Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

Nebelflecke. 
357 
Eindruck der Himmelsdecke, die mich so lebhaft beschäftigte, schien 
mir aber wohl mit Unrecht die Erklärung durch den Contrast nicht 
befriedigend. William Her sch eis Betrachtungen über ganz stern 
leere Räume im Scorpion und im Schlangenträger, die er Oeffnungen 
in dem Himmel nennt, leiteten mich auf die Idee, dass in solchen Re 
gionen die hinter einanderliegenden Sternschichten dünner, oder gar 
unterbrochen seien, dass unsere optischen Instrumente die letzten Schich 
ten nicht erreichen, dass wir wie durch Röhren in den fernsten Welt 
raum blicken.” Ich komme nach diesen kurzen Bemerkungen über 
einige der auffälligsten Objecte der uns abgewandten Himmelshälfte zu 
der vierten und letzten Klasse der Nebelflecke, den doppelten und 
mehrfachen Nebeln zurück. Wenn man die relative Seltenheit der 
mehr oder minder regelmässig gestalteten Nebel bedenkt, wenn man 
ferner die geringe Wahrscheinlichkeit erwägt, die dafür spricht, dass 
sich in einem bestimmten Falle zufällig zwei oder mehrere dieser 
sonderbaren Himmelskörper sehr nahe bei einander stehend zeigen, so 
muss man mit Recht erstaunen, dass nach Herschel dem Jüngeren 
jetzt bereits 146 Doppelnebel, 25 dreifache, 10 vierfache, 1 fünffacher 
und 2 sechsfache Nebel aufgefunden worden sind. Solche Häufigkeit 
kann unmöglich dem Zufalle zugeschrieben werden. Grade so wie die 
grosse Anzahl der Doppelsterne, Avelche in geringen Distanzen von 
einander sich befinden, mit Nothwendigkeit dazu leitet, dass in solcher 
Yertheilung nicht allein ein blinder Zufall waltete, sondern dass viel 
mehr die weitaus grösste Zahl dieser Sterne nicht nur scheinbar, son 
dern in der That aus zwei nahe bei einander stehenden Sonnen be 
steht, d. h. physisch zusammengehören, so ist man auch versucht an 
zunehmen, dass zwei oder mehrere Nebel in physischem Yerbande zu 
einander stehen und ein System höherer Ordnung bilden. Professor 
d’Arrest, der sich in neuester Zeit sehr viel mit der Untersuchung 
der Nebelflecken beschäftigt, bemerkt über die Doppelnebel, dass na-ch 
seinen Untersuchungen die Anzahl der wahrscheinlich physisch ver 
bundenen Nebelflecke ganz unerwartet gross sei im Yerhältniss zu dem 
Vorkommen von Doppelsternen unter den Fixsternen; die Zahl der 
Doppelnebel möge vielleicht gegen 300 betragen, es sei kaum noch 
zweifelhaft, dass man in Zukunft die Bahnen von Doppelnebeln zu 
berechnen versuchen werde. Unter den bisher beobachteten Doppel 
nebeln ist es gegenwärtig, da man bis zur neuesten Zeit kein specielles 
Augenmerk auf diesen Gegenstand gerichtet hatte, nicht möglich, Um 
laufsbewegungen um einander mit Sicherheit nachzuweisen. Andeu 
tungen über solche Veränderung in der gegenseitigen Stellung der 
Doppelnebel sind vorhanden; so bei No. 316 des John Herschel- 
schen Katalogs. Bei diesem Doppelnebel betrug nämlich die Distanz 
1785: 60 Secunden, 1827: 45 Secunden und der Positionswinkel 
45 Grad. Im Jahre 1862 fand d’Arrest die gegenseitige Distanz 
nur noch gleich 28 Secunden, während der Positionswinkel 56° 32' 
betrug. Es scheint daher hier eine Umlaufsbewegung unzweifelhaft, 
über ihre Dauer lässt sich indess noch nichts Sicheres bestimmen. 
Wenn man indess beachtet, dass nach den schnellen Aenderungen der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.