Nebelflecke.
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Eindruck der Himmelsdecke, die mich so lebhaft beschäftigte, schien
mir aber wohl mit Unrecht die Erklärung durch den Contrast nicht
befriedigend. William Her sch eis Betrachtungen über ganz stern
leere Räume im Scorpion und im Schlangenträger, die er Oeffnungen
in dem Himmel nennt, leiteten mich auf die Idee, dass in solchen Re
gionen die hinter einanderliegenden Sternschichten dünner, oder gar
unterbrochen seien, dass unsere optischen Instrumente die letzten Schich
ten nicht erreichen, dass wir wie durch Röhren in den fernsten Welt
raum blicken.” Ich komme nach diesen kurzen Bemerkungen über
einige der auffälligsten Objecte der uns abgewandten Himmelshälfte zu
der vierten und letzten Klasse der Nebelflecke, den doppelten und
mehrfachen Nebeln zurück. Wenn man die relative Seltenheit der
mehr oder minder regelmässig gestalteten Nebel bedenkt, wenn man
ferner die geringe Wahrscheinlichkeit erwägt, die dafür spricht, dass
sich in einem bestimmten Falle zufällig zwei oder mehrere dieser
sonderbaren Himmelskörper sehr nahe bei einander stehend zeigen, so
muss man mit Recht erstaunen, dass nach Herschel dem Jüngeren
jetzt bereits 146 Doppelnebel, 25 dreifache, 10 vierfache, 1 fünffacher
und 2 sechsfache Nebel aufgefunden worden sind. Solche Häufigkeit
kann unmöglich dem Zufalle zugeschrieben werden. Grade so wie die
grosse Anzahl der Doppelsterne, Avelche in geringen Distanzen von
einander sich befinden, mit Nothwendigkeit dazu leitet, dass in solcher
Yertheilung nicht allein ein blinder Zufall waltete, sondern dass viel
mehr die weitaus grösste Zahl dieser Sterne nicht nur scheinbar, son
dern in der That aus zwei nahe bei einander stehenden Sonnen be
steht, d. h. physisch zusammengehören, so ist man auch versucht an
zunehmen, dass zwei oder mehrere Nebel in physischem Yerbande zu
einander stehen und ein System höherer Ordnung bilden. Professor
d’Arrest, der sich in neuester Zeit sehr viel mit der Untersuchung
der Nebelflecken beschäftigt, bemerkt über die Doppelnebel, dass na-ch
seinen Untersuchungen die Anzahl der wahrscheinlich physisch ver
bundenen Nebelflecke ganz unerwartet gross sei im Yerhältniss zu dem
Vorkommen von Doppelsternen unter den Fixsternen; die Zahl der
Doppelnebel möge vielleicht gegen 300 betragen, es sei kaum noch
zweifelhaft, dass man in Zukunft die Bahnen von Doppelnebeln zu
berechnen versuchen werde. Unter den bisher beobachteten Doppel
nebeln ist es gegenwärtig, da man bis zur neuesten Zeit kein specielles
Augenmerk auf diesen Gegenstand gerichtet hatte, nicht möglich, Um
laufsbewegungen um einander mit Sicherheit nachzuweisen. Andeu
tungen über solche Veränderung in der gegenseitigen Stellung der
Doppelnebel sind vorhanden; so bei No. 316 des John Herschel-
schen Katalogs. Bei diesem Doppelnebel betrug nämlich die Distanz
1785: 60 Secunden, 1827: 45 Secunden und der Positionswinkel
45 Grad. Im Jahre 1862 fand d’Arrest die gegenseitige Distanz
nur noch gleich 28 Secunden, während der Positionswinkel 56° 32'
betrug. Es scheint daher hier eine Umlaufsbewegung unzweifelhaft,
über ihre Dauer lässt sich indess noch nichts Sicheres bestimmen.
Wenn man indess beachtet, dass nach den schnellen Aenderungen der