seiner Uhr 
mit derjenigen einer Sternwarte, dass jene 3 m 14,5 S gegen die mittlere 
Ortszeit vorgeht. Nach 30 Tagen gelangt er an einen Ort, der 
l h 18 m 15,I s in Länge von jener Sternwarte entfernt ist. Er bestimmt 
seine Ortszeit und findet, dass die Uhr l h 23 m 18,3 S Unterschied gegen 
diese Ortszeit zeigt. Hiervon sind l h 18 m 15,I s auf den Meridian 
unterschied und 3 m 14,5 S auf das anfängliche Vorgehen der Uhr zu 
setzen, der Rest von 1 D1 48,7 S repräsentirt die Abweichung der Uhr in 
l m 48 7 S 
30 Tagen, der tägliche Gang der Uhr war also H — = + 3,62 9 . 
Da der genaue Gang eines Chronometers oft durch Ursachen 
beeinflusst werden kann, die man nicht so leicht zu entdecken ver 
mag, und da diese Ursachen plötzlich wirken können, die Vor 
aussetzung eines constanten täglichen Ganges daher unrichtig 
sein kann und auf diese Weise beträchtliche und gefährliche
	        
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