Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

Störungen. 
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rung der stündlichen Häufigkeit resultirt aber, Avie Schiaparelli ge 
zeigt, aus der gleichen Yertheilung und Bewegung der Meteore im 
Raume und der Bewegung der Erde. Vergl. Sternschnuppen. 
Es kann sonach keinem Zweifel unterliegen, dass das Planeten 
system in seiner gegenwärtigen Constitution nicht die Elemente einer 
absolut ewigen Hauer in sich trägt, allein über den Zeitpunkt, wann 
die Erde oder irgend ein anderer Planet in der Sonne ihr Ende finden 
werde, lässt sich gegenwärtig nur sagen, dass er um eine Anzahl von 
Jahrhunderten noch vor uns liegen muss, deren Erfassung jeglicher 
menschlichen Vorstellungskraft spottet. 
Die hohe Ausbildung, welche die Theorie der Störungen in der 
Gegenwart erlangte, hat es ermöglicht, an ihrer Hand das Vorhanden 
sein eines Planeten in unserm Sonnensysteme nachzuweisen, den als 
solchen bis dahin kein menschliches Auge erkannt hatte. Der äusserste 
der gegenwärtig bekannten Planeten, der Neptun, ist von Leverrier 
theoretisch entdeckt und nach der Anweisung dieses Astronomen von 
Galle am 23. September 1846 unweit der Stelle, welche drie Rech 
nung ihm anwies, aufgefunden worden. Während bis auf Leverrier 
von den Astronomen die Aufgabe behandelt wurde: aus den Baliu- 
elementen und den Massen der Planeten die störenden Wirkungen zu 
berechnen, hat der französische Astronom zuerst und mit Glück das 
Problem gelöst, aus den Störungen umgekehrt die Bahnelemente und 
Masse, sowie den Ort des störenden Körpers zu bestimmen. Veran 
lassung zu dieser schwierigen Aufgabe gaben die Abweichungen, welche 
der nach den Kepler’sehen Gesetzen und der Theorie der Störungen 
berechnete Ort des Uranus von der Beobachtung zeigte. Die 
störenden Einwirkungen der bekannten Planeten waren berücksichtigt 
worden und dennoch fehlte beim Uranus die sonst allenthalben statt 
findende Uebereinstimmung zwischen Rechnung und Beobachtung. Es 
entstand hierdurch bei verschiedenen Beobachtern die Vermuthung, dass 
die Bewegung des Uranus wohl noch von einer Kraft beeinflusst werde, 
welche man zur Zeit nicht kenne. Schon A. Bouvard sprach in 
seinen Tafeln der Bewegung des Uranus diese Vermuthung aus, und 
sein Neffe, Eugen Bouvard, warf 1837 in einem Briefe an Airy 
bestimmter die Erage auf, ob die Abweichungen in der Uranusbewe- 
wung nicht einem jenseits der Bahn desselben befindlichen Planeten 
zuzuschreiben sein möchten. Im Jahre 1842 stellte die Göttinger 
Akademie der Wissenschaften eine neue Bearbeitung der Uranustheorie 
als Preisfrage auf, doch ging keine Beantwortung derselben ein. Um 
diese Zeit beschäftigte sich Hansen mit dem Probleme, ohne jedoch 
Gelegenheit zu finden, seine Untersuchung zu Ende zu führen. Bessel 
hielt Anfangs dafür, dass die Anomalien in der Bewegung des Uranus 
nicht durch einen jenseits desselben befindlichen Planeten hervorge 
rufen würden. Allein in seinen letzten Lebensjahren ging er von dieser 
Ansicht ab und beschäftigte sich sogar ernstlich mit der Aufsuchung 
dieses Planeten durch Rechnung. Sein allzu früher Tod verhinderte 
ihn, die Arbeit zu einem übersichtlichen Abschlüsse zu bringen. 
Dies war der Zustand der Dinge, als Leverrier, von Arago
	        
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