Länge, geographische.
309
und nach einer gewissen Zeit wünscht er die geographische Länge zu
kennen, unter der er sich momentan befindet. Er misst demzufolge
mit seinem Sextanten zur Zeit, als das Chronometer 5 h 18 m 13 s zeigte,
die Höhe der Sonne und findet daraus durch Rechnung (s. d. Artikel
Zeitbestimmung), dass diese Beobachtung nur 3 h 18 m 3 S mittlerer
Ortszeit seines Schiffes geschah. Das Schiff befindet sich demnach
5 h 18 m 13 s — 3 h 18 m 3 s = 2 h 0 m 10 5 oder 30 11 2' 30" vom Meridian von
Greenwich entfernt und zwar westlich davon, da die Ortszeit des
Schiffes kleiner als die gleichzeitige Ortszeit in Greenwich ist.
Man erkennt unmittelbar, dass die Genauigkeit dieser Art von
Längenbestimmung hauptsächlich auf dem genauen Gange des Chrono
meters beruht. Nun findet man freilich keine Uhr dieser Art, die ab
solut genau ginge; dies ist aber auch nicht erforderlich, sondern es ge
nügt, wenn der tägliche Fehler des Chronometers stets die gleiche
Grösse behält. Ein Chronometer, das täglich 15 s voreilt und diesen
Gang behält, ist ein ein gutes zu nennen, während ein anderes, das
heute I s voreilt, dann eine Zeit lang richtig geht, hierauf wieder ein
paar Tage um 2 B vorläuft, dann um I s zurückbleibt etc., nur als mittel-
mässig bezeichnet werden kann. Geht nämlich ein Chronometer täglich
constant um t Secunden vor, so eilt es nach n Tagen um t • n Secunden
vor, und man braucht bloss diese Grösse von seinen Zeitangaben zu
subtrahiren (oder, wenn das Chronometer nachgeht, dieselbe zu seinen
Angaben zu addiren), um die ganz richtige Zeitangabe zu erhalten.
Diese Correction ist aber nicht möglich, wenn das Chronometer bald
vorläuft, bald zurückbleibt. Man nennt das constante Yoreilen oder
Zurückbleiben t pro Tag den täglichen Gang der Uhr. Diesen täg
lichen Gang bestimmt man am einfachsten durch Yergleichung der
Zeitangaben des Chronometers mit den Angaben der astronomischen
Uhr einer Sternwarte während eines gewissen Zeitraumes. Um sich
später zu überzeugen, ob die Uhr ihren täglichen Gang noch unver
ändert beibehält, kann man an einem Orte, dessen geographische Länge
bekannt ist, durch Sonnenhöhen oder correspondirende Höhen die Zeit
direct 1 bestimmen und diese Resultate mit den Angaben der Uhr ver
gleichen. Beispiel: Ein Schilfer findet bei Yergleichung seiner Uhr
mit derjenigen einer Sternwarte, dass jene 3 m 14,5 S gegen die mittlere
Ortszeit vorgeht. Nach 30 Tagen gelangt er an einen Ort, der
l h 18 m 15,I s in Länge von jener Sternwarte entfernt ist. Er bestimmt
seine Ortszeit und findet, dass die Uhr l h 23 m 18,3 S Unterschied gegen
diese Ortszeit zeigt. Hiervon sind l h 18 m 15,I s auf den Meridian
unterschied und 3 m 14,5 S auf das anfängliche Vorgehen der Uhr zu
setzen, der Rest von 1 D1 48,7 S repräsentirt die Abweichung der Uhr in
l m 48 7 S
30 Tagen, der tägliche Gang der Uhr war also H — = + 3,62 9 .
Da der genaue Gang eines Chronometers oft durch Ursachen
beeinflusst werden kann, die man nicht so leicht zu entdecken ver
mag, und da diese Ursachen plötzlich wirken können, die Vor
aussetzung eines constanten täglichen Ganges daher unrichtig
sein kann und auf diese Weise beträchtliche und gefährliche