Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

Nebelflecke. 
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Geschwindigkeit ist indess eine so enorme, dass sie in der That ge 
gründete Bedenken li er vor ruft; weniger jedoch wegen ihrer absoluten 
Grösse an und für sich, als wegen der Verhältnisse, unter welchen sie 
auftritt. Zwei kugelförmige Fixsternhaufen, deren jeder aus vielen 
Tausend Sonnen besteht, können im Allgemeinen keinen dauernden 
Bestand haben, wenn sie um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen, 
dessen Abstand von den äussersten Sternen der beiden Weltsysteme 
nur wenig von dem Halbmesser dieser letztem verschieden ist, beson 
ders wenn die Umlaufszeiten innerhalb beider Systeme unvergleichlich 
langsamer vor sich gehen, wie diejenigen der Gesammtcomplexe über 
haupt. In unserem Sonnensysteme und in unserem Fixsternreiche 
sind die zu einem Verbände gehörigen Complexe durch Räume ge 
trennt, gegen welche die Abstände innerhalb dieser Complexe selbst 
nur von untergeordneter Grösse sind. Die Entfernungen der Monde 
von den Planeten betragen Tausende, jene der Planeten von der Sonne 
und der Doppelsterne von einander Millionen, die Fixsterne selbst sind 
durch Billionen von Meilen von einander getrennt. 
Es spricht sonach die Analogie und eine aus dem erkannten Baue 
des Universums hergeleitete sehr hohe Wahrscheinlichkeit gegen die 
Annahme, dass die sogenannten planetarischen Doppel- und mehrfachen 
Nebel sammt und sonders ans eben so vielen Anhäufungen unendlich 
weit entfernter Fixsterne bestehen. Vielmehr sind die meisten Ge 
bilde dieser Art eben nur Nebel, die durch einen Centralstern er 
leuchtet werden, und die meisten Doppelnebel, gewiss aber diejenigen, 
welche bereits in kurzer Zeit Andeutungen einer Umlaufsbewegung um 
einander zeigen, sind gewiss nur von Nebelhüllen umgebene Doppel 
sterne unseres Fixsternsystems. 
Was die wahre Natur der Nebelflecke anbelangt, so glaubten schon 
lange vor Herschel: Halley, Lacaille u. A., dass diejenigen Ge 
bilde, welche uns als sternlose Nebelflecke erscheinen, nichts Anderes als 
ungeheure Sternhaufen sind, deren einzelne Sterne wir wegen der unge 
meinen Entfernung dieser Gebilde, selbst in den grössten Telescopen nicht 
mehr einzeln unterscheiden können. Derselben Ansicht war anfänglich 
auch Herschel, aber die späteren Untersuchungen mittels seiner 
grossen Telescope liessen ihn sich entschieden für das Vorhandensein 
einer wirklichen Dunstmaterie in den Nebelflecken erklären. Lord 
Rosse, der mittels seines öOfüssigen Reflectors einen sehr grossen Theil 
der Herschel’schen Nebel in Sterne zerlegte, ist wieder zu der An 
sicht zurückgekehrt, in den Nebelflecken entfernte Sternhaufen zu sehen. 
Die so überaus fruchtbare Spectralanalyse hat auch hier zum 
ersten Male positive Ergebnisse an Stelle der auf Analogie beruhenden 
Schlüsse gesetzt. Sie hat mit Evidenz gezeigt, dass in der That wirk 
liche, selbstleuchtende Nebel im Welträume existiren, und dass die 
selben nichts Anderes als glühende Gasmassen sind. Huggins hat 
zuerst im August 1864 das Spectrum eines Nebelfleckes gesehen 
und erkannt, dass dasselbe aus 3 hellen Linien .bestand, so dass 
der Nebel sich als wahre, selbstleuchtende Gasmasse offenbarte. Die 
glänzendste Linie befindet sich in der Nähe der hellsten Linien des
	        
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