Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

Micrometer. 
333 
multiplicirt, giebt sofort die Differenz der Declinationen beider Gestirne, 
und die Zwischenzeit, die von dem Appulse des Fixsterns durch den 
Yerticalfaden DE bis zu dem des Planeten verflossen ist, giebt die 
Differenz der Rectascensionen beider Gestirne. Da man nun die Rect- 
ascension und Declination des Fixsterns bereits kennt, so erhält man 
dadurch auch sofort die Rectascension und Declination des Planeten. 
Der Filarmicrometer ist eine Art Schraubenmicrometer, bei 
welchem mittels einer Schraube ein beweglicher Faden einem andern, 
unbeweglichen Faden genähert werden kann, und dessen erste Idee 
Picard gehört. 
Eine andere Form des Micrometers ist Bradley’sRautenmicro- 
meter (Fig. 42.). Man denke sich, sagt Littrow, in das kreis 
förmige Feld des Fernrohrs ein Quadrat AB CD beschrieben, dessen 
Seiten jenen Kreis in vier einander 
gegenüberstehenden Punkten berühren. 
Yon dem oberen Berührungspunkte M 
ziehe man zwei grade Linien oder hier 
zwei gespannte Fäden MC und MD 
nach den untern Spitzen des Quadrats, 
und ebenso von dem untern Berüh 
rungspunkte N zwei andere nach A 
und B. Spannt man überdies noch 
einen fünften Faden PQ, der durch 
den Mittelpunkt des Kreises parallel 
mit der Seite AB oder CD des Qua 
drats geht, so wird man wie zuvor 
durch eine geringe Drehung des Qua 
drats um seinen Mittelpunkt dieses 
Netz leicht so stellen, dass der letzte Faden PQ dem Wege der Sterne, 
d. h. dem Aequator parallel ist. Mit einem so eingerichteten und so 
gestellten Fadennetze wird man dann die Differenz der Rectascensionen 
und Declinationen der Gestirne leicht bestimmen, wenn man bemerkt, 
dass, wie aus der erwähnten Construction dieses Netzes hervorgeht, 
jede PQ parallele Linie ac gleich sein muss der Entfernung bM dieser 
Linie von dem ihr nächsten Scheitel M oder N der Raute, welche jene 
vier ersten Fäden unter sich bilden. Hätte man also z. B. den Durch 
gang eines Fixsterns, dessen Declination 30° beträgt, durch den Punkt a 
um 4 h 17' und durch den Punkt c um 4 h 21' beobachtet, so ist die 
Differenz dieser Zeiten 4 Minuten. Multiplicirt man diese Differenz, 
um sie in Bogen zu erhalten mit 15 und überdies mit dem Cosinus 
der Declination, der hier gleich 0,866 ist, so erhält man 51,96 Bogen 
minuten, und eben so gross ist also auch der Abstand Mb des Weges ac 
dieses Sternes von dem Puukte M. Die Zeit aber, wo dieser Stern 
in der Mitte zwischen seine Fäden in a und c, d. h. wo er in dem 
Punkte b war, ist offenbar gleich der Mitte jener zwei Beobachtungs 
zeiten oder gleich 4 h 19'. Hätte man nun ebenso bald darauf einen 
Planeten auf dieselbe Weise beobachtet, und für ihn den Abstand Mb 
gleich 32,54 Bogenminuten und die Zeit der Mitte beider Beobach
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.