Full text: Handbuch der Elektrochemie

Reduktion von Badwiderstand. 
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Diese Verhältnisse werden noch durch eine Menge Faktoren, die 
ihre Einflüsse sehr stark geltend machen, erheblich kompliziert. In 
erster Linie ist dabei des Widerstandes zu gedenken, der einen erheb 
lichen Mehraufwand an Spannung erfordert. Derselbe setzt sich aus 
einer ganzen Reihe von Einzelwiderständen zusammen, die größtenteils 
nicht berechnet werden können, sondern für jeden einzelnen Fall be 
sonders bestimmt werden müssen: Das sind vorzugsweise die Polari 
sation, die Widerstände des Elektrolyten und der Diaphragmen. Der 
letztere Eaktor wird besonders groß, wenn die verschiedenartigen 
Flüssigkeiten der beiden Elektrodenabteilungen miteinander einen Nieder 
schlag geben, welcher sich in den Poren des Diaphragmas festsetzen 
und so eine Niederschlagsmembran bilden können 1 ). 
Um die schwächenden und störenden Einflüsse der Polarisations 
ströme nach Möglichkeit aufzuheben, hat man dafür Sorge zu tragen, 
daß bei den elektrolytischen Prozessen auftretender Wasserstoff“ und 
Sauerstoff verbraucht und somit verhindert wird, sich an den Elek 
trodenoberflächen abzulagern. Wir sahen bereits Beispiele derart bei 
den konstanten Batterien. 
In elektrolytischen Bädern muß man in derselben Weise dafür 
Sorge tragen, daß Oxydations- und Reduktionsprozesse gleichzeitig von 
statten gehen können. Das läßt sich z. B. erreichen bei der Metall 
abscheidung unter Anwendung löslicher Anoden (S. 190). 
Es liege beispielsweise zur Elektrolyse eine Kupferlösung, als Anode 
ein unreines Kupfer, als Kathode ein dünnes reines Kupferblech vor; 
führt man der Anode eine nur schwach gespannte positive elektrische 
Ladung zu, so werden dadurch Kupfermoleküle in den Ionenzustand 
versetzt und in Lösung gebracht; das aber hat zur Folge, daß eine 
gleiche Anzahl von Ionen in den molekularen Zustand übergeht und an 
der Kathode zur Ablagerung kommt, weil durch die neuen Ionen der 
osmotische Druck der Lösung zu groß geworden ist. Die dadurch frei 
werdenden elektropositiven Ladungen der ausgeschiedenen Ionen werden 
der Anodenplatte wieder zugeführt. 
Der Gesamtinhalt des Bades bleibt dabei immer derselbe, es tritt 
bei der Bindung genau so viel freie Arbeit auf, wie bei der elektro 
lytischen Zerlegung geleistet werden muß; die algebraische Summe 
dieser Arbeiten ist also Null. Die in der Zelle zu verrichtende Arbeit 
ist unter der Voraussetzung, daß der Elektrolyt gleichförmig zusammen 
gesetzt bleibt, nur die Joulesche Wärmearbeit. 
In anderen Fällen wird man die Polarisation bei Reduktions 
prozessen verhindern oder wenigstens herabsetzen können dadurch, daß 
man leicht oxydierbare Substanzen in das Bad gibt, die durch den 
Sauerstoff entweder verbrannt oder in nutzbarer Weise umgewandelt 
werden oder, indem man den Sauerstoff zur Rückoxydierung von 
Anfangslaugen verwertet (s. z. B. Kupfergewinnung aus Erzen). 
Eine besondere Beachtung verdienen die als Anoden vielfach ver 
wendeten Kohlen, die wir für den speziellen Zweck der Alkalichlorid 
elektrolyse (s. dort) noch besonders betrachten werden. Sie machen 
i) Vgl. darüber Ostwald, Zeitschr. phys. Chem. 6, p. 71 (1890). — Tamman, 
daselbst p. 237. — Oberbeck, Wiedemanns Ann. Phys. Chem. 42, p. 194 bis 204 
(1891). — Springmann, Wiedemanns Ann. Phys. Chem. 1894, p. 140.
	        
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