Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

Mond. 
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eine Mondatmosphäre vorhanden, so müsste sie, wie eben auseinander 
gesetzt worden, die Dauer der Bedeckung abkürzen, und Rechnung 
und Beobachtung würden keine Uebereinstimmung zeigen. Tobias 
Mayer bediente sich dieser Methode und fand, dass keine merkliche 
Refraction am Mondrande existirt und Bessel-bestätigte dies insoweit, 
dass die höchste mögliche Dichte der Mondatmosphäre '/ 9ÖS betrage. 
Inzwischen lässt sich diesen Schlüssen entgegenhalten, dass einerseits 
der Mondhalbmesser nicht absolut fehlerfrei bekannt ist und anderer 
seits der Eintritt der Sterne nicht hinter einer allgemeinen Niveau 
linie des Mondes, sondern hinter den Kämmen seiner Berge beobachtet 
wird. Es könnte daher doch eine nicht eben dichte Mondatmosphäre 
existiren, die in Höhen von 6000—8000 Fuss bereits so sehr ver 
dünnt ist, dass sie nur eine sehr geringe Refraction erzeugt. 
Wirkliche Veränderungen auf der Mondoberfläche sind weder von 
Tobias Mayer und Lohrmann, noch von Beer und Mädler wahr 
genommen worden. Einige dahin zielende Wahrnehmungen von Schröter 
sind zu unsicher, um etwas daraus folgern zu können. Erst im Herbste 
1866 bemerkte Schmidt in Athen, dass der Krater Linné im Mare 
serenitatis nicht mehr in der Gestalt wie er Lohr mann und Mädler 
bei ihren Untersuchungen, sowie ihm selbst in den Jahren 1841—1843 
erschien, vorhanden sei. Er zeigte sich mehr als verwaschener Licht 
fleck und nur in sehr günstigen Momenten konnte ein sehr kleiner 
Krater unterschieden werden. Später hat Schmidt noch eine Region 
in 14° südl. seien. Breite und 12° östl. Länge angegeben, wo ebenfalls 
ein Krater sich gegen früher beträchtlich verändert hat. Ob man hier 
an vulkanische Eruptionen oder Einstürze zu denken hat, lässt sich 
nicht mit Sicherheit entscheiden; Schmidt neigt sich zu ersterer An 
sicht hin. 
Die Frage, ob auf dem Monde Menschen ähnliche Bewohner exi 
stiren, lässt sich direct nicht beantworten, indem kein Fernrohr mächtig 
genug ist, den Mond unseren Blicken so nahe zu rücken, dass an ein 
Erkennen von Mondbewohnern zu denken sei. Wenn wir an den Mangel 
des Wassers auf unserm Satelliten und an seine höchst dünne Atmo 
sphäre denken, müssen wir zu dem gestehen, dass der Mond ein Aufent 
haltsort für Menschen wie wir, nicht wohl sein könne. 
Die Länge des Jahres kommt für den Mond sehr nahe mit unserer 
Jahresdauer überein; dagegen beträgt die mittlere Länge seines Tages 
354 Stunden 22 Min. 1,4 Sec. Die mittlere Dauer desselben ist für 
die Mitte der uns zugewandten Mondhälfte um 33 m 56 s länger, für die 
abgewandte um ebenso viel kürzer. Dies rührt daher, dass, indem 
der Mond vom ersten zum letzten Viertel fortrückt, seine Bewegung 
in gleichem Sinne wie die scheinbare Sonnenbewegung erfolgt, die 
letztere also langsamer erscheint, die Sonne für die diesseitige Halb 
kugel länger über dem Horizonte bleibt, oder die Tagesdauer etwas 
gegen diejenige der abgewandten Halbkugel zunimmt. 
Da die Jahreszeiten von dem Winkel abhängen, welchen die Um- 
drehungsaxe eines Planeten mit der Ebene seiner Bahn bildet, so 
können sie auf dem Monde nur wenig verschieden sein, und die Mittags
	        
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