Full text: Populäre astronomische Encyclopädie

Breite — Breite, geographische. 
verschieden dichter Luftschichten ruft die Erscheinungen der sogen. 
Luftspiegelung (s> d.) hervor. 
Verschiedene Körper zeigen die merkwürdige Eigenschaft, den hin 
durchgehenden Lichtstrahl in zwei zu zerspalten; man sieht durch die 
selben alle Gegenstände doppelt. Diese Körper werden doppeltbrechende 
genannt. Bartholin der zuerst im Jahre 1667 einen solchen doppelt 
brechenden Körper untersuchte, fand schon, dass von den beiden 
Strahlen, in welche der einfallende Strahl gespalten wird, bloss der 
eine (der ordentliche) Strahl das gewöhnliche Brechungsgesetz be 
folgt, dass dagegen der andere (oder ausserordentliche) Strahl 
ein ganz abweichendes Verhalten zeigt. Lässt man die beiden Strahlen 
nochmahls durch einen doppeltbrechenden Körper gehen, so werden sie 
zwar nochmals zerlegt, aber die beiden Strahlenbündel zeigen die Eigen- 
tliümlichkeit, dass sie ihre Helligkeit je nach der Lage der beiden dop 
peltbrechenden Körper ändern. Man nennt sie nun polarisirt. Im Jahre 
1808 fand Malus, dass ein Lichtstrahl, wenn er unter einem bestimm 
ten Winkel von einer Glas- oder Wasserfläche zurückgeworfen wird, 
ebenfalls polarisirt ist, denn er zeigt, durch einen doppeltbrechenden 
Körper geleitet, die gleiche periodische Veränderung der Helligkeit, wie 
sie oben erwähnt wurde. Die nämlichen Erscheinungen treten aber 
auch auf, wenn man den reflectirten Strahl nochmals von einer Glas 
platte reflectiren lässt. Das Maximum der Helligkeit tritt dann ein, 
wenn beide Reflexionsebenen einander parallel sind, das Minimum, wenn 
sie sich kreuzen. Die vollständige Polarisation findet für jede Materie 
nur bei einem ganz bestimmten Winkel statt unter welchem das Licht 
einfallen muss. Dieser Winkel heisst Polarisationswinkel. — Diese An 
deutungen über die doppelte Brechung müssen hier genügen, da der 
Gegenstand dem Gebiete der Astronomie im Allgemeinen fern liegt. 
Breite (astronomische) eines Gestirns wird der Winkelabstand 
desselben von der Ekliptik genannt. Man misst diesen Abstand auf 
einem senkrecht zur Ekliptik stehenden und die Pole derselben schnei 
denden grössten Kreise. Die Breite kann nördlich oder südlich sein, 
je nachdem der Stern nördlich oder südlich von der Ekliptik steht; 
für Sterne in der Ekliptik selbst ist die Breite natürlich Null, für 
Sterne in den Polen derselben = 90°. Breite und Länge bestimmen 
den Ort eines Gestirns am Himmel vollkommen. 
Breite, geocentrische, wird die Breite eines Planeten für einen 
Beobachter im Erdmittelpunkte genannt. Siehe auch Pol höhe. 
Breite, geographische, ist der senkrechte Winkelabstand eines 
Punktes der Erdoberfläche vom Aequator, man unterscheidet nördliche 
und südliche Breite, je nachdem der Ort auf der nördlichen oder süd 
lichen Erdhälfte liegt. Geographische Breite und geographische Länge 
bestimmen die Lage jedes Ortes der Erdoberfläche. Geogr. Breite und 
Polhöhe sind gleich. Man hat verschiedene Methoden, die geogr. Breite 
oder Polhöhe eines Ortes zu bestimmen. Die einfachste ist diejenige 
der Beobachtung eines Fixsterns z. B. des Polarsterns bei seinen Me 
ridiandurchgängen. Es sei (Fig. 9) 0 der Beobachtungsort auf der 
Erde, p der Erdpol, P der senkrecht darüber befindliche Himmelspol,
	        
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