Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

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Nebelflecke. 
Legentil und Messier vielfach, mit dem Orionnebel, aber ihre Fern 
rohre waren viel zu unvollkommen, um solchen Arbeiten dauernden 
Werth für die Nachwelt zu verleihen. Erst Herschel, der Sohn, 
lieferte eine schätzbare Zeichnung des ganzen Nebels im Jahre 1824, 
einzelne Theile zeichnete auch Lamont, aber die herrliche Darstellung, 
welche der jüngere Herschel später publicirte, ward ausschliesslich 
auf seine Beobachtungen am Cap der guten Hoffnung begründet, wo 
selbst das Sternbild des Orion höher über den Horizont steigt, wie in 
unseren Breiten. Die vollkommenste Darstellung lieferte indess Bond. 
Der Haupttheil des Nebels hat, wie Legentil sich treffend ausdrückt, 
die Gestalt eines geöffneten Thierrachens. 
In dieser Gegend befindet sich auch das berühmte Trapez. Pro 
fessor d’Arrest hat mit Hülfe des grossen Refiactors der Sternwarte 
zu Kopenhagen den Orionnebel neuerdings einer umfassenden Unter 
suchung unterworfen und glaubt ebenso wie Struve bedeutende Ver 
änderungen bemerkt zu haben; so zeigt sich u. A. die grosse Bucht 
seit einigen Jahren gewissermaassen durch eine Art Nebelstreif iiber- 
brückt. Solche Veränderungen, besonders wenn sie von zwei verschie 
denen Beobachtern mit verschiedenen Fernrohren bemerkt worden sind, 
können nicht wohl als Täuschungen angesehen werden. Das Gleiche 
gilt meiner Ansicht nach indess nicht von den mit schwächeren Werk 
zeugen und an einem einzigen Abend constatirten angeblichen Verän 
derungen, welche die Beobachter auf der Greenwicher Sternwarte am 
11. Januar des Jahres 1864 bemerkt haben wollen. Die Verände 
rungen bestanden hauptsächlich in der Abwesenheit von drei Hervor- 
ragungen im südlichen Rande der grossen Bucht, welche in Bond’s 
und Herschel’s Zeichnungen deren vier enthält, während in Green 
wich nur eine einzige gesehen wurde. Ferner soll der westliche Rand 
sich 12 Bogensecunden mehr nach Westen zu verschoben haben, des 
gleichen ein gewisser heller Fleck 15—20 Secunden nordwärts gerückt 
sein. Die Abwesenheit einer bestimmten Grenze in der brillanten 
Helligkeit, welche unter dem Namen der Huyghens’schen Region be 
kannt ist, und am südlichen Rande der Einbuchtung liegt, wird gleich 
falls als physische Veränderung angegeben. Diese sämmtlichen Wahr 
nehmungen der Brittischen Astronomen sind indess meiner Ansicht 
nach nicht geeignet, wirkliche Veränderungen als erwiesen anzunehmen. 
Die mehr oder minder bedeutende Reinheit und Ruhe der Luft, die 
Güte des angewandten Fernrohrs und die Empfindlichkeit des Auges 
des Beobachters für schwache Lichteindrücke — alle diese Ursachen 
tragen in erstaunlichem Grade dazu bei, Untersuchungen über die Ge 
stalt und Helligkeit von Nebelflecken zu beeinträchtigen und zu modi- 
ficiren. Was aber Struve’s und d’Arrest Wahrnehmungen anbe 
langt, so können diese allerdings nicht als optische Täuschungen ange 
sehen werden. Aber sicherlich sind alle diejenigen Astronomen in ihren 
Behauptungen zu weit gegangen, welche hierin einen neuen Beweis 
für die Annahme zu sehen glauben, dass der Orionnebel überhaupt 
aus Nebelmaterie bestehe und gewaltigen Revolutionen unterliege. Denn, 
wenn wir bemerken, dass bereits Lamont im Jahre 1837 den Orion
	        
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