Sonne.
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1611 erschien und dessen Beobachtungen bis zum Anfänge dieses Jahres
zurückgehen.
Was die scheinbaren Bewegungen der Sonnenilecke über die Scheibe
der Sonne anbelangt, so sind diese von Ost nach West gerichtet und
zwar gebrauchen die einzelnen Flecke 13 Tage, um von einem bis
zum andern Sonnenrande zu gelangen. Die wahren Bahnen der Flecke
sind natürlich Kreise; als solche erscheinen sie uns indess niemals.
Gegen den 5. Juni, wenn die Sonne in den Zwillingen steht, erscheinen
die Bahnen der Sonnenflecke als gerade Linien, die mit der Ebene der
Erdbahn einen Winkel von etwa 7 '/ 2 ° machen. In den darauf folgen
den Monaten krümmen sich die Bahnen der Flecke immer mehr und
mehr, und beschreiben Ellipsen, deren grosse Axe der Ekliptik parallel
und deren hohle Seite nach Nord gekehrt ist. Die grösste Krümmung
zeigen diese Ellipsen gegen den 5. September, wenn die Sonne in der
Jungfrau steht, und von jetzt ab werden diese Ellipsen immer schmaler
und schmaler, bis endlich gegen den 5. December die Bahn der Flecke
wieder eine gerade Linie ist. Offenbar befindet sich die Erde zur Zeit,
wenn die Bahnen der Sonnenflecke als gerade Linien erscheinen, in der
Ebene des Sonnenäquators, und da an den genannten beiden Tagen
die heliocentrische Lauge der Erde *253° und 75° beträgt, so muss
offenbar die Knotenliuie des Sonnenäquators mit der Ekliptik dieselbe
Länge haben.
Wie bereits bemerkt, dauert die Sichtbarkeit eines Flecks auf der
Sonnenscheibe, indem er von einem bis zum andern Sonnenrande geht,
etwa 13 Tage; nach etwa 14 Tagen wird er am Ostrande wieder sichtbar
(natürlich, falls der Fleck sich nicht inzwischen auflöste), so dass die
scheinbare Rotationsdauer der Sonne 27 Tage dauert. Um hieraus die
wahre Umdrehungszeit abzuleiten, muss man bedenken, dass innerhalb
dieser 27 Tage, die Erde etwa 26° in ihrer Bahn zurücklegt, der Fleck
also nicht bloss 360° des Umfangs der Sonnenkugel, sondern noch
überdies 26° zurückzulegen hat, um wiederum im östlichen Sonnen
rande zu stehen. Man hat daher zur Bestimmung der wahren Rota
tionsdauer der Sonne die Proportion:
386° : 360 u = 27 d : x d ,
oder x = 25% 0 Tage oder 25 Tage 4'/ 3 Stunden. Nach zahlreichen
und genauen Beobachtungen von Spörer ergiebt sich die Rotations
dauer der Sonne genauer zu 25 Tagen 5 h 38 m . Dieser Werth ist
übrigens auch nur eine Annäherung an die Wahrheit, einestheils weil
die meisten Sonnenflecke nur kurze Zeit andauern, dann aber auch,
weil dieselben ihre Gestalt unaufhörlich verändern und ausser der roti-
renden noch eigne Bewegungen besitzen.
Erst in dem zweiten Viertel unseres Jahrhunderts zeigte Lau
gier mit voller Gewissheit, dass eine Eigenbewegung der Flecken
existirt. Er gelangte zu diesem Resiütate, indem er den Bogen auf
der Sonnenkugel maass, um welchen mehrere Flecken zu verschiedenen
Zeiten von einander entfernt standen. Diese Entfernung betrug z. B.
für zwei Flecke am 24. Mai 1840 nahezu 73° 30'. Schreibt man
die Aenderung der Bewegung einem einzigen der beiden Flecken zu, so